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Made in US-zone germany?

#1 von Willoughby , 02.03.2014 11:36

Hallo zusammen,
vermutlich ist das hier schon einmal besprochen worden und ich habe es nicht mitbekommen, aber ich frage einfach mal:
Soweit ich weiß, kam Fleischmann ab 1952 mit H0-Modellen auf den Markt. Wieso steht auf manchen der ersten Wagen, z.B. Packwagen Nr 1405, der Hinweis "made in US-zone germany"? Hat da Fleischmann in Franken die politische Entwicklung/Neuordnung nicht mitbekommen oder waren die Formen/Werkzeuge bereits 1948 betriebsbereit?
Mit Grüßen aus Münster,
Hanns.

Achja, als ich versuchte via Wikipedia das zu lösen, stieß ich auf der Seite auf den Hinweis, dass das ehemalige Fabrikgelände für Wohnzwecke umgewidmet wurde. Neubauten auf der Fläche, Fabrikgebäude zu Wohnungen umgebaut. Wäre das nicht der ideale Wohnort für hard-core FL-Fans?


 
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RE: Made in US-zone germany?

#2 von vwlucas , 02.03.2014 14:17

Hallo,

Ich sah ein paar Stücke von meiner Sammlung. (vor und nach 1954)
Die ersten Einträge "Made in Western Germany" sind aus dem Jahr 1954 (tender von die BR 24, 1350).

Einige Teile "US Zone" (Tender BR 01, BR 41, 1361 1364, Startserie im Blech) wurden bis 1962 verkauft


Für mich ist Fleischmann immer Recht!
Selbst wenn er falsch ist.


 
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RE: Made in US-zone germany?

#3 von Ochsenlok , 02.03.2014 22:59

Zitat von Willoughby im Beitrag #1
Hallo zusammen,
vermutlich ist das hier schon einmal besprochen worden....
Hanns.



Hallo Hanns,

hierzu gab es vor ein paar Jahren einen Beitrag im DSO.

Wenn man den Thread durchliest, findet man u.a. einen Hinweis darauf, dass das Besatzungsstatut erst 1955 offiziell aufgehoben wurde. Eine ähnliche Sachverhaltsbeschreibung findet man auch hier:KLICK

Grüße
Dennis


 
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RE: Made in US-zone germany?

#4 von Willoughby , 02.03.2014 23:34

Hallo,
das ist ein interessanter Ansatz, nur wage ich zu bezweifeln, daß Modelleisenbahn irgendwie unter das Besatzungsstatut fielen oder der Hinweis auf die marktführende Herstellerregion Süddeutschland mit der Markung transportiert werden sollte. Die Mitbewerber haben dies zudem auch nicht getan und der Begriff "made in western Germany" bürgerte sich doch eh alsbald als die gewünschte Abgrenzung zur DDR ein. Zudem scheint es mir naheliegender die beginnende Wirtschaftwunderzeit eher mit dem Begriff "made in western Germany" als "made in US-zone germany" zu verbinden. Es geht hier schließlich um eine der Gründungsmythen der jungen Bundesrepublik.
Wie dem auch sei, es scheint so schnell nicht zu klären sein und vermutlich weiß man es bei Fleischmann selbst auch nicht mehr so recht.
Mit Grüßen aus Münster,
Hanns.


 
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RE: Made in US-zone germany?

#5 von herribert73 , 03.03.2014 10:08

Hallo Hans,
meine neue 1365S Set 1365/3 Pullman....und Fragen warscheinliches Baujahr 56, hat diesen US Zone Moniker stolz auf der Motorabdeckung. OK, das Modell an sich ist alt, Stanzwerkzeuge teuer, aber wenn man bedenkt das wegglassen eigentlich nichts kostet (so hat man das ja in der DDR zb bei Guetzold und anderen "Ent-privatisierungen" gelöst) dann stellt sich eher die Frage om es nicht wirklich ganz bewusst drangelassen wurde. War ja noch nicht so lange her das dass "Made in Germany" nicht unbedingt positiv verknuepft war, und noch lange hin bis zum Vietnamkrieg, als dann US einen anderen Klang bekam.

Ich kann nicht einschätzen ab wann man sich in der Bundesrepublik als "wir sind wieder wer" selbst einschätzte, in der DDR ist das trotz allem offiziellen Tamtam nie gelungen ein ansatzweise gesundes Nationalbewustsein (wenn das nun gesund ist) zu fabrizieren (Ausnahme Winterolympiade), aber 55-56-57 plante Fleischmann schon voll fuer die Expansion ins Internationale, und die US Modelle rollten schon. Da war es vielleicht wichtiger den Namen und das Qualitätssiegel "Fleischmann" als Abstrakt beim Kundenkreis zu verankern als den prospektiven Kunden Geographielektionen und Psychologische Einblicke in das lädierte Selbstwertgefuehl der Deutschen auszusetzen. In Werbekreisen spricht man auch von Zeitrahmen in denen Associationen ueberleben, das variiert, aber ich denke der blosse Gedanke das in sage 1956 irgendjemand in Europa oder Amerika Nuernberg mit Spielzeug/Lebkuchen und nicht den Nuernberger Prozess(en) verknuepfte, scheint sehr, sehr unwarscheinlich.

Mir liegen zur Zeit schwedische Hobbyzeitungen der Jahre 58-62 vor. In ihnen sind Annonsen, Test und Vorstellungen von Produkten der Häuser Fleischmann, Creglingen, Trix, Pocher, Rivarossi, Märklin, Liliput, Tenshodo und Zeuke. Nun sind die Schweden ja eher unbetroffen von dem was die Ursprungsländer dieser Produkte da vor kurzem fuer einen Superekelmist veranstaltet hatten, aber trotzdem taucht die Herstellerlandangabe NUR in Tests auf, und niemals zusammen mit dem viel häufiger angewendeten Wort Qualität.

Quälität steht fuer sich, und der Produktname steht fuer Qualität, nicht das Land. (bei Liliput (komischerweise nur englische Modelle), Zeuke und Tenshodo steht nicht mal woher das kommt...bei den Italienern wird nur Como als Stadt erwähnt, und das Wort tysk (deutsch) taucht nur einmal auf...als die DA 1333 mit der 3018 von Märklin verglichen wird). Ich sag es nochmal, in keiner Annonse steht soviel wie der Herkunftsort des Produktes, und das in 58 bis 62, in Schweden. Bei Produkten der Nachbarn (vgl Joto Flex), der eigenen Nation oder der "freien Welt" (Triang, Varney) steht IMMER dabei wo es herkommt. Klar, kann Zufall sein, und natuerlich weiss ichs nicht, aber es ist mir aufgefallen.
Gruss
Fred


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RE: Made in US-zone germany?

#6 von *3029* , 03.03.2014 11:07

Hallo Fred,

ergänzend zu deinen Überlegungen habe ich mal gelesen bzw. die dazugehörige Abbildung gesehen,
dass Märklin in einem Katalog für Frankreich nach dem Ersten Weltkrieg die Göppinger Fabrikanlagen
so dargestellt hat als würde es sich um ein französisches Unternehmen handeln ... indem die auf den
Gebäudedächern befindlichen Werbelettern in französischer Sprache erschienen durch Abänderung
der Druckklischees für den Katalog.

Was die diskutierte Fleischmann Prägung "... US - Zone ..." betrifft, bin ich der Meinung, dass die Hintergründe
dafür weniger spektakulär sein werden als man es vermuten könnte.

Fleischmann erschien 1949 mit der Spur O.
Die Entwicklung und Herstellungsvorbereitungen sind wesentlich früher erfolgt ...
Bei der Einführung der Spur H0 im Jahre 1952 ist dies bestimmt nicht anders gewesen,
die Wurzeln der H0-Entwicklung gehen sicher in die Endvierziger Jahre zurück.

Im übrigen weist Fleischmann bei Spur H0 darauf hin, das vieles aus der Spur O
übernommen bzw. an H0 angepasst wurde.

Vielleicht wurden die von der Spur O vorhandenen Prägewerkzeuge mit dem Logo
"Fleischmann ..." aus Kostengründen für H0 adaptiert?

Viele Grüsse

Hermann



 
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RE: Made in US-zone germany?

#7 von Willoughby , 03.03.2014 11:51

Hallo zusammen,
zunächst einmal danke für die interessanten Antworten und Lösungansätze. Vielleicht hat Hermann recht, daß wir zu kompliziert denken und die Lösung wesentlich pragmatischer ist. Ich hatte ja auch schon anfangs gemutmaßt, daß die Werkzeuge in dieser Form, d.h. mit dem Schriftzug zumindest teilweise vor 1949 fertiggestellt waren. Andererseits ist natürlich eine neuerliche Positionierung auf dem Weltmarkt vor dem Hintergrund der noch gar nicht so fernen jüngeren Vergangenheit sicherlich problematisch, nur wenn ich daran denke mit welcher fast naiven Unbekümmerheit der wirtschaftliche Aufbruch propagiert wurde und wie schleppend die Vergangenheitsbewältigung anlief, bzw. wie ungerne damit "geworben" wurde, vermute ich auch, daß man sich bei Fleischmann keine großen Gedanken um diese Markung gemacht hat. Gut bei Exportartikeln in die USA würde es für mich irgendwie einen Sinn ergeben, aber bei einer Laufzeit bis in die früher 60er ist es eher wahrscheinlich, darin keinen größere "Botschaft" suchen zu wollen.
Mit Grüßen aus Münster,,
Hanns.


 
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RE: Made in US-zone germany?

#8 von *3029* , 03.03.2014 12:41

Hallo zusammen,

die Vergangenheitsbewältigung dürfte erst wirklich begonnen haben als die von den zeitgeschichtlichen Geschehnissen "neutralen" Geburtenjahrgänge in das Alter kamen die Geschichte der Vergangenheit zu hinterfragen ...

In den Fünfziger Jahren war dieses Thema in den Schulen nicht Bestandteil des Lehrplans.
Die Menschen die als Zeitzeugen die Ereignisse miterlebt haben, wussten oder sagten nichts.

Nach dem Auferstehen aus den Ruinen wollten die Menschen, die um viele Jahre unbeschwerten Lebens betrogen worden sind,
einfach nur normal leben und dies ohne einschränkende Bewirtschaftung des Konsums.

Viele Grüsse

Hermann



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