über viele jahre gab es eine recht eigenartige Verbindung zwischen Fleischmann und Lima. In ganz frühen Jahren wurden vermutlich Fleischmann Hohlprofilgleise in für USA vorgesehene Startpackungen verwendet. Das spätere Messinggleisprogramm und auch die Stahlgleise waren in der Geometrie und der Optik an Fleischmanngleisen orientiert, so betrug die Profilhöhe ebenfalls 2,7mm.
Im Laufe der Zeit wurden auch viele Modelle mehr oder weniger genau kopiert, ich zeige einmal ein paar.
Den Anfang machte die V60 aus den 60er Jahren, die unter der Betriebsnummer die Nummer 1380 eingraviert hat (bei Fleischmann ist das die Artikelnummer). Die Betriebsnummer bei Lima lautet V60 155, bei Fleischmann V60 151.
1968 kam die E69 ins Sortiment, die etwas größer als ihre nürnberger Schwester war. Die legendäre ELB 1967 hatte sogar das GFN-Logo auf der Seite aufgedruckt.
Auch bei der in den 70er Jahren erschienenen 103 drängt sich der Verdacht einer Kopie auf, das Gehäuse ist wie bei Fleischmann an der Farbtrennkante geteilt.
Ebenfalls in den 70ern erschien die BR80, die im Maßstab 1:85 produziert wurde, ein Schelm, der Böses dabei denkt.
Passend zur BR80 stellte man einen Satz Donnerbüchsen vor, in 1:85. Die Ähnlichkeit ist verblüffend.
Und auch der in den frühen 80er Jahren auf den Markt gebrachte Großraum Erzwagen ist in alten Fleischmann Maßstab gehalten.
Überhaupt war eine gewisse Ähnlichkeit in den Programmen beider Hersteller festzustellen, bei Fleischmann aussuchen und billig bei Lima kaufen. Speziell für Skandinavien wurden viele Limamodelle mit Fleischmannkupplungen ausgeliefert.
das ist ein sehr interessanter Bericht. Die blau/weisse E 69 ist mir bekannt; die V 60 sehe ich zum ersten Mal, wird bestimmt selten sein? Vielleicht hat man bei Lima nicht einmal bemerkt dass die Fleischmann-Fahrzeuge in 1:82 bzw. 1:85 waren/sind?
die V60 führt ein Schattendasein, wirklich selten ist sie nicht, verschwindet aber in der Flut von E410, ET403, und BR218 ziemlich. Man muß etwas suchen, damit man eine bekommt. Selten sind die blauen und grünen Varianten. Wir hatten schon mal einen Sammlerleitfaden, in dem ein Forenkollege eine farblich verbesserte V60 gezeigt hat.
Die gezeigte E69 ist dagegen eine Top Rarität, die mit dem GFN-Logo und 1967 habe ich bisher nur ein einziges Mal gesehen. Die Lok stammt aus einer Startpackung, die ich in Holland ersteigert habe. Ich hatte damals 250€ dafür geboten, andere hatten keine Chance. Bekommen habe ich die Packung für irgendwas um die 50€. Etwas häufiger (trotzdem noch selten) sind die Modelle mit der Beschriftung 1968 und SLV-Logo, davon besitze ich derzeit 2 Stück. Die ELB-Modelle waren sehr kurzlebig, da die ELB (Edelweiß Lokalbahn) eine Fleischmann-Marke war und vermutlich auch als solche geschützt.
Die andere Geschichte ist die mit dem Maßstab. Ich glaube, daß sich nicht einmal viele Modellbahner in den 60er und 70er Jahren darüber bewußt waren, daß Fleischmänner etwas größer sind. Lima ist das bei seinen Kopien nicht aufgefallen, man muß aber auch sehen, daß Lima-Modelle in den frühen 60ern auch etwas überdimensioniert waren (siehe SNCB Reihe 125), was zum einen an der verwendeten Technik lag, zum anderen vermutlich auch am Rivalen Rivarossi, dessen Modelle benfalls zu groß waren. Die andere Frage ist natürlich, ob man den Anspruch absoluter Maßstäblichkeit bei Modellbahnen der 50er bis 70er Jahre überhaupt zu Grunde legen kann (von Ausnahmen mal abgesehen).
trotz meiner täglichen Buchtbesuche ist mir die V 60 noch nie begegnet, naja, vielleicht habe ich mal Glück eine zu ergattern. Was die "E 69" anbelangt mache ich mir kaum Illusionen dass eine solch seltene in meiner Sammlung landet. Aber interessant sind die Betrachtungen Lima vs. Fleischmann auf jeden Fall.
Ich denke auch, dass ein paar Jahrzehnte zurückgerechnet, der exakte Maßstab nur bei einem kleinen Kreis von Modellbahnern eine Rolle gespielt hat. Auf Grund der damals wesentlich geringeren Auswahl war man sicherlich hoch zufrieden dass das eine oder Modell überhaupt zu haben war. Es wurde viel um- oder selbst gebaut bzw. auf Kleinserien zurückgegriffen.
Mir selbst sind die Fleischmann-Fahrzeuge, verglichen mit Trix oder Märklin, immer schon grösser erschienen - besonders bei der BR 80 hat sich das bemerkbar gemacht.
man muß nur etwas suchen. Bei Lima schaue ich gerne mal nach Frankreich oder Benelux. Die V60 gab es vor einigen Jahren mal in größerer Menge, neu im OK zusammen mit einem gedeckten NSB-Güterwagen. Anscheinend hat da jemand ein altes Lager geräumt.
Wie gesagt, mit etwas Geduld kommt eine, und dauert es zu lange, kauft man zwischendurch mal was anderes zum Trost!
Überhaupt war eine gewisse Ähnlichkeit in den Programmen beider Hersteller festzustellen, bei Fleischmann aussuchen und billig bei Lima kaufen. Speziell für Skandinavien wurden viele Limamodelle mit Fleischmannkupplungen ausgeliefert.
Ich spinne das Thema demnächst mal weiter...
Martin
Hallo Martin, tolles Thema, Fleischmann hat es ja nicht leicht gehabt mit "Kopierern". Obwohl Lima da sogar nicht nur blind kopiert/nachgeeifert, sondern sogar auch "berichtigt" hat. Beispiel: Der beruehmt beruechtigte Kuehlwagen zum Transport von Isoliermaterial, welchen GFN in all Ewigkeit weiter herstellte, und bei Lima innerhalb eines Jahres berichtigt wurde. Aber den fuehrst Du ja eh noch an
Was ich mich mittlerweile aber frage, ist ob die Fallhaken Fleischmannkupplung, die ja wie Du richtig sagst defacto DC Standard in Skandinavien war und nicht nur von Lima sondern zum Beispiel auch an einigen Lilliput Wagen montiert wurde, wirklich auf dem "eigenem" GFN-Haufen gewachsen ist. Fallhakenkupplungen nach ganz ähnlichen Muster gab es schon frueher und lagen in Wenzelbausätzen bereits in den 40ern/50ern bei.
" ... und dauert es zu lange, kauft man zwischendurch mal was anderes zum Trost! ... "
Martin,
das hast du sehr passend formuliert, solche Trostpflästerchen lassen es öfter an der Haustüre klingeln und sorgen für Bewegung beim DHL-Mann oder Hermes-Boten.
zu dem von Fred angesprochenen Kühlwagen. Der ist eigentlich keine Kopie in dem klassischen Sinne, da der Wagen selbst ein völlig anderer Typ ist. Richtig ist aber, daß Lima immer wieder gerne populäre Beschriftungvarianten auch bei den eigenen Modellen übernommen hat. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob Lima da einen Fehler bemerkt hat, nachdem es den FS-Kühlwagen mit "Sillan/Montecatini Edison" zunächst zweiachsig in gelb (wiederum anlaog Fleischmann, nur war der da weiß und DB) und dann in den 70ern nocheinmal als Vierachser gegeben hatte.
Gehen wir mal weiter mit den Kopien. Als 1975 der DB-Gepäckwagen Düm vorgestellt wurde, hatte der ein seltsames Dach. Beim Vorbild ist die Ausrundung an der Vorderseite weich (wir reden nicht von Steildachwagen!). Lima hatte eine seltsame Kante an der Dachecke, was die Optik des Wagens sehr veränderte. Das kam nicht von ungefähr, hatte doch der Röwa/Roco Düm ebenfalls dieses Dach. Die normalen Personenwagen hatten diesen Fehler nicht, die von Lima ebenfalls nicht.
Hier zum Vergleich das Bild aus dem Roco Katalog von 1976.
die gezeigten Modelle sind m.E. alle 1:82 und nicht 1:85. Den Übergangsmaßstab 1:85 hatte Fleischmann u.a. bei der der alten BR 55, der BR 01, der BR 50 und der V 200.
Zum Erzwagen die Ergänzung, dass dieser in den ersten Jahren eine kindgerechte Entladefunktion hatte. In der Mitte des Wagens war eine Taste die man zum Entladen runterdrücken mußte. Man hat also automatisch im kritischen Moment des Entladens den Wagen auf die Schienen gedrückt. Später fiel die Entladefunktion leider ersatzlos weg.
Beim Limamodell der V 188 stand das Günther Kleinserienmodell Pate und brachte Lima langjährigen Ärger ein.
Stimmt Charles, war 1:82, mein Fehler. Tut aber dem Sinn des Threads keinen Abbruch. Die V200 war noch 1:82, die 221 (bei Fleischmann nie V200.1) war 1:85.
Zitatman muß aber auch sehen, daß Lima-Modelle in den frühen 60ern auch etwas überdimensioniert waren (siehe SNCB Reihe 125), was zum einen an der verwendeten Technik lag, zum anderen vermutlich auch am Rivalen Rivarossi, dessen Modelle benfalls zu groß waren.
Das sehe ich auch so. Vor allem das Technikargument sollte nicht unterschätzt werden: Ein etwas grösseres Gehäuse bei unveränderter Spurbreite ermöglicht - zumindest theoretisch - das Befahren von engeren Radien, da die Drehgestelle stärker eingeschlagen werden können. Zudem verwendete LIMA damals noch den Topfmotor, der ggf. auch etwas mehr Platz benötigte...
Zitatman muß aber auch sehen, daß Lima-Modelle in den frühen 60ern auch etwas überdimensioniert waren (siehe SNCB Reihe 125), was zum einen an der verwendeten Technik lag, zum anderen vermutlich auch am Rivalen Rivarossi, dessen Modelle benfalls zu groß waren.
Das sehe ich auch so. Vor allem das Technikargument sollte nicht unterschätzt werden: Ein etwas grösseres Gehäuse bei unveränderter Spurbreite ermöglicht - zumindest theoretisch - das Befahren von engeren Radien, da die Drehgestelle stärker eingeschlagen werden können. Zudem verwendete LIMA damals noch den Topfmotor, der ggf. auch etwas mehr Platz benötigte...
Das ist sehr gut gesagt! Ich verstehe diesen ganzen 1:82 Mythos hinsichtlich alter Fleischmann Modelle, und evtl nachgebauten Limamodelle nicht. Es ist ziemlich eindeutig ein totaler "Mischmasstab", ähnlich wie es bei Reisezugwagen bis hin zum Nietenzählerzeitalter ueblich war. Dabei hat man sich am Charaktär des nachzustellenden Vorbildes orientiert, ggf seine Firmendesignsprache einfliessen lassen, das dann mit der verfuegbaren Technik kombiniert, was mal besser und mal schlechter gelungen ist. Komisch das dass immer so hochgehalten wird mit dem Massstab bei Fleischmann, bei Märklin/Trix kommt doch auch keiner auf die Idee das 00 genau 1:76 bedeuten wuerde? Egal, Martin ich vermisse noch die Beschriftungskopien
Fred's Wunsch ist mir Befehl. Es ist eine Gratwanderung, deshalb habe ich Kesselwagen nicht mit aufgenommen, denn eine Shell-Aufschrift macht noch keine Kopie aus.
In den 60er Jahren gab es bei Fleischmann einen G10 mit Flachdach und einen G20 mit Tonnendach, beide in gelb mit Beschriftung der schwedischen Spedition ASG. Lima zog nach, und reproduzierte diese Aufschrift auf seinem FS-Spitzdachwagen (leider nur ein kleines Bildchen im Deeplink von meiner Seite).
Etwas später wurde aus Nürnberg der UIC-Güterwagen in Gelb mit ASG Werbung geliefert, Lima kam mit dem hauseigenen UIC-Wagen, der im Unterschied zum Fleischmannwagen Bretterwände hat.
Gullfiber war kein Getränk, sondern Steinwolle zur Isolierung, sowohl Fleischmann als auch Lima hatten Kühlwagen mit dieser Beschriftung. Lima änderte das Modell später in einen normalen, gedeckten Güterwagen, der dem Verwendungszweck besser entsprach.
Den Coca Cola Kühlwagen mit zwei Logos des Getränkeherstellers gab es auch von Fleischmann.
Noch ein Kühlwagen mit Werbung für Isoliermaterial. Bei Fleischmann war der Sillan-Wagen weiß.
Bei Fleischmann war er Schweinchenrosa, Lima wählte ein gedecktes grau mit braunen Applikationen für den Chiquita Bananenwagen.
Doch noch ein Kesselwagen, obwohl ich hier Zweifel habe, daß dieser dem Fleischmann Gaswagen nachgebaut ist.
zum Fleischmann Kühlwagen (mit zu öffnenden Türen) noch eine Story :
Irgendwann ging die Form für das Gehäuse kaputt. Da das Modell noch 1:82 war machte man zum zu großen Fahrgestell notgedrungen wieder ein zu großes Gehäuse. 6 Monate später ging dann die Form für das Fahrgestell kaputt.
Erst Jahre später gab es dann endlich ein maßstäbliches Modell.
#15 von
henschelzug
(
gelöscht
)
, 27.09.2012 12:48
Moin,
Danke Martin fürs aufklären, denn ich hatte mich immer schon gefragt, ob die weißblaue kleine E-Lok, die ich auch habe, nicht der von Fleischmann ähnlich sehe.
heute ist mir auf dem Flohmarkt so ein "Plagiat" zugelaufen. Donnerbüchse 1. und 2. Klasse. Zusammen mit Fleischmannwagen nur am etwas dunkleren Farbton zu erkennen:
Und, was ist Fleischmann und was ist Lima? So auf die Schnelle kaum zu erkennen. Beide Wagen habe ich für 5,-€ auf dem Grabbeltisch gefunden. Jedoch fehlten die Kupplungen, die Radsätze verdienten diese Bezeichnung nicht und insgesamt fehlten vier Puffer. Puffer ersetzen, Gützoldt-Kupplungen angebaut, neue Radsätze, und schon hat der Donnerbüchsenzug zwei Wagen mehr.
Herzlich gegrüßt aus der heimlichen Bierhauptstadt Deutschlands, Kulmbach Karsten
Noch ein Kühlwagen mit Werbung für Isoliermaterial. Bei Fleischmann war der Sillan-Wagen weiß.
Ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn ich den alten Thread noch einmal ausgrabe…
Bei diesem Modell würde mich interessieren, ob es den großen Dämmstoff-Wagen schon gab, als diese Versionen erschienen sind. Immerhin hatte Fleischmann hier das genau passende Fahrzeug und Lima war zumindest näher dran als mit einem Kühlwagen…