seit langem habe ich mich gefragt, warum die alten Wiking-Modelle graue Reifen hatten. Als ich diese in den spät-50ern mit dem Taschengeld für meine kleine Märklinbahn kaufte, sah man auf unseren Straßen immer nur schwarze Reifen. Heute sehe ich im Internet viele deutsche Farbfotos aus den Nachkriegs- und Wunderjahren, worauf die Autos scheinen auch nur schwarze Reifen zu haben. War das in Deutschland einst anders? Ich weiß, daß die allerersten Reifen weiß waren, aber das mit James Dunlop & co. war schon lange her...
Für alle Erläuterungen oder Erinnerungen wäre ich recht dankbar! Prellbock
keine Bange , auch in Deutschland waren die Reifen schwarz - von ganz wenigen Ausnahmen (Weißwandreifen) abgesehen. (Gibt's die eigentlich noch?)
Weshalb Wiking graue Räder benutzte? Keine Ahnung! Aber mir gefällt's. Möglicherweise war man der Ansicht, daß Schwarz zu dominant gewirkt hätte...??? Vielleicht war Grau einfach nur billiger. Man weiß so wenig...
meines Erachtens sehen nur neue Reifen wirklich schwarz aus. Mit der Zeit geht es ihnen so wie uns, sie ergrauen. Siehe beispielsweise hier: Magirus von Olafs Nordsiecks Foto-Seite Ich finde,dass die grauen Wiking-Reifen realistischer aussehen als z.B. die schwarzen Reifen von anderen Modellherstellern, z.B. Kibri. Wenn sie nur nicht so glänzen würden... Viele Grüße Dennis
Zitat von OchsenlokIch finde,dass die grauen Wiking-Reifen realistischer aussehen als z.B. die schwarzen Reifen von anderen Modellherstellern
Hallo, Dennis,
wenn ich sehe, welcher unfaßbare Detaillierungsgrad heute möglich ist (bei Brekina sind sogar die Mercedessterne durchbrochen und gerade die Räder mit den feinen Radkappen ein Traum!), kann ich mich dieser Meinung nicht unbedingt anschließen.
Auf einem ganz anderen Blatt steht, daß ich dem schönsten Brekina-Gefährt jederzeit jeden alten Wikinger vorziehen würde, ja sogar den Ford vom alten Märklin-Autotransporter 4613. Rational erklärbar ist das nicht, sondern reinste Subjektivität. Ebenso wie meine Ansicht, daß Reifen in der Realität eben doch eher zum Schwarz als zum Grau tendieren. Aber togal, das ist eben - wie eigentlich alles im Leben - Ansichtssache.
Zitat von Holger Rational erklärbar ist das nicht, sondern reinste Subjektivität.
Hallo Holger,
so wie Dir geht es, wie ich glaube, vielen Freunden der "alten Modellbahnen"! Der Versuch einer rationalen Erklärung ist ziemlich simpel: Je detaillierter und originalgetreuer ein Modell ist, desto besser transportiert es die Faszination des Originals. Der Charme der alten Sachen besteht aber darin, eine eigene Faszination auszustrahlen und eine eigene Individualität zu besitzen. Das macht das "Modell" eigentlich selbst zu einem Original, dessen Vorbild keine Rolle mehr spielt.
Meine These: Wenn uns also ein "modernes" Modell gut gefällt, dann meistens weil wir nicht nur Freunde von Modellbahnen oder Modellautos sind, sondern auch an Eisenbahnen oder Autos interessiert sind. Das Modell bleibt dann aber immer ein Querverweis auf das Vorbild.
Zitat von Holger Rational erklärbar ist das nicht, sondern reinste Subjektivität.
Hallo Holger,
so wie Dir geht es, wie ich glaube, vielen Freunden der "alten Modellbahnen"! Der Versuch einer rationalen Erklärung ist ziemlich simpel: Je detaillierter und originalgetreuer ein Modell ist, desto besser transportiert es die Faszination des Originals. Der Charme der alten Sachen besteht aber darin, eine eigene Faszination auszustrahlen und eine eigene Individualität zu besitzen. Das macht das "Modell" eigentlich selbst zu einem Original, dessen Vorbild keine Rolle mehr spielt.
Meine These: Wenn uns also ein "modernes" Modell gut gefällt, dann meistens weil wir nicht nur Freunde von Modellbahnen oder Modellautos sind, sondern auch an Eisenbahnen oder Autos interessiert sind. Das Modell bleibt dann aber immer ein Querverweis auf das Vorbild.
Grüße Axel
Hallo, Axel,
das hast Du wundervoll formuliert!
Ich denke bei solchen Gelegenheiten oft an die Kunst, die im (Idealfall) das Wesentliche erfaßt, ohne deshalb fotorealistisch sein zu müssen. Denken wir an die Lichterspiele der Impressionisten oder an die Eisenbahnmalerei von Baluschek. In diesem Sinne sind alte Wiking-Autos und alte Modellbahnen in meinen Augen kleine Kunstwerke - mit einem Querverweis auf die Realität, wie Du so schön schreibst.
Alsoooo meine Frau hat von unserem neuem alten Auto 6 Jahre alt, 39.000 Km in Rentnerhand gelaufen heut Fotos gemacht - wir machen von JEDEM Kfz in unserem Besitz Erinneringsbilder- dabei ha b ich auf den Fotos festgestellt, dass die vermutlich 5 Jhre alten Winterreifen schon eher ein grau - aber schon wesentlich dunkler als die alten Wikingräder - aufweisen. Das Vorderrrad meines Motorrades - ca. Ende 2008 montiert ist da noch dunkler, der Juni 2010 montierte Hinterreifen ist sozusagen schwarz. Kommt wohl, wie vom Vorredner richtig beobachtet, auf das Alter und Vergrauung durch Lichteinfall an wobei der Wagen schon mal auf dem Stellplatz draussen steht, die Maschine aber IMMER in der Garage, wenn sie nicht grad bewegt wird.
Übigens - als Kind hab ich mich damals total weggefreut, als Wiking verglaste Autos - damals noch mit schwarzen Fenstern - auf den Markt brachte . Ich kann mich noch einen Tipp aus den alten Katalogen, die ja eigentlich nur so ne Art Waschzettel waren, erinnern-sinngemäß: Um die Fenster naturgetreuer zu gestalten, können diese mit einem weichen Bleistift schraffiert werden-
Toni aus dem Vorgebirge-20 Minuten bis zur Eifel, aaber nur mitm Mopped - aber jetzt mit über 70 auch nicht mehr
Hallo, und Danke an alle für die interessante Diskussion.
klar ist, daß ich ein bißchen Unklarheit mit dem einfachen Begriff "grau" verursacht habe. Ich hätte besser "mittelgrau" und "sehr helles grau" geschrieben. Das eine ist oft bei Rollstuhlreifen, und das andere manchmal auf alten Wiking Karmann-Ghias zu sehen. Sorry!
@ Dennis, @ Toni, @ aus_usa: Ganz gut beobachtet, Wikings Anthraziträder geben die Farbtönung von alltäglichen, nicht-brandneuen Reifen sehr gut wieder, und wirken, dank Licht- und Schatteneffekte viel plastischer als die, die einfach schwarz sind.
@Holger: Ich finde es beruhigend zu erfahren, daß es in Deutschland keine geheime Graugummi-Ära gab! Und gleichfalls keine Bange, nun frage ich nicht, ob dort die Fenster- und Windschutzscheiben einst die gleiche Farbe wie die Karosserie hatten!
@Axel: Genau! Die alten Sachen sind Schilderungen und keine Präzisions-Renderings. Die Interpretation als Modellspielzeug wurde zum neuen Original, und von da an sehen in diesem Milieu diese unvorbildlichkeiten "korrekter" (und weitaus Charmanter) aus, als das ursprüngliche Vorbild.
Vielleicht wissen wir wirklich nicht, warum Wiking einst graue Reifen produzierte. Aber ob damaliger Interpretationsstil, kunststofftechnisch bedingt, oder etwas ganz anders, freut es mich immer, die hell- und mittelgrauen Reifen unter grünen Sägespänen und Massebäumen zu sehen. Es bleibt mir ein reizvolles Mysterium.
wenn ich mich mal gaaanz weit zurückerinnere, an die Zeiten, als die Matchbox-Autos noch Metallräder hatten, dann gab es da auch welche mit grauen Rädern. Spontan fiel mir da der Vauxhall Cresta ein. Als Modell mit schwarzen Rädern ist mir der Routemaster erinnerlich. Wenn ich in 321 danach suche, stelle ich fest, daß es den aber auch mit grauen Rädern gibt, also offenbar verschiedene Varianten existieren.
[pathos on] Nun ja, vielleicht ging der Zeitgeist irgendwann über die grauen Reifen hinweg...[pathos off].
Zitat von kvbHallo Freunde der Verblichenen (Reifen),
wenn ich mich mal gaaanz weit zurückerinnere, an die Zeiten, als die Matchbox-Autos noch Metallräder hatten, dann gab es da auch welche mit grauen Rädern. Spontan fiel mir da der Vauxhall Cresta ein. Als Modell mit schwarzen Rädern ist mir der Routemaster erinnerlich. Wenn ich in 321 danach suche, stelle ich fest, daß es den aber auch mit grauen Rädern gibt, also offenbar verschiedene Varianten existieren.
[pathos on] Nun ja, vielleicht ging der Zeitgeist irgendwann über die grauen Reifen hinweg...[pathos off].
Grüße Axel
Hallo Axel,
Ja, das stimmt! Auch bei Matchbox gab es eine graue Phase, erst später wurden die Räder schwarz. Mag es sein, daß die Kunststoff-Räder zunächst grau gefärbt wurden, um das Aussehen der metallernen Vörgänger nahezukommen? Sozusagen als Beruhigung, oder sogar zur Tarnung? Ich kann mich gerade noch erinnern, daß Kunststoff damals im Allgemeinen als minderwertiges Ersatzmaterial betrachtet wurde. Wenigstens war das hier zu Lande so.
Aber mit sicherheit lag bei Wiking der Grund anderswo. Dort war schon längst der ganze Wagen aus Plastik, und zwar von sehr hohem Qualität. Hmm...irgendwann eine Unmenge an grauem Granulat zum Tiefstpreis gefunden?
Luftreifen aller Art wurden erst um 1930 schwarz, in Deutschland richtig erst ab 1933 und mit dem Vormarsch von Kunstgummi. Vorher waren die Reifen weiß, gelblich, grau in verschiedenen Schattierungen oder rot. Sogar grüne und blaue gab es. Hängt von den Zuschlägen ab, die von Kreide bis Ziegelstaub gehen. Ruß, der den Reifen schwarz färbt, kam erst säter. Ohne Zuschläge sehen die Reifen kondomfarben aus.
Das alles kann man gut auf alten Fotos erkennen. Die Reifen sind bis 1933 immer heller als die meist schwarzen Autos oder Fahrräder und immer dunkel-dreckig. Heutige Reifen sind dunkel und hell-dreckig.
Zitat von Prellbock@Holger: Ich finde es beruhigend zu erfahren, daß es in Deutschland keine geheime Graugummi-Ära gab! Und gleichfalls keine Bange, nun frage ich nicht, ob dort die Fenster- und Windschutzscheiben einst die gleiche Farbe wie die Karosserie hatten!
Zitat von Prellbock@Holger: Ich finde es beruhigend zu erfahren, daß es in Deutschland keine geheime Graugummi-Ära gab! Und gleichfalls keine Bange, nun frage ich nicht, ob dort die Fenster- und Windschutzscheiben einst die gleiche Farbe wie die Karosserie hatten!
Konnte halt nicht so gewesen sein! Sonst wären die Stoßstangen viel größer und wuchtiger...und wohl nicht nur vorne und hinten angebracht...
Hallo Johannes, Wiking hat aber nicht bei den dunklen Autos helle Räder und bei den hellen dunkle druntergebaut, sondern immer die gleichen zum jeweiligen Produktionszeitpunk. Mfg, Sepp
Hallo Sepp, dein Einwand ist natürlich korrekt. In früheren Zeiten wurden tatsächlich nur die helleren Räder verwendet. Später verwendete man die Räder aber auch im Kontrast zur Karosseriefarbe. Z. B. habe ich zwei Ford 12m P4, beide aus dem selben Produktionszeitraum. Der graue hat etwas hellere Räder, der weiße dunkle. Diese Modelle stammen aber schon aus den Sechzigern und sind nachweislich original. Die Reifenfarbe hat nichts mit den Reifenfarben der Originale zu tun. - Übrigens gibt es auch heute noch Weißwandreifen auf Sonderwunsch für Oldtimer. Alternativ dazu kann man Weißwandringe zwischen Reifen und Felge einsetzen. Die heutigen Ringe zerstören auch nicht mehr die Reifenflanken, wie es mit denen aus früheren Jahren durchaus passieren konnte. Grüße, Johannes
"Klinik" für alte Märklin- Krokodile, andere "Patienten" werden natürlich auch kompetent versorgt.
Hallo, manchmal hat dies auch spritzgußtechnische Gründe.... In der DDR gab es unter dem Namen Permot den LKW Skoda S 706 RT Pritsche. Der Werkzeugbauer hat damals alle für das Fahrzeug nötigen Teile in einem Werkzeug integriert. So gab es auch rote, blau und grüne Räder. Diese wurden dann meist mit andersfarbigen Aufbauten kombiniert. Fahrt Frei Frank
dieser Thread gefällt mir als Wiking-Spezialist sehr gut.
Zunächst muß ich Axel für die tolle Formulierung der Aura der Wiking-Modelle danken, hätte es nicht besser sagen können.
Die Frage nach der Farbe der Räder dieser kleinen Autos ist eigentlich einfacher beantwortet als man denkt. Aus vielen Gesprächen mit ehemaligen Mitarbeitern von Wiking hat sich folgendes ergeben:
In der ersten Jahren der Modelle ab 1946/47 bis ca. 1951 waren vor allem zwei Hauptgründe für die Radfarben verantwortlich:
1. Der totale Mangel an geeignetem Granulat nach dem Krieg, vor allem in der Berliner Insellage. Man verwendete alle möglichen Granulate für Räder, auch Mischgranulate, so erklären sich die Farben von weiß, über creme, rot, orange, grün, blau etc. bis hin zu glasigen Exemplaren. In ganz seltenen Fällen wurden die Räder bei den ältesten Modelle auch samt der ganzen Karosserie überlackiert.
2. Grund war, das Friedrich Peltzer und seine Mitarbeiter die Modelle als Lehrmittel für die Kinder, Schul- und Fahrschulerziehung ansah, sowie natürlich als Spielzeug. Da ging es nicht um naturgetreue Wiedergabe der Radfarben.
Ab ca. 1951-53 im Rahmen des Überganges zu unverglasten Rollachsern kamen vermehrt hellgraue Räder in den Umlauf, die bunten Varianten verschwanden. Fast weiße oder helle Porzellanräder wurden manchmal aber noch verbaut, eine Regel dafür gab es nicht, es blieb oft dem Geschmack der Heimarbeiter überlassen.
Das blieb so in den 50ern, wobei die weißen und porzellanfarbigen Räder auch langsam ausstarben. Wie wir an den Bildern in vorigen Berichten sehen, hatten auch andere Hersteller für die Räder ein helles Grau gewählt - es war Spielzeug !
Mit Erscheinen der verglasten Modelle kam Pelters Drang nach Perfektion immer mehr zum Vorschein. Die Räder wurden ein wenig dunkler, es gab mehr Typen und teilweise sogar sehr gut detailliert. Weiterhin waren die Räder aber noch immer recht hell, was vor allem bei dunklen Karosseriefarben für schöne Kontraste sorgte. Eine Farbregel gab es aber auch hier nicht.
In einem Gespräch im letzten Herbst teilte mir Hr. Bräutigam (er war ab 1965 für die Radabteilung bei Wiking zuständig) mit, daß genau in den Jahren seiner Verantwortung der Wechsel auf dunkle Räder vollzogen wurde. Ab 1965 gab es für Neuentwicklungen nur noch die dunkelgrauen Räder die sich jahrzehntelang hielten. Nur noch für alte Modelle wurden helle Räder verwendet, wolang Vorrat reichte.
Ab Mitte der 60er gab es leider auch einen Formentechnischen Rückschritt. Erhielten zu Beginn der 60er viele LKW orginalgetreue Räder, wurden diese nach und nach vereinfacht, bis auch hier mehrere Einheitsräder den Ton angaben. Ausschlaggebend hierfür waren einfach die Stückzahlen. Ein Normrad ließ sich viel länger in größeren Stückzahlen abspritzen und für mehrere Modelle verwenden, als ein vorbildtypisches Rad. Leider kam das nicht jedem Modell zugute, manche LKW hatten radtechnisch in der ersten Hälfte der 60er ihren Höhepunkt.
Peltzer wollte ab Mitte der 60er die Modelle immer modellgetreuer halten, als die Wiking-Modelle mehr und mehr auf Modellbahnen zum Einsatz kamen und die schulische Verkehrserziehung abnahm.
Vielleicht hilft Euch das bei der Einordnung ein Stück weiter.