hier möchte ich euch meinen ersten Kartonwagen in HO vorstellen, derzeit baue ich eine verbesserte Version, aber dieses Modell hier wird dafür benötigt
Es handelt sich um einen ehemaligen Güterwagen, der zur Personenbeförderung umgebaut wurde. Meist war das die 3. oder 4. Klasse. Mein Wagen wurde ab 1908 auf der Windbergbahn eingesetzt.
Mit diesem Wagen betrete ich Neuland.
So in etwa sieht der Wagen dann aus:
Zuerst werden die Seitenwände hergestellt. Je Seite sind es 2 Teile. Zur Andeutung der Bretter werden die Stöße vorsichtig mit dem Skalpell angedeutet.
Während die Fenster auf den äußeren Schichten ausgeschnitten werden, werden die Scheiben auf den Innenschichten angedeutet. Dazu wurde mit dem Bleistift das "Fenster" abgedunkelt.
Hier die senkrechten Stäbe, die die Bretter justieren.
Nachdem die Stäbe befestigt, werden die beiden Einzelteile (im Bild unten) einer Seitenwand zusammengefügt (im Bild oben).
Die Fensterrahmen wurden eingesetzt.
Nun wurde die erste Schicht lackiert. Ich entschied mich für die Variante unten, alles grün. Oben hatte ich versuchsweise ein paar Stäbe schwarz gemacht.
An die Ränder links und rechts wurden noch dünnere Leisten geklebt.
Die Seitenwände wurden auf die gleiche Weise hergestellt:
Nun geht es mit dem Rahmen weiter:
Die Achsen hatte ich schon organisiert...
Die "Achsgabeln" bestehen aus 4 Teilen, die zusammengeklebt das trapezförmige Teil ergeben. Dann wurden zwei weitere Scheib- chen draufgeklebt.
Die Einzelteile des Wagenrahmens...
Zusammengeklebter Rahmen. Hier kommen nun...
... die Achshalterungen drauf.
Weitere Kartonstreifen sollen verhindern, dass die Achsen sich selbststaändig machen (wie es bei meinen Wagen schon öfter der Fall war, zumindest in der LGB-Spur) :pfiff:
Die Achshalterungen werden mit Winkeln versteift, dass auch ja keine Achse raus- rollt.
Nun muss alles nur noch eine Nacht kleben, und dann ist das schön steif geworden
An den Front-Teilen versuchte ich mich einmal wieder am Altern (mit fachlicher Anleitung ;) ) leider sieht man nicht viel bei dem Licht, nur die Farben sind matter
Nun, da soweit alles fertig ist geht es ans Zusammenbauen.
Die Front-Teile erhielten Winkel.
Zuerst die eine Wand dran...
... und dann die andere. Zum Schluss den Wagenkasten nur noch auf das Fahrgestell.
Nun rollt er schon!
Es fehlt nun nicht mehr viel! Nur noch: Plattformen vorn und hinten, Dach, Treppen, diverse Stangen, Bremsanlage, Hauptluftbehälter, Ferderpakete an den Achsen ... Da ging mir die Puste aus
Leider scheine ich keine Bilder vom Bau der Geländer, Griffstangen und Plattformen gemacht zu haben... :oops: Die Puffer sind von einer verschrotteten Revell-50er.
Die Achslagergehäuse bestehen aus einem 1 mm starken Ring und einem Deckel mit 2 mm Durchm.
Aus diesen Häufchen...
...werden...
...die Federpakete an den Achslagern.
Die Federn "werden" wiederum am Rahmen "befestigt". (Die "Dreiecke" oben und die Verbindungsstücke zwischen Feder und den "Dreiecken")
Nun kommt noch der Behälter unten dran. Welche Aufgabe der hat weiß ich jedoch nicht. Da dieser Wagen ungebremst ist (also keine Bremse hat) ist ein "Luftspeicher" an dieser Stelle ungewöhnlich.
Könnte es ein Gasspeicher für die Beleuchtung gewesen sein? Ich denke zwar eher nicht, aber vielleicht weiß da ein Mitglied etwas Näheres darüber?
Nur noch lackiert.
Nun kommen die Trittbretter dran: Zuerst die beiden schmalen senkrechten Streifen angeklebt, und dann erst das kleinere (obere) und schließlich das große (untere, noch nicht angeklebte) Trittbrett aufgesetzt.
Auch die Tritte lackiert. Die Schatten in den Fenstern sind übrigens Fahrgäste
Ich stelle mich mal daneben, damit man eine Größenvorstellung bekommt
Ich habe wegen der Farbe einmal etwas recherchiert. In einer Übersicht zu den Epochen steht, dass ab 1910 alle Personenwagen der deutschen Länder- und Staatsbahnen einheitlich grün lackiert wurden. Da mein Wagen um 1910 ist, passt die Farbe sogar!
Eine Besonderheit dieses Wagens sind die Trittbrettchen an den Geländern.
Hier einmal rot markiert. (Ich weiß, Schwarz auf Schwarz ist schwer zu sehen. Ich kann es auch nur mehr erahnen ;) )
Für meinen ersten HO-Wagen finde ich ihn doch recht gut gelungen. (Wenn man mal von den Fenstern, der Delle im Dach, dem schiefen Windhutzenkegel und anderen Fehlern absieht )
Die Geländer und Treppen sind soweit biegbar, dass bei einem Absturz (soll beim Fahrbetrieb auch mal vorkommen ;) ) nachher alles wieder gerichtet werden kann :)
Inzwischen baue ich eine verbesserte Version des Wagens. Der Bericht folgt demnächst!
super gemacht, großes Kompliment! Vielleicht können Dir ein paar Tipps für die nächste Version noch dienen: - die Delle im Dach könnte durch ein paar Querspanten, welche die Wölbung vorgeben, evtl. verhindert werden; - wenn man Karton mit dünflüssigem Cyanacrylat-Kleber (Sekundenkleber) "imprägniert", wird er nach dem Aushärten des Klebers hart und stabil.
Zeigt uns doch wieder einmal... was aus Pappe, einigen Zurüstteilen und nicht zuletzt guten Ideen und Geschicklichkeit möglich ist. Kleine Unzulänglichkeiten gehören einfach dazu. Da ist man sich selbst meistens der grösste Kritiker. Wenn du einige der hier genannten Vorschläge mit einbeziehst sollte es perfekt sein.
@ Nils: Wie ich sehe beschäftigst du dich auch mit der K.Sä.Sts.E.B.! Vielleicht kannst du mir kurz weiterhelfen: Ich weiß nämlich nicht, wie bei Regelspur-Personenwagen die Beschriftung ist...
Ab 1910 wurden alle Personenwagen im Kaiserreich einheitlich grün lackiert.
Falls Du was bestimmtes wissen willst kannst mir ruhig schreiben.
> Ab 1910 wurden alle Personenwagen im Kaiserreich einheitlich grün lackiert. In dieser Allgemeinheit ist das jedenfalls widerlegbar. Belege der Uebernahme der einheitlich gruenen Farben in Preussen (ab 1913) gibt bislang nur fuer Mecklenburg.
Zitat > Ab 1910 wurden alle Personenwagen im Kaiserreich einheitlich grün lackiert. In dieser Allgemeinheit ist das jedenfalls widerlegbar. Belege der Uebernahme der einheitlich gruenen Farben in Preussen (ab 1913) gibt bislang nur fuer Mecklenburg.
habe mit Interesse Deine Baubeschreibung gelesen. An einen Wagen aus Pappe habe ich mich noch nicht rangewagt. Der Wagen ist gut gelungen, einzig, wie Du selbst sagst, die Fenster fallen da etwas ab. Bin selbst ebenfalls Kartonfan, nahezu jedes Haus ist aus demselben und damit immer ein Unikat. Beim Papp-Häuslesbau bin ich logischerweise auch mit dem Problem "echt wirkende Fenster" konfrontiert worden. Will Dir nachfolgend an Gebäudefenstern kurz beschreiben, wie ich dies löse:
Beginnend von unten = Deine Wagenwand von innen, um eine gewisse Tiefe des Fensters zu erreichen, wird diese nochmals hinterklebt = 2 Reihe von unten/grauer Karton Mit der dritten Reihe von unten werden dann rückseitig die Fensterrahmen ausgestaltet und auf diese klebt man dann zuerst die senkrechten, dann die waagrechten Streben (oberste Reihe), bei Dir, da braune Rahmen, irgendein braunes Bastel-Kartonpapier, im Falle weißer Rahmen wie bei mir, tuts das Glanzdeckblatt eines Schreibblocks. Die feinen Streifen am besten mit einem Tapeziermesser abschneiden.
Das rückseitige Chaos, wenn es fertig ist. Stabilisert wird das Ganze mit einem durchsichtigen Kunststoff (Bastelladen, Verpackungsmaterial), den man dann aufklebt. Achtung: Den Kunststoff nicht ganzflächig über alle Fenster kleben, sondern jedes einzeln, da er sich sonst verziehen kann.
Das Ganze dann von der Vorderseite
Wie solche Fenster mit ihrer plastischen Wirkung den Gesamteindruck eines Pappgebäudes prägen können, soll das Beispiel Altes Rathaus Esslingen zeigen. Ich bin überzeugt, dass solche plastischen Fenster Deinem Wagen enorme Wirkung verleihen.