Hallo und guten Tag zusammen..
nachdem gestern Abend ja bei der Testfahrt die Lok nur rückwärts lief habe ich heute Vormittag zusammen mit meinem Kollegen das Suchen nach der Fehlerursache begonnen.....
um es vorweg zu sagen.. sowohl mein Kollege wie auch ich hatten schon Selbstzweifel, ob noch " alles mit rechten Dingen" zugeht, oder ob dieser Motor eher in die Rubrik "Zauberkästchen" einzustufen ist.
Gestern zu Hause war ja schon bei mir die Vermutung aufgekommen, dass evtl. die Bürstenhülsen der Bürstenbrücke mit dem Verstellmechanismus für Vorwärts- Rückwärtsfahrt die Ursache sein könnten. So habe ich heute morgen kurzerhand wieder mein Fahrgerät aus dem Schrank gekramt, das aus Platzgründen nicht immer an meinem "Eisenbahn-Arbeitsplatz "
steht. Ich muss dazu sagen, das ich dem Motor vor meinem kompletten Zusammenbau der Lok zuletzt nur mit einem Normaltrafo geprüft hatte, da in der Werkstatt ja noch alles funktionierte, ...dort hatten wir mit Voltmesser/Amperremeter alles durchgemessen und für gut befunden.
Und tatsächlich. es gab an einer Bürstenhülse Kurzschluss, wenn ich diese etwas intensiver hin- und hergedrückt habe.
Kurzschlussprüfung:
hier die ausgebaute Bürstenbrücke mit er kleinen Rändelschraube zum Anschluss vom Schleifer kommend:
Es ist ja so, dass der Motor mit dem Handumstellhebel durch den kleinen und sehr engen Gehäuseschlitz beim Einbau des Motors in das Gehäuse "hindurchgewürgt" werden muss. Evtl. hat sich da ein unzulässiger Massekontakt gebildet, denn 1. waren die Verschraubungen der Bürstenhülsen nicht ganz fest angezogen (nach fest kommt ab !!!, sehr filigranes Gewinde, eine der Bürstenhülsen hatte schon einen Gewindeabbruch, nun haben wir dort ein noch vorhandenes Originalersatzteil eingebaut) und 2. Auch die hinteren Federzungen sind filigran und könnten sich beim Hin- und Herstellen mal in "Feindesland" bewegen sowie zum Schlusss.. die gebogenen "Finger" der Stellhebel könnten im ungünstigsten Fall auch mal Massekontakt erhalten, wenn sie nicht exakt ausgerichtet bzw. etwas verbogen sind, da sie dann an die Bürstenhülsen kommen .. ist aber eher selten der Fall.
Frohen Mutes, den Fehler gefunden zu haben, ging es gleich wieder an den Zusammenbau des Motors...und fertig ?..... Neee...... er lief wieder nur in eine Richtung.... beim Umlegen des Handschalters war zwar kein Kurzschluss, es floss aber auch kein Strom....
Ich habe mir dann den Hinweis bei meinem Kollegen erlaubt, es könnte ja evtl. der Gleichrichter sein ( ggf. eine Verbindung durch das viele Hin- und- Herbiegen defekt usw ?).. das glaubte er zwar nicht, ....war meinem Vorschlag aber nicht verschlossen, da er auch gerade keinen besseren Rat wusste.
Also.... Gleichrichter raus.. und mal die Wicklungsenden der Feldwicklung so verbunden, ....
Prüfung des Motors mit den Wicklungsenden der Feldwicklung Gleichrichter entfernt:
ohne Erfolg,.....es ging wieder nur "lauftechnisch" rückwärts....
Guter Rat war teuer... kein Kurzschluss......, alle Kabelverbindungen ok......, die Feldwicklung ebenfalls top in Ordnung....., alle Anschlüsse (3 Schrauben) am Kollektor ok....., der Kollektor durchgemessen....und in Ordnung......, die gesamte Handumschaltung nochmals und nochmals geprüft.... und das gute Stück war nicht in die richtige Fahrtrichtung zu bringen....Zauberei ???
Ja bis... ich den Vorschlag machte, mal die Schrauben, die die Platinen halten, alle etwas zu lockern und dann den Motor anzuheben und nochmals zu prüfen....
.....siehe da, er lief überhaupt nicht mehr, kein Kurzschluss..nur der Anker, den man ja in der ganzen Zeit immer leicht bewegen konnte und der auch absolut freigängig zwischen den Polsschuhen lief... blieb an den Polschuhen "kleben"...ja...ja.... die unsichtbaren Magnetfelder.......
ich sah hier keine Ursache..denn wie soll der Anker auch richtig laufen, wenn die Schrauben etwas lose sind...... mein Kollegen runzelte die Stirn.............. zum Glück !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
und meinte.... der Abstand zwischen den Ankerhörnern und den Pohlschuhen sei bei vielen anderen Märklin Motoren ja irgendwie grösser.. Wir haben Maß genommen... tatsächlich, bei diesem MR-Motor betrug der Spalt nur ca. 0,5 mm (üblich ist sonst wohl mindestens 1 mm).
der Schraubenzieher zeigt hier mal den Spalt zwischen den Polschuhen und den Ankerhörnern:
Nur eine Idee.............. man schneide eine dünne Pappe in Streifen und klemme diese mal in den Spalt.. und zwar so, dass der Anker zentriert wird.....so wie hier:
Einklemmen von 2 kleinen Pappen (saugend eingelegt):
dann alles festschrauben und die nun recht stramm sitzenden Pappen wieder herausziehen,.... geht ziemlich schwer....
Oh Wunder....... der Motor läuft... und wie er läuft.... als sei nichts geschehen........ ok.. mal wieder etwas dazugelernt... !!!!!
Wir als "Anfänger" üben ja auch noch... das kann ich hier mal ohne rot zu werden sagen...
Fazit: Durch Lösen der Motorschrauben (was wohl irgendwann passiert sein musste, ich bin mir nicht mehr sicher wann..?) ist das Magnetfeld zwischen dem Anker und dem Feld aus der Symetrie geraten.. und...da reichen wohl minimale Zehntel Maß aus !...das erklärt auch, warum der Motor zwar in eine Richtung lief, sonst aber nicht, da ja auch kein Kurzschluss war....also .. zur Sicherheit auch künfig immer den Anker zentrieren, selbt bei diesen grossen Spur 1 Motoren, wo eigentlich immer Tolerenzen im Maß vorhanden sind.....
Endlich.....
Motor auf der Teststrecke:
Stromaufnahme bei bis zu 30 Volt, sehr gering:
Und zum Schluss die Ehrenrunde (nun klappt es auch vorwärts und rückwärts):
Ende gut.. alles gut.. nachher wird ein neuer Gleichrichter eingebaut und wieder alles zusammengefügt. dann dürfte hoffentlich einem neuerlichen Probebtrieb nichts mehr im Wege stehen... Hans-Gerd, Du must noch etwas auf das Video warten...
Dieser Motor hat die typische Laufkultur eines Starkstrommotos... und es darf evtl. weitergerätselt werden.. Ist evtl. die Bauzeitangabe der Lok im "Schiffmann" nicht ok (bis nur 1922 gebaut), oder......hat Märklin hier mal den Motor im Hinblick auf die Umstellung auf 20 Volt so nur noch für den Export als letzte "Starkstromvariante" geliefert (um 1927 ?)...oder ist er einfach nur verbastelt (Starkstromanker mit 20/30 Volt Wicklung im feld ?...
ich weiss es nicht.....
Übrigens, da ein ordentlicher Fahrbetrieb erst so ab über 20 Volt möglich ist, passen die hintereinander geschalteten Lokbirnen ebenfalls bestens, da brennt nichts durch..
So Kollegen.. hoffentlich war es dann somit endgültig mit der Instandsetzung dieser Lok..
Viele Grüsse.. Michael...