Hallo Leute
Heute möchte ich Euch eine Geschichte erzählen die für mich am 1. Februar 1977 begann.
Das war der Tag an dem ich meine Lehre anfing, ein nasskalter Dienstag, damals war man im ersten Lehrjahr noch der sogenannte "Saustift".
Und wie das so üblich war musste man den Gesellen und den älteren Lehrlingen vor der Frühstückspause kaufen gehen und Freitags antreten
zum Werkstatt kehren. Es muss so an einem Freitag Ende Februar gewesen sein da war ich dran, los komm kehr!
Ja Meister, selbstverständlich Meister, natürlich beeile ich mich Meister, aber gerne doch Meister ...
In irgendeinem Gespräch der Anderen hatte ich auch aufgeschnappt das sich unser alter Chef dem Eisenbahn Hobby gewidmet hat, und aus einer
anderen Quelle erfuhr ich das er seine Eisenbahn selber baute.
Selber baute, hä, keine Ahnung aber ich sollte bald erfahren was damit gemeint war.
An besagtem Freitag war ich dann mit dem kehren dran und fegte drauf los. Da ich meine Arbeit gut machen wollte räumte ich alles was im Wege
stand zur Seite kehrte die Ecken gründlich aus und stellte das zuvor weggeräumte Material wieder hin. Am Ende der Wand kam ich an einen Türausschnitt
der nur mir einem Tuch abgehängt war. Neugierig und diensteifrig trat ich ein, boah was sahen meine Augen, lauter angefangene Projekte aus Winkelblech, bzw. alte Loren, selbstgebaute Gleise und lauter Teile die auf Vollendung warteten. Unter anderem ein etwa 2 Meter langes Gitterwerk das ich als Brücke identifizierte.
Ein Wahnsinnsteil!
Diese Sachen müssen mindestens schon mehrere Jahrzehnte dort schlummern, denn obwohl trocken gelagert, waren die Bleche von einer dicken Staubschicht verdeckt und von Flugrost befallen.
Immer wenn ich Kehrdienst hatte suchte ich diesen Raum auf, entdeckte permanent etwas Neues und schaute ob diese vermeintliche Brücke noch da war.
Die Jahre zogen dahin, ich wurde Geselle, aber die regelmäßigen Besuche diese Raumes konnte ich nicht lassen.
14 Jahre blieb ich in dieser Firma, dann wechselte ich in den Hausmeisterberuf und verlies meine Lehrfirma.
Wieder einige Jahre später, mein Sohn war damals schon auf der Welt fuhr ich mit ihm durch Saarbrücken und wir suchten Orte auf die für mich eine Bedeutung hatten. Mein Sohn war von solchen Geschichten immer sehr beeindruckt und ich sollte ihm immer erzählen. So fuhren wir durch die Straße meiner alten Firma und hielten an. Es war die Zeit in der ich mich schon der Spur 0 gewidmet hatte und wie ein Blitz schoss mir die alte Brücke durch den Kopf. Ich klingelte und der Junior stand in der Tür, Hallo Hajo, kennst Du mich noch, klar komm rein. So betraten mein Sohn und ich nach Jahren wieder meine alte Arbeitsstätte, wie an einer Schnur gezogen trat ich in den besagten Raum und da stand sie noch, meine Brücke, noch mehr Staub, noch mehr Rost. Hajo, was willst Du dafür haben, Nichts, bin froh wenn das Zeug wegkommt. Da ich zu dieser Zeit einen Kombi fuhr war es kein Problem die Brücke einzuladen. Aber ein Geheimnis konnte ich dem Junior noch entlocken, das Ding sollte nie eine Brücke sein sondern ein Ausleger für einen Kran den mein ehemaliger Chef mal bauen wollte.
Der alte Herr hatte irre Pläne!
Aber nun gut, jetzt hatte ich das Riesenteil im Auto und hatte gleichzeitig ein neues Problem, was mache ich mit dem Prügel?
Da ich zu dieser Zeit eine herzliche Freundschaft mit Herrn Karolus geschlossen hatte entschloss ich mich dort hin zu fahren. Der war sofort Feuer und Flamme und versprach sich dem Teil anzunehmen.
Keine 10 Tage später besuchte ich ihn auf seinem Grunstück, meine/unsere Brücke stand auf zwei Malerböcken, war gereinigt, entrostet und frisch mit blauem Hammerit Lack lackiert. Dazu hatte er ein Gleisbett gebaut und einige neue Lionel Spur 0 Meter Schienen montiert.
Jetzt konnte der ursprüngliche Kranausleger der nun endgültig zu Brücke geworden ist in Betrieb gehen.
Könnte, aber wie es oft so ist, wurde da nichts draus, die Brücke wurde jahrelang eingelagert und Herr Karolus ist vor einigen Jahren verstorben.
Jetzt hatte ich zum Glück ein ebenso gutes Verhätnis zu seinem Sohn, erzählte im die Geschichte und bekam kurz vor Weihnachten 2024 die Brücke wieder zurück. Ein zweites Mal musste gereinigt, entrostet, Nieten ersetzt und lackiert werden, egal ich tat es allein aus den Emotionen heraus gerne.
Ungefähr um die gleiche Zeit als die Brücke zurück kam, kaufte ich von Herrn Bachor einen alten Bing Bahnhof.
Bedarf hatte ich zwar keinen, aber mir tun so alte Stücke immer leid und vielleicht kann man so etwas mal brauchen.
Es sollte dann schneller so kommen als ich dachte.
Hier das gute Stück, übel mit einer seltsamen weisen Pampe versehen aber vollständig.
Also zerlegte ich das Teil und laugte alles im Nitrobad ab.
Die Fenster badeten Tagelang in Nitro ...
... und mussten mühsam mit der Bürste gereinigt werden.
Jedes einzelne sah dann anschließend so aus.
Alle Fenster nach dem lackieren.
Hier die entlacken Turmteile des Bahnhof.
Da ich in der Nähe von Mainz wohne bin ich schon öfter an der alten Weisenauer Brücke vorbei gekommen.
Meine Bewunderung galt immer den auf der linken Rheinseite gebauten Brückentürmen.
So reifte bei mir der Entschluss diese Gebäudeteile entsprechend umzubauen.
Dei Rückseiten mit den Fensterausschnitten belies ich wie sie waren.
Die gegenüberliegende Seite bekamen je einen Zugang mit einer Tür.
Die Türen musste ich erhöht einsetzten da bei einem Gebäude schon ein großer Ausschnitt gegeben war.
Aber zum Glück hatte ich in meinem Fundus diese Treppen parat.
Jetzt noch zwei gleiche Grundplatten gebaut und alles lackieren.
Das ist hier bereits gemacht.
Hier die Brücke in ihrer vollen Größe, über 2 Meter lang.
So sieht die Brückenzufahrt aus der Lokführerperspektive aus.
Nahaufnahme der Innenseite von einem der beiden Türme.
Letzte Ansicht die Rückseite des zweiten Turm.
Das ist des Ende der Geschichte einer Brücke die nie eine Brücke sein sollte.
Gruß
Frank