Alt + Modell + Bahn = die Anlage des Eisenbahnbetriebslabors der TU Dresden
Seit diesem Jahr darf ich die Modellbahnanlage im Eisenbahnbetriebslabor der Fakultät Verkehrswissenschaften der TU Dresden betreuen. Die Fakultät ist aus der ehemaligen Hochschule für Verkehrswesen "Friedrich List" hervorgegangen.
Die Anlage dient dazu, Betriebsabläufe so realistisch wie irgend möglich nachzubilden, zur Lehre, zum Forschen und Ausprobieren. Dazu wird eine Modellbahn in H0 mit originaler Bahntechnik gesteuert. Es sind mehrere Strecken mit insgesamt ca 1300 m Länge vorhanden. Gefahren wird mit Rollmaterial verschiedener Hersteller auf Tillig-Elite Gleisen.
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Die Fahrzeugsteuerung erfolgt mittel eines eigenen Steuerrechners, Übertragung mit Selektrix. Jede Betriebsstelle, also Bahnhöfe, Block- und Anschlußstellen haben eigene Rechner, welche die "Befehle" der originalen Stellwerkstechnik übertragen und die Bahnhöfe kontrollieren. Das System ist in der Lage, jeden Zug auf 5mm genau zu orten. Es wird PZB, LZB und ETCS Level 3 simuliert. Alle Strecken enden in einem vollautomatischen Schattenbahnhof, der auf 14 Gleisen bis zu 28 Züge aufnehmen kann. Mittels vorgegebenen Fahrplänen werden die Züge dann aus dem Schattenbahnhof auf die Strecken geschickt. Das System kontrolliert jede Zugfahrt. Es ist z.Bsp. nicht möglich, mit einer E-Lok über EL6 hinaus zu fahren. Die Lok bleibt nach korrektem Bremsweg einfach stehen und läßt sich nicht mehr bewegen. Man muß erst eine Diesellok holen, und damit die E-Lok wieder unter die Fahrleitung schleppen, ehe sie sich mit eigener Kraft weiter bewegen kann. Das Überfahren von haltzeigenden Signalen führt genauso zur Zwangsbremsung, wie ein Überfahren von RA10 mit einer Rangierfahrt. Mit entsprechenden Befehlen läßt sich das jedoch umgehen. Statt eines richtigen schriftlichen Befehls, füllt man ein Online-Formular aus. Wenn alles Wichtige richtig drin steht, kann man dann weiter fahren.
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Befehls- und Wärterstellwerk Bhf Dornbach, mechanische Stellwerke
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Befehlsstellwerk Zellwald, elektromechanisch
Das Wärterstellwerk sieht sehr ähnlich aus
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Abzweigstelle Grüntal, Schlüsselwerk mit Blockaufsatz
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Blockstelle Feldberg, mechanisch
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Relaisstellwerk Adorf
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EStw, wird in Neustadt, Waldhof und der Simulation verwandt.
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ähnlich auch für den Schattenbahnhof, hier mit rechts eingeblendetem Fahrplan. Auf den Bahnhöfen gibt es für die Darstellung der Fahrpläne jeweils eigene Bildschirme. Die Fahrpläne sind dynamisch, d.h. jede Änderung im Betriebsablauf, die sich auf den Fahrplan auswirkt, ändert auch automatisch alle Fährpläne.
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Ganz besonders finde ich die Übergänge von der "richtigen" Bahn zur Simulation. Züge, die in den Schattenbahnhof einfahren, setzen ihre Fahrt virtuell in der Betriebssimulation auf dem EStw fort. Umgekehrt holt der Computer den passenden Zug aus dem Schattenbahnhof und schickt ihn auf die Strecke, sobald ein Zug die Simulation verläßt. So lassen sich auch längere Zugwege darstellen und die Auswirkungen von Verspätungen und Umleitungen auf größere Entfernungen simulieren.
Daß da auch ne gut ausgestattete Werkstatt zur Fahrzeugwartung dazu gehört, muß ich bestimmt nicht weiter ausführen.
Für mich war jedenfalls Ostern und Weihnachten zugleich, als ich mit meiner Bewerbung das Rennen gemacht habe.
Die fehlende Landschaft kann ich gut verschmerzen, bei den vielen Möglichkeiten, welche die Anlage bietet. Und so richtig fasse ich es immer noch nicht, daß ich dafür auch noch bezahlt werde.
Fahrt Frei
Steffen