Zitat von schwabenwikinger
Was ist denn "Rebschwarzpulver"? Klingt explosiv!
Gruß, Götz
Hallo Götz,
Rebschwarz wird hier erklärt : http://www.kremer-pigmente.com/47000.htm
Perlleim kann man auch selbst herstellen. Hier das Rezept falls jemand seine Frau aus dem Haus vertreiben will :
Knochen und Knorpeln trennen, reiner Knochenleim klebt nämlich viel besser. Knochen entfetten und zerkleinern und in Wasser auskochen. Danach weiterkochen bis das Wasser verdampft ist. Knochen rausnehmen und die Pampe trocknen lassen.
Und weil es so gut dazu paßt ein Text, den ich mal bei Stummi geschrieben habe :
"Du müßtest eine Anlage wie in den 50ern bauen denn da wurde noch Perl- und Knochenleim im Wasserbad erhitzt und gefärbtes Sägemehl von Faller eingestreut. Bei Faller haben damals noch Schulkinder das Sägemehl eingefärbt und dann wurde es in Backöfen getrocknet. Man hat Mauerfugen in Sperrholz geritzt und Kleinteile aus Lindenholz geschnitzt. Felsen entstanden aus angekokelten Weichfaserplatten, Brücken wurden aus Gips gegossen. Üblich war auch der Geländebau mit Papierkleistergemisch und die Verwendung der schon erwähnten, hyperrealistischen Korkfelsen.
Hyperrealistisch auch das Islandmoos, das die grünen Gipshäufchen ablöste. Naturmaterialien wurden in Glycerin getunkt und dann getrocknet. Gebirge baute man auf Drahtgewebe, Latten oder zerknüllten Zeitungen, als Überzug diente Mullgewebe, Nessel oder Muttis Bettwäsche. Darauf kam dann Pappmachee, Gips oder Plastikmasse.
Der Uhu Kleber war allgegenwärtig und wir haben uns mit ihm, wie auf der Tube empfohlen, kleine Schnittwunden zugeklebt, SR 24 gab es noch nicht, gereinigt und entfettet wurde mit Tri (Trichlorethen), das war zwar krebserregend und führte bei Überdosierung zu Hirnschäden und Erblindung (ich verbitte mir naheliegende Kommentare) war aber äußerst hilfreich.
Aber wir waren kerngesund, flink wie Kruppstahl, zäh wie die Windhunde und wir mußten uns den Flash nicht auf dem Schulhof teuer erkaufen. Und wir nörgelten uns nicht zu Tode sondern waren begeisterungsfähig ohne Ende.
1959 kaufte ich von der Firma Sander meine erste Geländematte, ein Quantensprung und in den 60er Jahren war dann eigentlich schon fast alles zu kaufen, nicht nur Geländematten, sondern auch Grasfaser, Kunststoffmauerplatten, Geländeteile und realistische Weidenbäume von Haug, superrealistisches Geländebaumaterial und Baumbausätze von Preiser natureal.
Die Loks waren höchstdetailliert, sie dampften und konnten sogar vollautomatisch vom Seuthe Brückenstellwerk aufgetankt werden, die Buschboote fuhren wie von Geisterhand, die Seilbahn war unverzichtbar, in den Brunnen sprudelte richtiges Wasser, im Bachlauf sowieso. Auf viel zu engen Straßen quälten sich der Brawa/Eheim O-Bus oder die Hamo Straßenbahn. Förderbänder brummten ohrenbetäubend, Drehkräne rotierten, Bekohlungsanlagen waren natürlich mit Entladefunktion und beluden, warum auch immer, Erz- und Hochbordwagen. Und alles wurde mit Brachialgewalt übertönt von der Tellermine, der Märklin Blechdrehscheibe.
Für die Alwegbahn von Schuco war meist kein Geld da aber die Faller AMS Autobahn hat dann fast jeder gekauft. Eine Sensation folgte der nächsten, die Egger Bahn kam, sie fuhr zwar kaum aber wir erkannten dadurch endlich wie gut eigentlich unsere H0-Modelle fuhren. Die erste Geländeplastik, natürlich nackt und unbegrast mit Tunnelportalen zum Selbstaussägen, wurde bestaunt wie ein Ufo. Und gebastelt wurde Tag und Nacht, was für ein Triumph als der erste Trix 1:100 Wagen (mit 26,4 cm unvorstellbar lang) entgleisungsfrei auf dem Märklin Blechgleis rollte.
Eigentlich gibt es im Geländebau seit damals, abgesehen von einigen Kleinserienanbietern wie Woodlands, Asoa und Silhouette wenig Fortschritte. Das seinerzeitige Preiser natureal Programm übertrifft auch heute noch 80% des aktuellen Industrieangebotes. Neu hinzugekommen sind nur einige Hartschaumteile und das neue Kleinzeug (Blumen, Pilze usw.). Aber auch in den 60ern lieferte die Firma Jordan schon entzückende Miniblumenbeete. "
Grüße aus dem Odenwald.
Charles