Hallo zusammen Ausnahmsweise mal ein Militärfahrzeug, das bei mir einige Fragen offen lässt. Das Vorbild für dieses Modell war der deutsche sogenannte Leichte Kampfwagen 1, kurz "LK 1", der 1918 wohl nur in 2 Exemplaren vorlag, die nicht mehr zum Einsatz kamen. In russischen Quellen findet sich gelegentlich der Hinweis auf Vorläufer bzw. Prototypen. Das Modell ist 8 cm lang (im Vergleich zum 5,10 Meter langen Original dann etwa 1:64) und wiegt rund 250 Gramm, damit schätze ich es vorläufig als Bleiguss ein ... die Optik der unlackierten Flächen erinnert mich allerdings doch eher an Zink, schwer zu entscheiden aktuell. Es macht den Eindruck, als wäre es komplett in einem Stück gegossen, der drehbare Turm natürlich separat. Unterseits steckt in diesem eine recht modern wirkende Schraube, welche allerdings eine spätere Ergänzung sein könnte. Bei dem Streichholz als Geschützattrappe bin ich mir da ganz sicher. Ob die Hoheitszeichen mitgegossen wurden oder als Applikation aufgelegt, lässt sich schlecht feststellen. Insgesamt wird ein recht frühes Baumuster dargestellt, wie es sich in den ersten Entwürfen präsentiert haben dürfte - das Kettenlaufwerk besitzt noch eine durchgehende Höhe, das Heck steht nahezu senkrecht. Die Ausführung wirkt etwas primitiv auf den 2ten Blick, die Nietenreihen sind unregelmäßiger, als man es etwa bei einem Modell der 60er Jahre erwarten würde, selbst in den 30ern hätte Märklin das wohl besser hinbekommen. Hier und da zeigen sich kleine Gussfehlstellen unter dem Lack und auch ein kleiner Riss. Zur Originalität der Lackierung lässt sich wenig sagen, für das Tarnschema wurden mutmaßlich Ölfarben benutzt. Tja, wie alt mag es sein und wer hat es wohl warum angefertigt ... grübel ... bei zeitnahen britischen Firmen wie Taylor&Barrett oder Johillco wurde ich noch nicht fündig, der dargestellte Fahrzeugtyp war eigentlich seinerzeit nur Insidern bekannt und auch später im Grunde nie Anlass für öffentliches Interesse. Mangels Achsen und Rädern kaum Spielwert und am ehesten noch als Ladegut für Flachwagen aus Blech vorstellbar, oder als Handmuster für den Kaiser :) https://www.militaer-wissen.de/leichter-...agen-i-bis-iii/
Nachtrag: mittlerweile fand ich ein recht ähnliches Modell bei einem Konvolut 1.WK Zinnsoldaten abgebildet, die Heyde oder Heinrichsen zugeschrieben wurden. Die äüßeren Umrisse des Panzertyps wurden außerdem nach dem 1. WK gerne zur Gestaltung von Panzerattrappen auf Fahrrädern herangezogen, um Manöver damit durchzuführen.
Hallo zusammen Mittlerweile konnte ich den Hersteller ausfindig machen, sein Name war Bruno Hinsch, er verstarb 1957. Der Panzer gehörte zu einer ganzen Serie von Fahrzeugen als Zubehör zu 30 mm Zinnfiguren, siehe Bild 2 und 3. Das erste Bild zeigt, dass militärischer Größenwahn nicht auf den 2. Weltkrieg beschränkt war (man denke an die 10 m lange "Maus"), bereits in WK1 wurde solch taktischer Nonsense gefertigt, hier der Büssing A5P mit einer Länge von 9,6 Metern im Original. Der russische T34 mit 6,7 m Länge zum Größenvergleich, dürfte in etwa hinkommen, der Büssing hat als Modell 12, 5 cm (wurde also eher in 1/72 gefertigt als in 1/64), das Modell des T34 liegt bei 8 cm ohne und 9 cm mit Kanone. Im abgebildeten Katalog ist der Büssing noch nicht zu finden. Da meine Waage bei 400 gr endet, kann ich zum Gewicht grad nichts sagen ... der Hersteller des ungemarkten Guss T34 (2 Achsen mit Rädern am Unterboden) ist mir auch unbekannt.
Fand ich auch erstmal seltsam - es war wohl zeitweilig im Sprachgebrauch, dass Panzer mit Kanonen als male oder männlich bezeichnet wurden und als female oder weiblich mit MGs. Die folgende Doppelseite zeigt, dass der Katalog nach 1945 entstand DSCI5870.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Beste Grüße - Rainer
Blöde Frage - was sind denn männliche bzw weibliche Panzer? Gruß Klaus
Moin Klaus,
das rührt tatsächlich aus der Zeit der ersten britischen Tanks (hier noch die Mk. I), also so um 1916 herum. Die Soldaten in den Schützengräben hatten statt dem offiziellen "male" (je 1× 57mm-Kanone) und dem "female" (je 2x Vickers 0.303 MG) ihre eigene deftigere Bezeichnung hierfür: "Bulls" and "Bitches". Gegen Kriegsende und in der Nachkriegsperiode (Besetzung des Rheinlandes durch die Allierten, Unruhen in Oberschlesien, Russischer Bürgerkrieg) kam dann noch der "hermaphrodite" dazu. Ein Mk. V mit gemischter Bewaffnung (ein seitlicher Geschützturm mit 1x 57mm Kanone und der andere seitliche Geschützturm mit 2x 0.303 Lewis MGs).