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RE: die DTO = Dampflok Tradition Oberhausen stellte insolvenzantrag

#26 von Gelöschtes Mitglied , 20.04.2017 13:28

Moin,

es wurde ja schon angesprochen, dass das Publikum für diese Sonderfahrten begrenzt ist und m.E. auch zunehmend überaltert. Dazu kosten diese Fahrten auch nicht gerade wenig Geld und weil sie in den laufenden Verkehr gequetscht werden müssen, bleiben Fotovorbeifahrten etc. häufig auf der Strecke. Dazu sind Ganztagesfahrten auch nicht jedermanns Sache. Was sehe ich denn von der Lok, wenn ich den ganzen Tag im Abteil sitze?

Ich kenne das Thema mehr von der DFS in Ebermannstadt. Die Fahrt dauert 45 Minuten durch sehr schöne Landschaft, der Preis ist familienfreundlich und der Kaffee auch preiswert. Das wird gerne von Wanderern angenommen, weil am Sonntag Plandienst läuft (3 Zugpaare). Eine BR 64 ist daneben etwas günstiger zu betreiben als eine 41er. Die Frau fährt auch gerne mit, Kinder haben großen Spaß und weil es eben nicht ewig dauert, meckert und quengelt niemand. Alle 2 Wochen Dampfsonntag, die Fahrten sind allgemein sehr gut besetzt und das seit 35 Jahren oder länger.

Am Endbahnhof kann man wandern oder ins Wirtshaus gehen, oder gleich nach dem Umsetzen zurückfahren. Ergo: macht Spaß, trägt sich und funktioniert. Lokalbahnambiente um 1940 pur!

Für solch eine Tour mit der 01 oder 41 zahle ich wesentlich mehr Geld, sitze den größten Teil des Tages im Abteil und habe noch den zweifelhaften Spaß mit den Fliegerbrillenträgern, die allle Fenster aufreißen, um
sich hinauszuhängen. Wenn es dann noch so ein toller Öldampfer ist, fliegen einem die Rußflocken um die Ohren. Die Dickschiffe sind dazu auch richtig teuer im Unterhalt und mit etwas Pech verabschiedet sich dann mal ein Bauteil (gibt es auf youtube zu sehen) und der Zug steht, am Ende wird dann irgendetwas vorgespannt und abgeschleppt.
Ich stelle mich lieber an den Bahnsteig oder die Strecke, kostet nichts und gibt gute Bilder ab.

Deshalb sehe ich auch keine große Zukunft für diese "großen" Fahrten mit 01 & Co. In der Schweiz sieht es anders aus: spektakuläre Landschaft und Elektroloklegenden, das läuft immer!

Der Betrieb der kleineren Ausflugsbahnen wie DFS steht viel besser da. Auch hier sind die Kosten beträchtlich, es funktioniert nur auf ehrenamtlicher Basis, aber es trägt sich. Eine ELNA oder 64er ist auch noch technisch überschaubar, so etwas konnten früher mittlere Industriebetriebe betreiben. Eine 01 aber ist halt kein Frezeitmobil, da braucht es Infrastruktur und jede Menge Bodenpersonal. Da ist es mir schon lieber, dass so ein Betrieb, wenn er sich nicht mehr trägt, insolviert, als dass sie sparen, tricksen und es am Ende knallt.

Irgendwann gehören die Sachen einfach ins Museum. Wer möchte denn heute gerne mit einem alten Zeppelin fahren, wenn einer davon noch betriebsfähig wäre? Man muß sich bei aller Liebe doch auch einmal fragen, warum die Dampflok außerhalb der Entwicklungsländer abgeschafft wurde, das war doch nicht wegen der Sparsamkeit und Sicherheit!

Außerdem gibt es ja noch die alte Modellbahn! 01 bis zum Abwinken, sparsam und sicher, von jedermann sogar noch nach Alkoholkonsum zu bedienen, fast wartungsfrei und sehr platzsparend! Lokomotiven aller Baureihen und Epochen, luxuriöse Speisewagen und komfortable Salonwagen erwarten Sie! Betrieb auch bei übelstem Wetter! Lösen Sie Ihr Ticket jetzt --- an Ihrem Bahnhof Zindelstein, gleich neben dem Bücherregal!

Martin



RE: die DTO = Dampflok Tradition Oberhausen stellte insolvenzantrag

#27 von Gelöschtes Mitglied , 20.04.2017 14:07

...und noch etwas: Bei DTO scheint es auch noch an der Tatsache zu hängen, dass ein gemeinnütziger Verein es hier nicht hinbekommen hat, diese Sache steuerlich abzusichern. Die Einzelheiten kenne ich nicht, war aber lange selbst Vereinsvorstand in einem Sportverein und kenne die Problematik. Ich hatte damals einen Steuerberater mit Durchblick und so gab es keinen Ärger, es war eine reine Kommunikationsfrage und man muß eben auch mal bereit sein, Kompetenzen an kompetente Leute abzugeben, anstatt laienhaft selbstherrlich herumzuwurschteln.

Dazu kommt dann noch, dass der Verein im Endeffekt mit geliehenen Fahrzeugen agiert hat und für jeden Kilometer Netzbenutzung löhnen durfte. Das bekommen schon verschiedene kommerzielle "Eisenbahngesellschaften" nicht reibungslos hin, bei einem Verein mit ehrenamtlichen Akteuren halte ich das für sehr riskant.

Sieht mir etwas nach gutgemeintem Laientum aus. Eine Lok bedienen ist eins und es ist interessant. Buchhaltung ist etwas anderes und langweilig...

Überhaupt ist mir DTO erst seit Mitte der 90er ein Begriff, als in Oberhausen eine gewisse Aufbruchstimmung herrschte (CentrO, neue Straßenbahnen, etc.). Da gab es auch öffentliche Gelder für alle möglichen Dinge, weil ein paar Oberhausener im Landtag saßen. Mittlerweile ist da eher Katerstimmung...

Martin



RE: die DTO = Dampflok Tradition Oberhausen stellte insolvenzantrag

#28 von Pikologe , 24.04.2017 14:50

...komisch, dass es dauerbeschäftigte Dampfloks gibt und welche, die kaum fahren.

Gerade die 01 0509 und die 23 1097 sind oft unterwegs.
https://www.youtube.com/watch?v=4Sm912EFgNA
https://www.youtube.com/watch?v=yvjQGfG8IL0

Osterzug 7 Wagen
https://www.youtube.com/watch?v=sajEM3qLJhI

01 519 auch immer unterwegs:
https://www.youtube.com/watch?v=EnNcyruNzGI

52 8131 auch sicher ausverkauft:
https://www.youtube.com/watch?v=sFOmi7ppEMA

Noch eine Große:
https://www.youtube.com/watch?v=WOY6OYCnQEk

Edler Renner 03 1010
https://www.youtube.com/watch?v=MYawbKxKwfc

Ein Zug mit 01 2066 war geplant. Verkauf wurden zwei, die 01 1519 durfte auch ran:
https://www.youtube.com/watch?v=m6rdE9JnkPA

Die Deutschlandrunde der IGE war auch ausverkauft:
https://www.youtube.com/watch?v=dIfaeR-x2R8

Von Leipzig an die Ostsee und zurück an einem Tag zum Bahnhofsfest Putbus:
https://www.youtube.com/watch?v=w5G0EVEwDtc
https://www.youtube.com/watch?v=bkTs-t3Vqf8

http://bimmelbahn-forum.de/index.php?thr...auf-r%C3%BCgen/

Sag nochmal einer, große Maschinen lohnen sich nicht. Die Reihe kann man fortsetzen...


 
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RE: die DTO = Dampflok Tradition Oberhausen stellte insolvenzantrag

#29 von Gelöschtes Mitglied , 25.04.2017 08:27

Moin,

ich verstehe nur diese Steuergeschichte nicht. So ein Verein ist im Normalfall ähnlich wie eine Firma zu betrachten. Sie haben Einnahmen und Ausgaben. Bei entsprechendem Überschuss werden Steuern fällig, das ist alles. Denkbar sind dann 2 Szenarien: Entweder sie haben zu hohe Kosten und gehen pleite oder sie haben ihre Steuern nicht abgeführt und bekommen Ärger. Dahinter steckt dann meist weniger kriminelles Handeln als schlichte Unkenntnis, Ignoranz oder Schlamperei. Ich habe mal Buchhalter gelernt. Ich kenne diesen speziellen Verein natürlich nicht von innen, aber ich habe viele Buchhaltungsdschungel gesehen...

Dazu kommt die berühmte Vereinsmeierei....

Martin



RE: die DTO = Dampflok Tradition Oberhausen stellte insolvenzantrag

#30 von Pikologe , 25.04.2017 10:38

Hallo Martin,

ich verstehe diese Steuergeschichte ebenfalls nicht und kann sie auch nicht, weil ich sie nicht kenne... Aber wenn man mal Beträge anschaut, die über ein Vereinskonto gehen müssen, wenn man sich mit Eisenbahnbetrieb befasst, dann kommt man schnell über einen sechsstelligen Betrag drüber. Da muß man dann schon die Steuervorschriften, betreffend Rücklagenbildung usw. einhalten. Im Idealfall kommt eine Lok aus dem Raw mit bezahlter Rechnung. Ab diesem Zeitpunkt muß die Lok Geld verdienen bzw. müssen Sponsoren und Spendengelder gesammelt werden, so dass nach 8 Jahren Betrieb das Konto der Lok wieder voll ist, um die nächste große HU zu bezahlen. Das sind dann, wenn es dumm kommt und eine Neubekesselung fällig ist, schnell man eine Mio., sonst ca. 1/3 weniger (alles mal "Pi mal Daumen"). In der Zwischenzeit laufen noch die ganzen Zwischenuntersuchungen, Kesseluntersuchungen, wo Gelder rausgehen. Da man ja als Eisenbahnverein nicht fahren darf, braucht man dann noch ein Eisenbahnverkehrsunternehmen, was wie ein normales Eisenbahnunternehmen funktioniert. Das ist meist eine GmbH, wenn man es selber macht. Darüber laufen dann auch gewisse Gelder. Das muß schon wasserdicht gemacht werden, dass man nicht in die Mühlen des Unheils kommt. Am Besten ist es, wenn man einen passenden Experten im Verein hat. Ein Haufen Büroarbeit, der genauso wichtig ist, wie das dauernde Schrauben an der Maschine. Dann sind noch Wagen, Grundstück, Umweltkram, Versicherungen, Fortbildung der Mitglieder, Beschaffung von Material... Man kann nicht oft genug Hochachtung zollen, wenn wenige Leute neben der Arbeit und dem Familienleben noch Vollzeitjobs wie Schlosser und Buchhalter im 24 Stunden Tag reingepresst werden.

Da sind wir in Gotha mit unseren Straßenbahnzeug ganz kleine Lichter, kämpfen an kleinerer Front mit weniger Leuten, dass es läuft. Man müsste das ja alles nicht machen, aber es macht viel Spaß, wenn es in der Truppe stimmt, alle mitziehen und das Ergebnis zählt:
DER BETRIEBSFÄHIGE ERHALT TECHNISCHEN KULTURGUTES UNSERER VÄTER UND GROßVÄTER.
"Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme." Thomas Morus

Der schönste Lohn sind die strahlenden Kinderaugen, wenn die Zwerge dann viele Fragen stellen, so sind die damals gefahren?

Nicht das ihr mich falsch versteht, die Erforschung und Erhaltung der alten Modellbahn ist genau so wertvoll, wie das bei der großen Bahn. Eigentlich kann die Große nicht ohne die Kleine und umgekehrt und das ist auch gut so!

In diesem Sinne an alle "Fahrt frei!"

Pikologe


 
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RE: die DTO = Dampflok Tradition Oberhausen stellte insolvenzantrag

#31 von Gelöschtes Mitglied , 25.04.2017 11:56

ja Pikologe,

da gebe ich dir völlig recht. Als Praktiker kennst Du nun auch in etwa die Kosten, da haben wir also schon mal eine Hausnummer zur Orientierung. Peanuts sind das nicht. Wenn da die Buchhaltung nicht ordentlich organisiert ist, laufen die Sachen schnell in die Uferlosigkeit. Ein Verein, der das möglicherweise auch noch über Ehrenamtliche laufen lässt, kommt da ganz schnell in Bedrängnis. Habe ich nicht nur einmal gesehen.
Für eine fest angestellte Bürokraft, die die Belege für den Steuerberater fertigmacht, ist oft kein Geld da oder es fängt halt klein an, da kann das noch ein Finanzvorstand nebenher machen und irgendwann wächst es über den Kopf. Einen Eisenbahnbetrieb in diesem Ausmaß, insbesonder die Verwaltung, kann man nicht so neben seiner Arbeit am Wochenende "schnell mal organisieren".

Ebenso ist es bei den Loks, die fährt man nicht einfach aus der Garage heraus, aber ich nehme an, dass die Motivation eines Lokpersonals bei solch einem Verein höher ist, als die desjenigen Mitgliedes, der sich durch Akten und Formulare wühlen und nebenher auch noch mit Behörden umgehen muß.

Da ist die insolvenz am Ende ganz schnell keine Frage des Umsatzes/Gewinns...

Martin



RE: die DTO = Dampflok Tradition Oberhausen stellte insolvenzantrag

#32 von Pikologe , 14.05.2017 08:47

Überwiegend junges Publikum und seit Millionen von Jahren kennt die keiner mehr...


Genau 8 Tage her ist als der Nachmittagssonderzug mit einer Dampflok aus dem Jahr 1951 aus der Slowakei (477.013 Depo Poprad) mit Reisezugwagen aus Tschechien voller Leute jüngeren und mittleren Alters, vorwiegend Familien aus Tschechien, Frankreich und Deutschland begeisterte.


Lokpersonale aus der Slowakei, Zugführer aus Tschechien nehmen den Abfahrauftrag einer jungen Fahrdienstleiterin des Bahnhof Benesov (Bensen) entgegen:




Geht doch, nicht nur in Deutschland!

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RE: die DTO = Dampflok Tradition Oberhausen stellte insolvenzantrag

#33 von Pikologe , 03.08.2017 15:02


 
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RE: die DTO = Dampflok Tradition Oberhausen stellte insolvenzantrag

#34 von Pikologe , 24.08.2017 15:49

Hallo,

es gibt einen Lichtblick:
https://www.online-handelsregister.de/ha...60+e.V./3738910

Bei der V200 116 ist der Stand so, dass sie in Neustrelitz auseinandergebaut auf das Geld wartet, um sie wieder zusammenzubauen oder richtig instand zu setzen. Eigentümer ist das DB Museum mit dem ein Vertrag (mit wem?) existiert (e), was Einsatz und Pflege betrifft. Das Netinera Werk Neustrelitz wäre aus meiner bescheidenen Sicht auch das Beste, um die Lok wieder zum Laufen zu bekommen.

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