Angeregt durch den von Serge gezeigten Prospekt zu den genialen MÄRKLIN-Weichen der Serie 3900/3800 aus den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in meinem Thread zu einer MÄRKLIN-Weiche (M-Gleis - was ist das für eine Weiche?) möchte ich euch auf ein Buch aufmerksam machen. Es heißt "Große Welt auf kleinen Schienen - Das Entstehen einer Modellbahn", der Autor ist der Österreicher Herbert Eisenreich, es ist 1968 bei DTV erschienen. Vor dieser Taschenbuchausgabe gab es wohl eine gebundene Ausgabe des Residenzverlages. Das DTV-Buch sieht so aus:
Na, kommt euch der Zug auf dem Titelbild irgendwie bekannt vor? Ansonsten guckt mal in euren MÄRKLIN-Katalogen der sechziger Jahre nach der Zugzusammenstellung 3148. Das aber nur am Rande.
In diesem Buch beschreibt Herbert Eisenreich mit viel Humor und Sachverstand auch vom großen Vorbild das Entstehen einer Modelleisenbahn. Und nun der Zusammenhang zu dem erwähnten Thread: Zu Beginn dieses Buchs (S. 21 der DTV-Ausgabe) schreibt Herbert Eisenreich, als er die verschiedenen Gleissysteme der Modellbahnhersteller beschrieb (das waren damals ja eigentlich nur Märklin, Trix, Fleischmann und Peco) und das Märklin-Gleis der Serie 5100 wegen seiner engen Radien kritisiert, über die früheren Modellgleise von Märklin: "In den goldenen Fünfzigerjahren hat es bei dieser Firma sehr schöne und universell brauchbare Modellgleise gegeben; sie wurden aber bald wieder aus dem Verkehr gezogen - vermutlich waren sie der Masse der Käufer zu teuer - und sind jetzt sozusagen nurmehr im Schleichhandel erhältlich. Aus mir unerklärlichen Gründen geht Märklin da den Weg vom Modell zum Spielzeug, während die jungen, aufstrebenden Firmen, wie Fleischmann, Rivarossi oderKleinbahn, sich bis ins Detail dem großen Vorbild anpassen - und trotzdem nicht Konkurs anmelden müssen." Soweit also Herbert Eisenreich zum MÄRKLIN-Modellgleis 3900. Insgesamt gerade auch für Freunde alter Modelleisenbahnen - zumindest der 50er und 60er des vergangenen Jahrhunderts - ein sehr lesenswertes Buch. Ich kann es nur empfehlen. Bisweilen wird es bei Ebay oder zvab.com angeboten.
die Erstausgabe erschien 1963. Ich habe das Buch über viele Jahre immer wieder gelesen und auch heute besitze ich immer noch 2x die Taschenbuchausgabe. Herbert Eisenreich und der kürzlich verstorbene Burkhardt Kiegeland sind meine wichtigsten Autoren im Modellbahnbereich. Kiegeland verstarb im August letzten Jahres, Eisenreich ging schon 1986 von uns.
schön, dass du das Buch wieder ins Gespräch bringst - die dtv-Taschenbuchausgabe hatte ich in früheren Jahren mal, inzwischen aber irgendwie verschollen, nun werde ich wohl danach mal Ausschau halten, jedenfalls Danke für den Tipp.
das Buch kannte ich noch nicht, den Ausdruck "Schleichhandel" auch nicht. Klar, dieses Modellgleis war ein Produkt, das sich - vermutlich des Preises wegen- nicht durchgesetzt hat. Ein Phänomen, das in der Marktwirtschaft häufiger vorkommt. In der Tat, die meisten Kunden damals waren Leute, die ihren Kindern eine Spielzeugeisenbahn kaufen wollten, vermutlich sind 99% davon nach einigen Jahren verschwunden. Natürlich hat Märklin diese Käuferschicht hauptsächlich bedient. Deshalb verstehe ich die Kritik dieses Autors nicht. Leute wie Ertmer haben gleich selbst gebaut oder die Loks bei Fulgurex gekauft, das war eine andere Klasse. Und wie die Produkte von Trix und Fleischmann damals augesehen haben, wissen wir ja. Pappgleise, Walzenräder und bewegliche Pufferbohlen sind nun auch nicht gerade vorbildgetreu...
Aber Eisenbahnmärkte gab es immer und früher auch einen Kleinanzeigenmarkt. Alles völlig normal und legal! Schleichhandel klingt dagegen nach Schwarzmarkt, Kohlenklau und Hinterhof, das trifft's doch wohl kaum!
man muss sich die Situation damals verdeutlichen : Nach dem Krieg stand Märklin ganz gut da, der Hauptkonkurrent Trix lag zerbombt am Boden. Optisch stand das Märklin Gleis dem Vorbild näher als das Trix Bakelitgleis. Wenige Jahre später sah es anders aus, Trix entwickelte sich gut und stand vor der Einführung eines neuen Gleissystems und Fleischmann plante eine H0-Bahn ganz ohne Mittelschiene.
Die Göppinger brauchten, um wettbewerbsfähig zu bleiben, deshalb ganz schnell ein neues Gleissystem aber ein neues Gleissystem entwickelt man nicht in ein paar Wochen. Das braucht viel Zeit. Deshalb griff man aus der Not heraus auf das französische VB-Gleis zurück, überarbeitete es und versah es mit Pukos. Die Pukos hatte übrigens ein englischer Modellbahner erfunden. Die Entscheidung für den Lizenzkauf war in Göppingen sicher umstritten, aus schwäbischer Sicht sah das so aus : Mer hawwe die Arweit, mer misse den Kram verkaafe und die Franzose kassiern es große Geld. Außerdem hielt der "Todfeind" ja auch noch das Saarland besetzt
Die Lizenzgebühren und die aufwendige Fertigung machten das Gleis zu teuer. Dies und die niedrigen Verkaufszahlen führten schnell zu dem Entschluss ein eigenes und preisgünstigeres System zu entwickeln. Das war dann die Geburtsstunde des M-Gleises.
Horst Fleischmann hat mir einmal gesagt, dass das Märklin/VB Modellgleis die beste Geometrie aller H0-Gleissysteme habe. Nicht zufällig ähneln sich die Längen der Standardgeraden von Märklin Modell- und Fleischmann Profigleis.
So, wer jetzt auch noch diesen älteren Stummi-Thread liest kann in jeder Modellgleis-Diskussion punkten :
so ein großer Rückschritt war der Umstieg vom Modellgleis auf das M- Gleis meiner Ansicht nach nicht. Das M- Gleis mit und ohne Pukos ist für mich ein Märklin- Charakteristikum, das den Reiz der Sache unter anderem ausmacht.
Auch die Kritik des Autors an den Radien kann ich nicht nachvollziehen, es gab schließlich drei verschiedene Radien und jeder hat seine Anlage nach dem zur Verfügung stehenden Platz gebaut. Es ist doch nicht der Hersteller dafür verantwortlich, wenn ich so eine "Zindelstein"- Anlage auf 1,5 m2 baue und meine BR 01- möglichst noch in Doppeltraktion- mit 8 D- Zug- Waggons durch den Industrieradius jage, dass das dann ausschaut wie in einer Bratwurstpfanne.
Die Radien von Trix und Fleischmann waren übrigens kaum anders. Das Problem ist doch, dass die meisten Anlagenbauer (damals?) ihre Fertiggelände mit allem vollgestopft haben, was es zu kaufen gab und generell die kleinsten Radien verbaut wurden, um lange Strecken zu schaffen. Eine Pacific, egal welchen Herstellers, ist aber auch im Original nicht für Straßen- oder Hafenbahnen gebaut, die hängt dann in der Kurve recht unansehnlich über.
Der Unterschied um 1970 war meiner Ansicht nach, dass versierte Modellbahner seinerzeit schon auf modellgetreuere, aber auch teurere Produkte zugreifen konnten, dass aber die meisten Leute damals eher Spielbahner waren, die gar keinen besonderen Wert auf besondere Modelltreue legten und sich mit solchen Nischenprodukten auch gar nicht befasst haben.
Wenn ich mich an die Schulzeit erinnere, da hatten fast alle meine Freunde eine Eisenbahn, einige mit Fertiggelände, andere auf einer Holzplatte, dazu zwei Stromkreise, 4 oder 5 Loks und ein paar Faller- Häuser. Aber beklagt hat sich keiner, das war halt so und wir kannten gar nichts anderes. Die Sachen aus der MIBA- Messeausgabe haben wir natürlich neidisch angeschaut, aber leisten konnte sich das keiner mit dem damaligen Taschengeld. Außerdem gab es diese Sachen im lokalen Spielzeugladen gar nicht! Märklin, Trix, Fleischmann, das war's. Arme Leute fuhren LIMA -- von Neckermann und absolut schulhofuntauglich!
Mit der Spur N und dem damals schon gebräuchlichen Flexgleis ging natürlich mehr, aber N wurde gar nicht ernst genommen... (ich hatte zuerst nur N, ich weiß das noch!)
da zeige ich mal meine kleine Sammlung Modellgleise, da hier noch keine Fotos gezeigt wurden.
Das Heftchen habe ich auch. Es gab wohl Schwierigkeiten bei der Stromführung, deshalb die Hilfskabel auf der Unterseite. Ein Diorama wär mal schön, braucht aber (leider) Zeit.
wenn es Probleme mit der Stromzuführung gab, dann konnte der normale "Weihnachtszeitspielbahner" im Durchschnittsalter von 10 Jahren diese damals kaum beheben, was für Märklin umsatzmindernde Wirkung entfalten musste. Da war das M- Gleis die perfekte Lösung, ob nun mit oder ohne Pukos: Kontaktschwierigkeiten kenne ich bei diesem Material nur aufgrund von Beschädigungen, die durch unsachgemäße Behandlung herbeigeführt wurden. Auch starke Verschmutzung von Loks und Gleisen behindern den Betrieb allgemein nicht. In meiner Jugend habe ich bestimmt wenig Wartung etc. betrieben, aber das frustrierende Erlebnis von Kontaktschwierigkeiten habe ich nie gehabt.
Wenn die Leute in ihren späteren Jahren dann wieder mit der Sammelei anfangen, ist es meistens Märklin und darüberhinaus fast immer M- Gleis! Das wundert mich nicht. Es hat neben der Zuverlässigkeit auch damit zu tun, dass der klappernde Blechzug ein ganz spezielles Modelleisenbahngefühl bietet. Es ist zwar auch für mich immer wieder schön zu erleben, wenn eine uralte Fleischmann- Lok fast lautlos über die Gleise surrt, aber das ist eben nicht das gleiche Faszinosum!
die Kontaktsicherheit des Modellgleises war wohl tatsächlich schlechter als beim M-Gleis. Deshalb wurden schon beim Modellgleis die Mittellaschen verbreitert. Der Misserfolg mit dem Modellgleis war wohl der Grund dafür, dass Märklin das M-Gleis nicht mit schlanken Weichen und zwei größeren Radien ergänzte.
ja wir Alten lieben das Blechgleis, aber die scharfen Kanten dürfen heute nicht mehr sein. Das C-Gleis hatte seine Schwächen - Bruchgefahr bis 2005. Und die Optik von C-Gleis und ROCO-line hat mir noch nie gefallen. Wir waren mal in der Modellbahnwelt in Oberhausen - heute ist die Anlage ja im Odenwald. Da fuhren die 44er mit langen Zügen so leise, es war kein (Hör-) Erlebnis.
Nun, die nicht mehr so zahlreiche Moba-Jugend wird mit C-Gleis oder ähnlichem groß und wird dieses im Alter lieben. Und die Blechenthusiasten sind dann eine sehr kleine Schar.
Die Radien von Trix und Fleischmann waren übrigens kaum anders. Das Problem ist doch, dass die meisten Anlagenbauer (damals?) ihre Fertiggelände mit allem vollgestopft haben, was es zu kaufen gab und generell die kleinsten Radien verbaut wurden, um lange Strecken zu schaffen. Eine Pacific, egal welchen Herstellers, ist aber auch im Original nicht für Straßen- oder Hafenbahnen gebaut, die hängt dann in der Kurve recht unansehnlich über.
Martin
Hallo zusammen,
Martin,
bei deinen Ausführungen über die Radien kann ich dir nicht ganz zustimmen.
Entgegen dem Märklin Parallelkreis 3700 mit 91 cm Kreisdurchmesser hatte der "grosse Kreis" 1606 von Fleischmann immerhin einen Durchmesser von !! 120 cm !!, sodass die Pacific-Loks darauf recht manierlich die Kurven nehmen konnten:
Auf diesen "fast optisch gerade" anmutenden Pappschwellengleisen fuhr Ende der Fünfziger sogar meine GFN Battriebahn, die mit den zugekauften 1600er Schienen auf dem Fussboden im grossen Wohnzimmer meiner Grosseltern ihre weiten Kreise zog.
Einer meiner Spielfreunde, der eine kleine Märklin-Platte hatte, war darauf gehörig neidisch ...
#13 von
haraldkeib
(
gelöscht
)
, 16.02.2017 16:02
Hallo zusammen,
schön wie sich die Diskussion hier entwickelt, was das Modellgleis betrifft. Wenn man von der Spur Z kommt, sind die erwähnten Kontaktschwierigkeiten kein Problem. Man sollte halt ordentlich verlegen (als Teppichbahn funktioniert es auch, Bilder davon sind ja vorhanden). Es gibt ein paar Dinge, die man beachten sollte: -Die Schienenlaschen sollten fest sitzen und es ist häufig nötig, diese bei gebrauchtem Material zu richten. -die Kontaktlaschen aus Kupfer sollten vor Einbau mit einem Poliermittel für Kupfer poliert werden -beim Kauf sollte man auf den Zustand der PUKOs achten, häufig (und gerade bei kurzen Gleisstücken) sind sie bis auf die Schwellen abgefahren. -die kurzen Gleisstücke sind das eigentliche Problem - sie sind selten und teuer - besonders 3900 ZD. Die Kreuzung bekommt man relativ "günstig", aber wenn es im Layout dumm läuft, braucht man einige davon. -wer die teuren Anschlußgleisstücke nicht kaufen möchte, kann ohne Probleme mit Lötgtrundkenntnissen Anschlußstücke produzieren. -wer noch keine Gleise hat, sollte sich den Kauf gut überlegen. Neben der geringen Verfügbarkeit sind die Preise sehr hoch. -Gebogene Gleise des Innenkreises (3800) erreichen stolze Preise. Für 10 Stück wurden letztlich ca. 230 Euro gezahlt.
Ich habe die Bedienungsanleitung für die Modellgleise eingestellt. Sie war im Original mit den Anschlußstücken geliefert worden. Die Gleisfiguren sind exakt die gleichen, wie im VB-Katalog (franz. Firma)
die Erstausgabe erschien 1963. Ich habe das Buch über viele Jahre immer wieder gelesen und auch heute besitze ich immer noch 2x die Taschenbuchausgabe. Herbert Eisenreich und der kürzlich verstorbene Burkhardt Kiegeland sind meine wichtigsten Autoren im Modellbahnbereich. Kiegeland verstarb im August letzten Jahres, Eisenreich ging schon 1986 von uns.
Guten Abend,
dieses Buch bekam ich im Frühjahr 1964, ich nehme es heute noch gern in die Hand und lese mir einige Kapitel durch. Aus meiner Sicht ist es immer noch aktuell, wenn auch z. T. in anderer Weise. Damals jedenfalls fand ich die Themen richtig spannend, wenn ich auch manches nicht nachvollziehen konnte. Fasziniert hat mich die Abhandlung über die Systeme (Gleich-Wechselstrom, Gleissysteme usw.), nachstellen wollte ich den "Berlin - Rom - Express" nachbilden und habe mir im Buch mit Bleistift Anmerkungen gemacht. Damals war ich Trix-Express- Fahrer und begann zu sinnieren, ob ich nicht besser Zweileiter fahren sollte . . .
Hallo, Erich-Ludwig! Sehr schön, die Originalausgabe. Ich wusste halt, dass es eine gab, habe sie aber bisher noch nicht zu Gesicht bekommen. Also vielen Dank für die Bilder. Viele Grüße aus dem Siebengebirge Johannes