ich bin ganz neu hier - also erst mal eine Kurzvorstellung: Mein Name ist Ulf, bin 48, wohne in Magdeburg. Ich bin (Maschinanbau-) Ingenieur und seit gut 40 Jahren Modelleisenbahner. Im Moment entsteht im Keller wieder eine Anlage in H0 (DC).
Zu "Alte Modellbahnen" bin ich nun recht überraschend gekommen.
Leider muß meine Schwiegemutter (74) den geerbten Hof nun aufgeben, sie schafft es nicht mehr ihn zu bewirtschaften, und wir Kinder sind zu weit weg um uns um das große Anweisen (5000m² mit Ställen, Scheune usw.) zu kümmern. Nach gut einem Jahr fand sich nun ein Käufer und es ging daran, alles aufzuräumen.
Ihr ahnt es sicher schon: So ein alter Bauernhof hält viele, viele Überraschungen bereit. In einer Schublade eines Sektretärs (für die jüngeren: ein Schreibschrank) fand sich ein einzelner Güterwagen in Baugröße 0. ein wenig Recherche, und er erwies sich als ein Märklin 16740.
Aus den Erzählungen des (leider verstorbenen) Schwiegervaters wußte ich daß er einmal eine "Eisenbahn" hatte. Mit einer Märklin-Bahn hatte ich ja nun eher nicht gerechnet, allerdings war der Hof (... vor der "Zwangskollektivierung") einmal recht wohlhabend. Der bevorstehende Auszug brachte natürlich viel Arbeit mit sich. Erst jetzt über den Jahreswechsel fand ich die Zeit, systematisch auf die Suche zu gehen.
Kurzum: auf dem Dachboden in einer alten Futterkiste, versteckt unter den Schulbüchern einer vor 40 Jahren verstorbenen Tante, fand sich die besagte Modelleisenbahn. Recht ordentlich verpackt (Teils Märklin-OVP ) nur leider falsch gelagert: Die Bücher und auch Mengen an alten Haushaltstextilien, hatten die Feuchtigkeit schon ein wenig angezogen.
Das Bild zeigt nur eine Teil des Fundes, es gibt noch weitere Wagen, einen Bahnhof und eine ganze Kiste mit Gleisen und 4 Weichen. Schwiegervater war * 1935, die Sachen müssten also aus der Zeit 1940..45 stammen.
Der Zustand ist sehr durchwachsen, speziell die Gleise haben zum Teil sehr gelitten, sind allerdings auch nicht ganz "hinüber". Alle lackierten Teile sehen noch gut (teils sehr gut) aus, nur ungeschütztes Metall hat 60 Jahre auf dem Dachboden nicht ganz ohne Korrosion überstanden.
Kurzum: Ich möchte das Zeug nicht verkaufen. Erstens weil es wirklich Erbstücke sind, und zweitens weil der Zustand auch nicht so ist daß man Spitzenpreise erwarten könnte. Ich bin langjähriger Modellbahner und als solcher möchte ich die Bahn einfach instandsetzen.
Meine Frage ist nun: wer hat sich schon mit der (vorsichtigen) Restauration solcher Sachen befaßt ? Aktuell geht es erst einmal darum den Rost (größtenteils Flugrost zu entfernen, welche Mittel haben sich da bewährt ? Einige Wagenachsen sind im Prinzip hinüber. Ich schätze daß es sicher Ersatzteile bzw. Nachbauten gibt: Was ist zu empfehlen ?
- und noch eins: Es gibt noch das original "Netzgerät" (Vorwiderstand mit Glühlampe). Das werde ich wohl eher nicht ausprobieren ... Darf ich annehemen, daß das Stromsystem 20V~ ist ? und welcher Trafo ließe sich verwenden ?
Hallo Ulf, wie weit willst Du mit Deinem Engagement gehen? Zunächst finde ich gut, dass Du nichts verkaufen willst, aber was dann. Falls Du etwas mehr willst, als nur anschauen und freuen, dann würde ich als Extrem vorschlagen, mal zu einem Spielertreffen zu gehen. Das ist eine eher im verborgenen stattfindende Veranstaltung, bei der eine Gruppe von Enthusiasten über mehrere Tage eine Großanlage aufbaut und damit richtig spielt. Das nächste Treffen findet gar nicht so weit von Dir entfernt statt, in der Nähe von Berlin Dort hin kommen natürlich auch einige Experten und Ersatzteilhändler. Falls Dich das interessiert, lass es mich wissen. Dann finde ich einen Weg für mehr Infos. Herzliche Grüße vom Soester
Hallo Ulf, Willkommen im Forum! Da hast Du ja einen guten Einstieg und ab heute bist Du Blechbahner. Das lässt Dich sicher nicht mehr los. Lange Reden zur Restaurierung kann und will ich nicht schwingen. Es genügt, dass Du Dir einen Aband lang dieses Forum hier durchliest. Es gibt ja eine Suchfunktion. Zwischen elektrolytischem Entrosten und Sandstrahlen ist alles dabei. Ich sage: die gezeigten Gleise haben einen Marktwert von unter 1 Euro und daher kannst Du damit machen was Du willst. Hauptsache die Stifte sind blank und oben die Lauffläche. Wie du dahin kommst - Deine Sache. Schleifpapier tut es auch erstmal.
Die Lok und der Gepäckwagen sind von Bing und damit vor 1930 gebaut. Der Rest Märklin 30er Jahre. Ich empfehle grundsätzlich jedem Anfänger, sich auf Märklin Spur 0 30er Jahre zu konzentrieren. Da sind Material und Ersatzteile genügend auf dem Markt, mit etwas Suche auch preiswert. Das Zeug ist betriebssicher und bewährt und alles ist reparierbar.
Die Binglok kann durchaus mit Lampenvorschaltwiderstand betrieben worden sein, Spannung zwischen 30 und 50 Volt. Wechsel oder Gleichstriom ist egal. Du kannst Dir also auch ein Laborgerät besorgen, das 50 Volt bringt, dann geht die Lok. Aber das ist nicht ungefährlich und nicht zulässig für Spielzeug. Wenn Du die Lok im Detail zeigst, dann bekommst Du auch mehr Information.
Sonst besorge Dir eine kleine B-Lok von Märklin und einen Trafo aus den 30ern. Das bekommst Du auf ebay alle Nase lang.
Räder von Märklin-Wagen waren schwarz, die kann man neu lackieren. Dächer werden auch gern neu lackiert, aber sonst sage ich: lieber ehrliche Patina als schlecht gepinselt. Aber auch das ist relativ, denn bis jetzt sind hier keine Sammlerstücke zu sehen sondern industrielle Massenware, die zum Spielen gut sind.
Zunächst möchte ich Dich als Moderator bitten, das Vorschaubild gegen ein Bild in voller Größe zu tauschen, ansonsten muss ich das Bild leider löschen.
Weiters möchte ich Dir sagen, daß die Lok und der Wagen ganz hinten links nicht von Märklin sind. Da bräuchte man noch bessere Bilder.
Und noch weiter muss man nicht unbedingt gleich restaurieren, oft reicht eine einfache Reparatur. Es gibt selbstverständlich noch andere Ersatzteilquellen: Für Märklinteile gibt es diverse Quellen, die teilweise auch Onlineshops haben. Eine Auflistung findest Du z.b. auf der Internetseite des Schiffmann Verlags.
Märklin Loks laufen mit 20 Volt Gleich- oder Wechselstrom. Gleichstrom funktioniert auf jeden Fall. Empfehlenswert ist ein moderner Trafo von Titan oder LGB.
Bei weiteren Fragen zu einzelnen Teilen empfehle ich Dir, hier jeweils einen neuen Thread mit möglichst vielen Detailbildern zu eröffnen.
Gruß Felix
Edit: ich sehe Joha kann schneller tippen als ich.
"Das Land steckt in einer Krise, Johnny!" "Wir latschen von einer Krise in die nächste..."
Ulf, Spieltreffen ist ein gutes Stichwort. Ab morgen bis zum Wochenende ist noch näher an Magdeburg ein Treffen. Dort gibt es auch Leute, die professionell Dinge reparieren und auf dem Treffen ist meist mehr Zeit zum Diskutieren als auf einer Börse. Kontakt gebe ich gern per PN.
Sind jetzt schon ein paar Beiträge geschrieben worden... Spielertreffen sind immer gut mal in Kontakt zu kommen! Wenn es dann noch nette Menschen sind die Dir helfen - warum nicht! Hier wirst Du auch einige Infos finden. Manchmal auch mehrere Meinungen und Lösungen. Die Technik ist überschaubar und als Inschenör auch noch beherrschbar ;-)
Die Lok wird mit BW (Bing-Werke) gemarkt sein. Bing war bis zur Einstellung der Spielwarenproduktion im Jahr 1932 der größte Spielwarenhersteller der Welt mit einem unglaublich vielfältigem Angebot. Was man sammelt ist quasi Glaubenssache! Es gab Zeiten wo sich alle auf MÄ gestürzt haben. Ich sammle alles was selten, selten schön ist und mir gefällt. Aber das soll jeder halten wie er will. Es sind für Dich ja auch besondere Werte.
Laufen tun die Motoren auch mit DC (analog), ich verwende meine ollen blauen MÄ-HO-Trafos. Die bekommt man quasi fürn Kupferschrottpreis. Umgeschaltet wird durch Stromunterbrechung (also nicht mit Überspannungsimpuls wie bei MÄ-HO) bzw. über den Zughebel an der Lok. Schienen bekommst Du mit Petroleum und Schleifpad (notfalls ScotchBrite-Putzschwamm) wieder betriebsfähig. Genug Schienen in brauchbarem Zustand finden sich aber ebenfalls für kleines Geld. Lack reinige ich mit weichem Tuch und Autopolitur (Canaubawachs). Für rostige Teile nehme ich gerne WD40. Es löst auch gut den festgebackenen Dreck. Allerdings steht das Zeugs im Verdacht auch den Lack zu unterwandern, wenn wohl auch über Jahre hinweg.
Also für die ersten Schritte mal ein gutes Gelingen! Und wir sind gespannt über Deine Berichte :-)
Vielen Dank erst einmal an alle für die freundliche Aufnahme
- den moderativen Hinweis habe ich auch gleich umgesetzt
Die Bahn ist erst einmal "wie sie ist". Für mich natürlich interessant daß die Lok und mindestens zwei Wagen (der Gezeigte und ein weiterer) von Bing und viel älter sind. Also scheint das "Konvolut" doch zusammengekauft zu sein. Ist ja nicht schlimm und durchaus wahrscheinlich, es war ja schließlich Krieg damals ...
Interessant: die Bing-Material rostet viel weniger (oder eigentlich: gar nicht) als das von Märklin ;)
Wenn es die Zeit erlaubt stelle ich morgen mehr Bilder ein
Nickel geht genau so dahin wie Zinn auf Blechschienen. Davon kann ich ein Lied singen. Einzig trockenes Bewahren hilft. Übrigens: Neu vernickeln ist bei den meisten Sammlern verpönt. Es gibt auch Firmen, die galvanisch verzinnen - das wäre meine erste Wahl.
Zitat von joha30 im Beitrag #15Nickel geht genau so dahin wie Zinn auf Blechschienen. Davon kann ich ein Lied singen. Einzig trockenes Bewahren hilft. Übrigens: Neu vernickeln ist bei den meisten Sammlern verpönt. Es gibt auch Firmen, die galvanisch verzinnen - das wäre meine erste Wahl.
Ich muß erstmal den alten Schmadder herunterbringen. Die Schienen sind ja (von der Brauchbarkeit) eh nur noch Schrott. Daher habe ich mir ein Galvanisierbad zum Entrosten gebaut. Eine Probeschiene "kocht" seit 10 Stunden. Mal sehen was dabei herauskommt. Galvanisierer kenne ich - beruflich. Vielleicht lasse ich wirklich neu verzinnen oder vernickeln. Der Sammlerwert ist mir Wurst - wie schon erwähnt behandle ich den Fund als Erbstück.
Zitat von joha30 im Beitrag #15Nickel geht genau so dahin wie Zinn auf Blechschienen. Davon kann ich ein Lied singen. Einzig trockenes Bewahren hilft. Übrigens: Neu vernickeln ist bei den meisten Sammlern verpönt. Es gibt auch Firmen, die galvanisch verzinnen - das wäre meine erste Wahl.
Ich muß erstmal den alten Schmadder herunterbringen. Die Schienen sind ja (von der Brauchbarkeit) eh nur noch Schrott. Daher habe ich mir ein Galvanisierbad zum Entrosten gebaut. Eine Probeschiene "kocht" seit 10 Stunden. Mal sehen was dabei herauskommt. Galvanisierer kenne ich - beruflich. Vielleicht lasse ich wirklich neu verzinnen oder vernickeln. Der Sammlerwert ist mir Wurst - wie schon erwähnt behandle ich den Fund als Erbstück.
Hallo Ulf, es ist die F'rage des Aufwandes: Auf der letzten Auktion auf der ich war wurden die Bananenkisten mit brauchbaren Schienen für um die 20€ versteigert. Die Zinnschicht auf der Lauffläche ist sowieso schnell wieder weg. Ich habe meine sehr gut mit Petroleum und ScotchBrite hinbekommen.
ja, die Farbe ist dahin, aber damit hatte ich schon gerechnet, bevor mir Arne einen ziemlich verrosteten Geflügeltransportwagen von Carette wieder in einen braucbaren Zustand umgewandelt hatte.
Nun muss er noch farblich behandelt werden.
Meine Märklingleise werden von einer Fremdfirma geglasstrahlt. Das geht in einer Minute. Danach kurz ölen, und die Gleise strahlen wieder in alter Pracht. Dabei gibt es keine Probleme mit Resten von Säuren in den Hartpapier-Isolierungen. Die werden durch das Strahlen nicht angegriffen und sehen danach aus wie neu.
Zitat von Sammelwahn im Beitrag #18Hallo Ulf, stundenlanges Kochen im Galvanisierbad ist nicht nötig. Einfacher geht das elektrochemisch, siehe hier meinen Thread dazu:
Aber ACHTUNG nicht mit lackierten Teilen machen, die Farbe ist dann auch ab.
mit bestem Gruß Arne
Hallo Arne,
meine Bezeichnung Galvanisierbad war vielleicht etwas irritierend... ich meinte dasselbe Verfahren. Ich benutzte Natron (Kaisernatron)
Trotzdem natürlich Danke für den Link, immerhin ein wichtiger Hinweis daß du größere Stromstärken fährst als ich bisher. Mein erster Test lief mit 1,5.. 2 A durch. Ich habe jetzt mal den Abstand zur Anode auf Minimum reduziert und bei jetzt bei 5 A. Mit einer zweite Anode ginge sicher noch mehr.
Das mit der Farbe habe ich auch beobachtet - die Bing Gleise haben ja lackierte Schwellen. Das ist aber nicht so wild, die kann man ja neu lackieren.
Jetzt muß ich aber erst einmal das Prinzip hinbekommen. Der Erste Versuch war sehr mäßig vom Ergebnis, statt Rostfarbener habe ich jetzt eine schwarzfleckige Schiene, das geht auch mit Bürsten nicht ab.
Ulf, das gleiche Ergebnis hatte ich vor Jahren mit Gleisen von Märklin. Und habe das Experiment seitdem mit Natron aber nicht wiederholt. Das Verfahren wird ja vielfach empfohlen, aber dann sicher für Teile, die ohnehin wieder lackiert werden. Vielleicht doch Säure nehmen?
Zitat von joha30 im Beitrag #21Ulf, das gleiche Ergebnis hatte ich vor Jahren mit Gleisen von Märklin. Und habe das Experiment seitdem mit Natron aber nicht wiederholt. Das Verfahren wird ja vielfach empfohlen, aber dann sicher für Teile, die ohnehin wieder lackiert werden. Vielleicht doch Säure nehmen?
Ich hatte auch mehr erhofft; mal sehen. Säure scheidet bei Weißblech aus, dir würde die restliche Zinnauflage zerstören. Ich versuche es noch mal mit Ätznatron als Elektrolyt, mal sehen ob das etwas bringt
Hallo Ulf, ich habe eine Theorie dazu, wielleicht ist das die Ursache. Laut Internet ist bei dir in Magdeburg die Wasserhärte bei 14-16 °dH. Hier in Hagen habe ich 6-7°dH. Auf einer Seite im Internet steht dazu:
Bei der Zugabe von Natriumhydrogencarbonat in hartes Wasser werden Härtebildner wie die Calcium-Ionen als Carbonat ausgefällt. Eventuell gibt das die Flecken.
Versuch das ganze einfach mal mit destiliertem Wasser.
Danke für den Tip. Ich probiere erst einmal NaOH aus, habe ich vorhin von der Apotheke geholt. Versuch läuft.
Erster Effekt: Stromfluß doppelt so hoch wie bei Natron, immerhin. Bin bei 11A, knapp an der Ko**grenze des Ladegerätes. Aber wenn es zu viel wird kann ich ja noch den Anodenabstand vergrößern.