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Uhrwerkfeder weichglühen

#1 von Gelöschtes Mitglied , 03.06.2016 09:46

Momentan habe ich einige defekte Uhrwerke auf dem Tisch. Meist ist die Feder gebrochen. Ich habe auch schon einige versucht weich zu glühen mit mäßigem Erfolg. (Wieder gebrochen). Nun suche ich mal eine Anleitung wie man Federn richtig weichglüht. Das Internet hilft mir nicht weiter. Vielleicht habe ich nicht mit den richtigen Begriffen gesucht.
Das Thema ist sicher allgemein interessant. Es wäre schön wenn hier Erfahrungen zusammengetragen werden können.
Der reine Verweis, dass es dafür Experten gibt, sollte es nicht sein. Das wissen hier alle. Mir geht es um Selbsthilfe.



RE: Uhrwerkfeder weichglühen

#2 von Flanders , 03.06.2016 10:22

Hallo Joha,
ich habe schon mehrere Federwerke repariert. Ich gehe wie folgt vor: Feder ausbauen und mit der Flamme (ich benutze einen kleinen Lötbrenner von Proxxon) im Bruchbereich so eben dunkelrot glühen. Anschließend beide geglühten Teile ankörnen, Loch bohren und vernieten. Im Ansatzbereich kann man die Enden natürlich nach dem Glühen auch knicken und in die Laschen der Federaufnahme einer Achse einfädeln. Bisher habe ich alle meine Federwerke reparieren können. Ich habe allerdings nie Fotos gemacht. Die kann ich beim nächsten Mal nachreichen.
VG, Frank


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Flanders
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RE: Uhrwerkfeder weichglühen

#3 von Gelöschtes Mitglied , 03.06.2016 10:41

Frank,
ja, klar, so die Theorie. In der Praxis ist die Feder dann doch immer wieder gebrochen. Relativ schnell sogar, beim ersten Aufziehen. Und immer im Übergang von weich zu hart.

Möglicherweise habe ich die Temperatur aber zu hoch genommen. Überall wird geschrieben, "knapp kirschrot" glühen. Na mach das mal bei einer kleinen Feder, die glüht ganz schnell hellgelb. Du schreibst sogar nur "dunkelrot", da war ich immer weit drüber.

Dann ist die Frage, wie lange glühen? Reicht kurz? Oder wie lange soll man die Temperatur halten?

Weiterhin, wie langsam auskühlen? Genügt einfach - Flamme weg, Luft kühlt? Oder soll man die Temperatur lange halten und langsam absenken? Also das Federende zum Abkühlen doch irgendwie isolieren?

Ich bin gedanklich soweit, dass ich mir mit einem fetten Draht und meinem Stelltrafo eine regulierbare elektrische Heizwendel baue, die ich fein einstellen kann. Dann das Experiment lässt sich nicht ewig treiben. Irgendwann ist die Feder einfach alle....


zuletzt bearbeitet 03.06.2016 10:44 | Top

RE: Uhrwerkfeder weichglühen

#4 von Redfox1959 , 03.06.2016 10:52

Hallo Joha
Vielleicht hast Du gesehen, das ich auch ein Federproblem habe, diese Kibriuhr raubt mir ja gerade den letzten Nerv.
Da ich für die Uhr ja eine neue Feder brauchte, habe ich im Netz mal danach gesucht und bin ruckzuck fündig geworden.
Es gibt viele Anbieter und super viele verschiedene Federn zu kaufen, quasi von der Feder für die Turm- bis hin zur Armbanduhr.

Nun meine Frage an Euch, wäre es nicht einfacher über das Internet eine neue Feder zu beziehen, als das alte Federding ständig zu flicken ?

Ich frage das einfach mal aus echtem Interesse, ich stelle mir das nämlich wirklich nervig vor, ständig diese Zerlegerei für nix und wieder nix.

Viele Grüße vom neugierigen GG1 Ghert


 
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RE: Uhrwerkfeder weichglühen

#5 von Gelöschtes Mitglied , 03.06.2016 11:03

Ghert,

sicher hast du recht. Ich bin aber 1. geizig, 2. neugierig ob ich es allein schaffe und 3. habe ich in Spur 1 mitunter Federn, die sich nicht beschaffen lassen und wenn, dann sauteuer sind. Und ausbauen muss ich die alte Feder ja ohnehin. Da ist es dann eine kleine Sache (im Grunde) das Ding weich zu glühen, zu lochen und wieder einzubauen. Wenn es denn nur halten würde....

Kritisch sind vor allem die verlaschten Billigspielzeuge. Da hat man nicht viele Möglichkeiten, denn die Laschen brechen ja beim zweiten Mal auch ab. Also muss das Thema Feder relativ sicher sein.

Interessant wäre auch mal eine Aussage, ob das Federmaterial der alten Spielzeuge wirklich so gut war wie immer gedacht (früher war alles besser!!??), denn immerhin sind die Federn ja scheinbar laufend gebrochen!


zuletzt bearbeitet 03.06.2016 11:06 | Top

RE: Uhrwerkfeder weichglühen

#6 von Udo , 03.06.2016 15:59

Hallo, Joha,

Stahlblech verändert im Laufe der Jahre fast unmerklich die Elastizität. Bestes Beispiel sind dafür die Klammern an den Mittelleitern der Gleise. Seinerzeit wurden die umgebogen und fest war der Mittelleiter. Nach Jahrzehnten sieht es so aus, dass in der Regel diese Klammern beim Aufbiegen auseinanderbrechen, spätestens dann aber wieder beim Zusammenbiegen. Das Gleiche erlebt man bei den Schienenklammern von Märklin, wenn man die Öse aufbiegen will.

Den Grund für diese Veränderung der Elastizität kenne ich heute nicht mehr, mutmaße aber mal, dass das etwas mit dem Verlust von Kohlenstoff zu tun hat. Man muss aber auch berücksichtigen, dass seinerzeit nicht unbedingt Blech höchster Qualität verwendet wurde, sondern es wurde preiswert eingekauft, und da konnte es durchaus sein, dass man von iwo einen Posten gewalztes Blech bekam, dass beim nicht richtigen Abstich am Hochofen Schlacketeilchen in die flüssige Charge geriet (sonst schwimmt die Schlacke oben drauf). Diese Probleme der mikroskopisch kleinen Schlacketeilchen im Stahlblech bewirken Dauerbrüche, so bei den Radreifen beim ICE oder an den großen Brücken wie in Leverkusen.

Ich gehe mal davon aus, dass Uhrwerkfedern von BING nicht so schnell brechen, weil BING früher als einziger Hersteller seine Uhrwerke selbst hergestellt hat. Alle anderen haben meistens Fremdfabrikate verwendet. Und da gab es nicht die ausreichende Kontrolle in Bezug auf Stahlblech, die angesagt gewesen wäre. Vllt wäre der Rat von Ghert angebracht, die Federn zu kaufen. Ghert könnte ja mal einen link zu An bietern von Uhrwerkfedern setzen.

Schönen Gruß
Udo


 
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RE: Uhrwerkfeder weichglühen

#7 von soester , 03.06.2016 18:32

Hallo liebe Federfamler,
was oben geschrieben wurde, ist ja alles so halb richtig, aber dass man Federn ausglüht und dann zusammennietet,, habe ich in der Zeit meines Lebens, in der ich eine Lehre als Uhrmacher absolviert habe, nicht gelehrt bekommen. Dies ist aus heutiger Sicht auch mehr als verständlich, weil mit dem Nietloch die Feder geschwächt wird und damit ist die nächste Sollbruchstelle vorprogrammiert. Eine Feder bricht sowieso zumeist nur im weichgeglühten Teil, also am Anfang oder am Ende, denn da ist die Feder ja weicher und damit verformbarer als im harten federnden Teil. Wenn also die Feder am Federrad bricht, kann man das Ende ein Stück weit ausglühen, ein neues Loch einbohren und die Feder wieder am Haken des Federrades einhängen. Dann hat man Glück, wenn die Feder nicht beim nächsten Aufziehen wieder bricht. Ich hab aber auch erlebt, dass die Feder am äußeren Einhängepunkt gebrochen war und die ganze Energie mit einem Schlag auf das Werk haute. Das hat üblicherweise mehrere Zähne gekostet an einem der folgenden Zahnräder und für einen Lehrling war es Ehrensache, einen Schwalbenschwanz aus dem Radkranz zu feilen und die Zähne zu ersetzen.
Stahl hat eine begrenzte Biegewechselfestigkeit und die wird mittels der Wöhlerkurve ermittelt. Diese modernen Erkenntnisse waren zu Beginn der 60-er Jahre noch nicht oder zunindest nicht bis in den Lehrplan des Uhrmacherhandwerks vorgedrungen. Mir wurde das erst später vermittelt und deshalb bin ich überzeugt, dass die Uhrmacher die Federn ihrer Uhren bis zum Halskragen belastet haben und da ist ein Bruch dann nicht verwunderlich.
Der beste Weg, einen Federbruch zu reparieren, ist, die Feder komplett zu ersetzen und so weit ich weiß, gibt es in Deutschland noch eine Uhrenfederfabrik, von der ich auch schon mal Ersatzfedern für 920-er Triebwerke bezogen habe. Dazu war es nötig, die Dicke und Breite sowie die ungefähre Länge anzugeben. Zusätzlich war zu beachten, dass die Firma eine Mindestabnahme verlangte. Falls Ihr interessiert seid, nehme ich den Kontakt wieder auf und schau mal, was machbar ist.
Viele Grüße Euer Soester


soester  
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RE: Uhrwerkfeder weichglühen

#8 von Redfox1959 , 03.06.2016 18:34

Hallo liebe Federfreunde
Ich versuche es mal mit dem verlinken. Was das betrifft, bin ich eines dieser Grautiere mit dem Quastenschwanz ( Ein Esel ).
[URL=]http://www.ebay.de/sch/Uhrenteile/101408/m.html?ssPageName=&_ssn=kling-e[/URL]

Der Verkäufer nennt sich kling-e, und eine seiner angebotenen Federn hat die Artikel Nr. 142003602055

Nun bin ich aber bannig gespannt, ob das hingehauen hat.

Viele Grüße sendet Euch der GG1 Ghert


 
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RE: Uhrwerkfeder weichglühen

#9 von Gelöschtes Mitglied , 03.06.2016 22:14



RE: Uhrwerkfeder weichglühen

#10 von Kieffer , 04.06.2016 10:14

Hallo alle,

ich hoffe dass mein Deutsch ausreicht, ich versuche es doch mal.
Stahl kann man wieder härten.
Erst glühen bis es rot ist. Dann kühlen in Wasser oder Öl auf 180 Grad.
Dann noch mal heiss machen, zwischen 180 und 650 Grad abhängig der Legierung.
Dann kühlen an der Luft.
Kohlenstoff verlust: dass hat meines achtens weniger mit der Zeit als mit Oxidierung zu tun. Oxide ist letztendlich ein Verbrennungsprozess, wo Kohlenstoff mit Sauerstoff eine Reaktion bildet.
Beim biegen kommt Wärme frei, was genau wie Glühen die Verbrennung beschleunigt.
Dabei ändert sich die Molekularstruktur, und werd Stahl zum Eisen.
Úbrigens, klopfen härtet auch wieder, einfach mit dem Hammer. Das einzige was dann passieren kann ist natürlich eine Verformung.
Und ja, es ist eine Herausforderung alles selbts zu reparieren, ich kenne das. Aber ein neuer Feder einbauen scheint hier doch wohl besser, aber auch die muss mann meistens noch zu schneiden und ein Loch bohren.

Lieber Gruss,
Kieffer


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RE: Uhrwerkfeder weichglühen

#11 von ElwoodJayBlues , 05.06.2016 07:43

Eine Feder darf man nach dem Glühen NIEMALS abschrecken!

Gruß

Felix


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"Wir latschen von einer Krise in die nächste..."

- Robert Redford -


 
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RE: Uhrwerkfeder weichglühen

#12 von Kieffer , 05.06.2016 09:59

Zitat von ElwoodJayBlues im Beitrag #11
Eine Feder darf man nach dem Glühen NIEMALS abschrecken!

Gruß

Felix


Hallo Felix,
Du möchtest uns sicherlich verraten warum man eine Feder nicht abschrecken soll...

Gruss, Kieffer


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RE: Uhrwerkfeder weichglühen

#13 von ElwoodJayBlues , 05.06.2016 10:08

Ich kann momentan nur auf dem Handy tippen, deswegen kurz.

Durch Glühen und Abschrecken wird Stahl im Allgemeinen gehärtet und ihr wollt ja das Gegenteil.
Bei Federstahl ist es wieder etwas anders.
Der verträgt Glühen und Abschrecken überhaupt nicht.
Davon bricht er unter Belastung sofort.

Über der Spiritusflamme langsam Glühen (dunkelrot) und vor allem die Temperatur etwas länger halten.
Dann das Loch einschlagen und ausfeilen.


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zuletzt bearbeitet 05.06.2016 | Top

RE: Uhrwerkfeder weichglühen

#14 von Kieffer , 05.06.2016 12:47

Hallo Elwood,

Spricht einiges dafür. Federstahl selbst zu fertigen wird hochstwahrscheinlich sowieso zu aufwendig im Hobbybereich. Da braucht man Ölbäder auf bestimmte Temperaturen beim entlassen.
Meine Erfahrung ist das man auch ohne glühen bohren kann, allerdings mit einem guten Qualität Stahlbohrer, und das Werkstück gut eingespannt.
Da öfters eine gebogene Lasche notwendig ist, entkommt man leider nicht trotzdem zu glühen. Meistens klappt das biegen nicht auf einmal, zwischendurch noch mal glühen und um ein kleiner Stift rumbiegen hilft dann wohl.
Das wieder einbauen der Feder ist auch so eine Sache...besser Sicherheitsbrille auf, alles gut einspannen und aufpassen das die ganze Spirale nicht rausfliegt. Mit realtiv kleine geht´s noch, die stärkere können schon eine ziemliche Kraft entwicklen.

Lieber Gruss,
Kieffer


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RE: Uhrwerkfeder weichglühen

#15 von Gelöschtes Mitglied , 05.06.2016 13:54

Felix,
Spiritusflamme - wegen des nicht so hohen Wärmeeintrages? OK, kann ich folgen. Ich habe natürlich eine scharfe Gasflamme genommen.

Inzwischen hat sich ein altbekannter ehemaliger Forumist bei mir am Telefon gemeldet. Er meint, dass das Weichglühen heute gar nicht mehr so notwendig ist. Mit den heutigen superharten Werkzeugen sind auch Federbleche gut zu bearbeiten, ohne sie völlig auszuglühen. "Blaumachen" würde ausreichen.

Also: Spiritusflamme, Temperatur etwas halten und nur Blaumachen - das sind bis jetzt die wesentlichen Erkenntnisse. Danke!



RE: Uhrwerkfeder weichglühen

#16 von Blech , 15.06.2016 11:32

Leute,
glaubt mal was dem Felix!
Das ist nämlich sein u(h)reigenes Gebiet:
Er ist nicht nur Uhrmachermeister, er ist auch Dozent an einer Fachschule dieser Branche.
Meine, von ihm reparierten Werke, rennen wie das sprichwörtliche Uhrwerk.
Schöne Grüße aus Hessen
Botho


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