GLEISSCHLACHTEREI
Hallo, Joha und die anderen Interessierten,
ich sammle ja hauptsächlich Kraus-Fandor mit Uhrwerk. Die Spurbreite bei den Kraus-Loks ist etwa 31,5, manchmal auch 31, aber auch 32 mm, das ist aber selten. Die Schienen, die ich zu Progress-Gleisen umbaue, haben einen Abstand von 32 mm, jedenfalls meistens. Notfalls muss man dann etwas korrigieren. Ein Problem sind bei Märklin die Weichen und Kreuzungen. Im normalen Bereich haben die schon 32 mm Spurbreite (ich habe eine einfache Märklin-Parallelweiche, die hat an einer Stelle von anfang an 33 mm Spurbreite, und da entgleisen immer wieder Züge. Das muss ich mal ändern), aber in bestimmten Abzweigungsbereichen auch 31,5 und noch eher 31 mm. Dann fahren die Loks und Waggons nicht auf der Radlauffläche, sondern heben sich etwas hervor und fahren auf der Schräge des Spurkranzes. Der Grund dürfte darin zu sehen sein, dass da beim Überfahren von unterbrochenen Schienenteilen der Waggon stabil im Gleis rollt. Das geht natürlich auf Kosten der Kraft, zumindest, wenn man mit Uhrwerk fährt.
Ich habe einige Weichen und Kreuzungen umgebaut; zuerst mal bei einer normale 8-er Kreuzung ein gebogenes 12-er Gleis eingebaut, damit ich einen 12-er Kreis durchkreuzen kann. Nachdem das ganz gut geklappt hat, wurden aus 8-er Weichen die abbiegenden Gleisteile nach innen umgebaut, so dass ich für einen Güterbahnhof eine wunderschöne enge Gleisharfe habe, so wie im normalen Bahnbetrieb.
Als das alles schön geklappt hatte, wollte ich unbedingt eine Parallelkreuzungsweiche in zwei 12-er Bogen bauen. Das war schon schwieriger, weil hier das Hochhebeblech in der Mitte völlig neu gebaut werden musste, also in einer 12-er Biegung, mit den entsprechenden Füßen, damit die Fahrzeuge etwas angehoben werden. In diesen Kreuzungsbreichen ist die Spurweite auch etwa 31 mm. Es ist dann so, dass die Räder der Waggons zum einen auf den schrägen Flanken rollen, aber auch auf den Spurkränzen, die über das Hochhebeblech rollen. Die Waggons mit den Drehgestellen rollen hier problemlos rüber, nicht aber manche zweiachsigen Waggons. Der Unterschied ist darin zu sehen, dass in der Regel die Räder bei Waggons mit Drehgestellen so eingebaut wurden, dass sie kaum Spielraum haben. Anders ist es mit den Rädern bei zweiachsigen Waggons, die bewegen sich immer wieder hin und her, und im kritischen Moment kann es passieren, dass so ein Rad auf ein Weichen- bzw. Kreuzungs-Herz auffährt und entgleist. Abhilfe schaffen kleine Buchsen auf der Achse zwischen Achslager und Rad oder eben die wunderbaren kugelgelagerten Radsätze von Herrn Becker, die ja beim Uhrwerkbetrieb (fast) unverzichtbar sind.
Das nächste war dann der Bau einer Kreuzungsweiche, bei der also drei parallele Gleise jeweils miteinander verbunden werden. In dem Buch "Eisenbahn Spielzeug-Modell-Vorbild" wird angeführt, dass man mit Märklin-Teilen eine Kreuzungsweiche nicht bauen kann, weil der Kreuzungswinkel bei der 12-er Kreuzung zu groß ist. Ich habe mich aber trotzdem an die Arbeit gemacht und muss sagen, es geht noch gerade so.
Die ganzen hier beschriebenen Teile müssen noch glasgestrahlt werden, dann werde ich hier alles einmal zeigen, weil ich von den Arbeiten immer wieder Fotos gemacht habe. Es ist ja so, wenn man einmal sieht, wie man was machen kann, dann kann man das auch selber machen.
Zur Frage der Schwellen: Nein, die mache ich mir nicht selber, sondern ich schlachte defekte Gleise aus (ich bin der zweitgrößte Gleisschlachter Deutschlands, wie mir gestern Wolfgang erklärte, weil es da früher jemanden gab, der auch fleissig geschlachtet hat, wohl kubikmeterweise). Gleise bekommt man doch bei eBay in Massen; sie dürfen aber nicht zu sehr verrostet sein, weil es sonst in der Schienenoberflache und auf den Schwellen nach dem Reinigen Rostplacken gibt. Also, erst reinigen und dann die Gleise schlachten, bei denen eine Schiene defekt ist, denn eine verbogene Schiene ist schwer wieder zu richten. Die Schwellen nach Buchstaben usw. sortieren, so dass man bei den neuen Gleisen die richtigen Schwellen hat. Die 16-er Gleise mache ich so: Ich schlachte ein 16-er Gleis der Spur 1 aus. Dann montiere ich erst einmal drei Schwellen, wobei die Schienen, da sie ja jetzt enger zusammenrücken müssen, rechts und links nicht genau die unteren Aussparungen haben, die in die Schwellenlöcher eingeführt werden müssen. Da muss man mit der Blechschere etwas abschneiden. Die drei Schwellen werden festgelötet, und dann werden jeweils drei weitere Schwellen rechts und links von der Mitte eingefügt und festgepresst. Alle zusätzlichen Schwellen der 16-er Gleise haben den Buchstaben A, bei den 12-er Gleisen A und 12, bei den 8-erGleisen 8. Die geraden Gleise bekommen zusätzliche Schwellen mit dem Buchstaben D.
Die Schlachterei bei Spur 1-Gleisen kommt noch, wenn ich alles von Spur 0 verarbeitet habe. Aber manchmal verliert man auch die Lust und macht eine längere Pause.
Natürlich kann man solche Progress-Gleise auch für den elektrischen Betrieb herstellen. Ist zwar mehr Arbeit, aber die Gleise sehen ganz toll aus, wenn man solche Gleise auch in 8-er Kreis und 16-er-Kreis hat.
Schönen Gruß
Udo