Ja, guten Abend zusammen,
da wird jetzt der Eine oder Andere sich gelangweilt abwenden ob der Plastikkröte, die es hier zu schlucken gilt. Aber ich nehme keine Rücksicht auf Einzelschiksale mehr, die Lok ist über dreissig Jahre alt und gehört hier hin. Kann mich noch gut erinnern an den em-Vergleichstest (nee, falsch - habe ihn heute nochmal kurz überflogen) aus Heft 6/81, "Verglichen und Gemessen", wo reihenweise Loks im 24 Stunden-Dauertest kaputtgefahren wurden. So zwischen 12 und 19 Stunden und dann fuhren die Loks nicht mehr. Von Liliput waren die neuen 42/52 Modelle dabei, die hielten durch trotz des "einfachen Tenderantriebs", bemeckert wird die unzureichende Verpackung, in die die zugerüstete Lok nicht mehr reinpasst, gut findet der Tester aber die ausführliche Anleitung ohne die man die Lok nicht warten und pflegen könne.
Ich meine, die Verpackung war Kult, oder? Dieser Pseudo-Holz-Pappkarton dessen Holzmaserung an die GXL Ausstattungen damaliger Autos erinnert, genauso künstlich irgendwie. Aber wer hatte denn damals schon sowas auf dem Tisch liegen:
Da mußte man 250.- Mark für hinlegen. Ich kannte keinen der das konnte, nicht meine Schulfreunde, nicht meine Eltern und auch nicht der Weihnachtsmann. Da bin ich grad zwölf geworden und sehe die Lok im Eisenbahn Magazin. Was sollte ich den machen? Die gabs ja nicht mal irgendwo zum angucken!
Erst 1996 habe ich Abhilfe schaffen können, da war ich schon groß und durfte autofahren und hatte nach langen Jahren die alte Modellbahn aus dem Keller geholt, die Börsen entdeckt und schon gleich eine 42. Auch noch 260.- DM teuer, aber neu und unbespielt. Und ich hatte da selbst damals noch soviel Respekt vor, daß ich sie nur ab und an zum Betrachten aus dem Karton geholt habe. Zum Spielen habe ich später noch eine andere bekommen, und mit neuen Haftreifen und etwas entgrateter Führerstandstreppe fährt die bis heute problemlos.
Das hier ist aber die gute. Ja, eine ÖBB, komplett in schwarz mit silbernen Radreifen, beste Optik für ein solches Modell, denn das rote Fahrwerk der deutschen Versionen wirkt doch etwas plastikhaft.
Eine echte Wienerin und der Herr Kommerzienrat hatte ja zu der Zeit auch eine echte 52 auf dem Fabrikgelände stehen, war ganz stolz im Katalog abgebildet. Leider mit dem unschönen Kabinentender.
Die seitenverschiebbaren Führerstandstreppen, die in Verbindung mit der Kulissenführung immer etwas klemmten, da muß man vorsichtig ran und entgraten wenn man mit der Lok spielen will. Sorry, Betrieb machen natürlich.
Die Lok schwimmt in Öl, sparsam war man damit nicht, damals in Wien. Daher die Fettflecke am Tender. Den Lack scheints nicht anzulösen, und ich habe auch Strom drangehalten, Motor dreht noch.
Zurüstteile, habe ich natürlich nicht montiert, aber wer was darstellen wollte als Modellbahnfabrikant damals, der musste unbedingt einen Beutel mit Zurüstteilen beilegen, erst dann wurde aus einem Spielzeug ein Modell. Hier mit den obligatorischen Löchern in der Pufferbohle:
Besonders wichtig: Keine für die ÖBB so typischen roten Handgriffe. Sehen auch immer so plastikhaft aus. Scheinen in echt nicht gleich nach dem Krieg drangekommen zu sein, die Lok hat irgendwie 1952er Untersuchungsdaten aufgedruckt, soweit ich das erkennen kann.
Ja gut, eine Tenderleiter wäre schon eine tolle Sache, aber da sind wir heute mal nicht so kleinlich...
Fazit des em-Testers, das Kleinbahnmodell wäre das beste für den Spielbetrieb, die von Liliput nur etwas für den "gehobenen Modellbahner", der auf seiner Anlage - auch im verdeckten Bereich - Radien von mehr als 45cm zur verfügung hat...
Ich hatte noch niemals eine Anlage mit "verdecktem Bereich".
Schönen Gruß,
Ralf