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GFN 1340S: leichte Instandsetzung

#1 von Ochsenlok , 09.12.2012 20:34

Hallo zusammen,

dies ist eigentlich kein richtiger Workshop, sondern ein Bericht über eine (mehr oder weniger) gelungene Instandsetzung. Soll heißen: nicht alles, was jetzt kommt, kann als "Kochrezept" verwendet werden, es gelingt nicht immer, und ist auch nicht ganz ohne Risiko. Ich selbst hätte auch nicht an jeder Stelle gedacht, dass es funktioniert.
Aber seht selbst:
Zunächst eine Beschreibung der Ausgangssituation: Ich wollte endlich auch ein Fleischmann-Modell des amerikanischen "Road Switchers" vom Typ Baldwin VO 1000 haben, den es bei den Nürnbergern in den Fünfzigern in vielfachen Varianten (Lackierungen) gab. Endlich fand ich eine, die ich mit meinem kleinen Etat auch gut bezahlen konnte (kostete weniger als ein D-Zug-Wagenmodell der heute üblichen gehobenen Preisklasse). Die schwarze Lady sah so aus:

Bild 1
Pos.1: Frontlicht durch Sturzschaden beschädigt, Lampeneinsatz geborsten, "Reparatur" mit Flüssigmetall.
Pos.2, 3, 4: Alle Blechteile oberflächlich korrodiert
Pos. 4: Viele Stanzteile verbogen, wahrscheinlich auch durch "Plattenabsturz"
Pos. 5: Die lackierten Oberflächen mit Stockflecken übersät und stark verschmutzt/verstaubt
Pos.6: einige Kanten abgestoßen


Bild 2
Auch am Führerhaus ein paar kleinere Lackschäden an den Kanten (Pos.7),
Pos.8: Reste von einem Abziehbild (das gleiche auf der "Heizerseite")
Pos.9: Schraubenköpfe korrodiert und teilweise durch Schraubendreher "vermackt"

Zusätzlich wie zu sehen waren die erhabenen Beschriftungen an den ausgesetzten Kanten abgestoßen. Die Lok lief so gut wie gar nicht, hat nur leicht gezuckt und bei Spannungsanlage ungut gerochen (nach verbrannter Kohle).


Bild 3
Die linken Befestigungsaugen des Motorschilds waren ausgebrochen. Der Motor innen stark verdreckt. Über dem Motor klebte wohl mal ein Gewebeband, das aber original gewesen zu sein scheint, weil ich ähnliche "antike" Klebebänder auch bei anderen 1340 der Kollegen gesehen habe.
Interessant fand ich auch den Massekabelanschluss am antriebslosen Drehgestellrahmen (rechts im Bild), weil dies bei späteren Modellen stets anders verdrahtet war (Radkontaktschleifer mit direktem Kabelanschluss).


Bild 4: Also erst mal alles zerlegt. Dann den Motor gereinigt, Kohlenbürsten getauscht, Kollektorspalte vom Kohleabrieb befreit und Motor getestet - läuft. Ein Glück, keine Wicklungsschäden. Oben im Bild war der Motor bereits fertig.
Ungewohnt für mich auch die vielen Unterlegscheiben, die jeweils zwischen Rädern und Fahrgestellen und sogar auch hinter dem großen Metallzahnrad am Antriebsgestell zu finden waren. Für die Demontage habe ich natürlich meinen selbstgebauten und bewährten Zweiarm-Abzieher benutzt (siehe unten mittig im Bild).
Normalerweise ziehe ich die Räder nur ungern ab, weil das taumelfreie Aufpressen Sorgfalt erfordert und die Gefahr besteht, dass die Isoliernaben auf den Achsen nicht richtig fest werden. In diesem Fall blieb mir aber nichts anderes übrig, weil erstens die Radsatzinnenmaße nicht stimmten und zweitens die Achsen in den Achslagern (die hier in Messingbuchsen über die gesamte Breite bestehen und zwischen den Rahmenwangen für die Schmierung und Reinigung nicht zugänglich sind) sich kaum noch drehen ließen.
Anschließen wurden alle Teile gereinigt. Gehäuse, Drehgestellblenden, Tank in milder Seifenbrühe mit weicher Bürste, alle Metallteile in Spiritus, die Räder mit weicher Messingrundtopfbürste, die Zahnräder und Kunststoffteile in SR24. Griffstangen und deren Halterungen (Splinte) sowie Geländer mit Chrompolitur entrostet und poliert.
Kupplungen mit Messingbürste entzundert. Insgesamt 2 Abende Arbeit.


Bild 5: Der Lampeneinsatz musste ausgebohrt werden. Mit Handbohrmaschine schön langsam...erst mal nur Durchmesser 2,5mm, ...


Bild 6: ... und anschließend die Reste aufgefräst, bis der Einsatz lose saß bzw. sich in Bruchteilen herausholen ließ.


Bild 7: Der gelbe Pfeil zeigt auf ein noch vorhandenes Bruchstück des Lampeneinsatzes, die grünen Pfeile zeigen, wo es noch Arbeit am Zinkdruckgehäuse gab.

Bild 8: Die nach innen verbogene Kontur des Lampengehäuses aus Zinkdruckguss habe ich vorsichtig mit einem umgekehrt gehaltenen Bohrer 3mm (die Bohrung hat 3,5mm) "ausgebeult", also durch Verkanten des Bohrerschafts nach außen gedrückt. Das hat mich einiges an (Angst-)Schweiß gekostet, weil natürlich Bruchgefahr des gesamten Gehäuses besteht. Durch den zu kleinen Bohrerschaft wird jedoch starke Flächenpressung auf lokal sehr kleine Bereiche ausgeübt, so dass der Zinkdruckguss der Gewalt nachgab. Gleiches Vorgehen mit einem "passenden" Stift von 3,5mm Durchmesser hätte wahrscheinlich zum Ausbrechen des Lampengehäuses geführt.


Bild 9: Zum Schluss wurde der Lampenring vorne bzw. die Hutze oben noch etwas befeilt und mit 1000er Schleifpapier geglättet sowie die Bohrung mit einer Reibahle auf 3,5mm Durchmesser rundbearbeitet.


Bild 10: Der zerstörte Lampeneinsatz wurde auf der Drehbank aus einem kleinen Reststück Acrylglas neu gedreht (3,5mm x 4mm lang) und mit Chrompolitur an den Stirnseiten durchsichtig poliert. Hier sieht man die erste Paßprobe. Erst nach Fertigstellung des aufgearbeiteten Gehäuses wurde der Einsatz dann fertig montiert und mit einfachem klarem Alleskleber aus der gelben Tube fixiert (damit er auch noch mal demontiert werden kann).

Soweit für heute, Fortsetzung folgt.
Dennis


 
Ochsenlok
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RE: GFN 1340S: leichte Instandsetzung, Teil 2

#2 von Ochsenlok , 10.12.2012 19:47

Hallo zusammen,

es folgt Teil 2 der Trilogie: Zusammenbau und Probefahrt.

Damit die Farbe schon mal trocknen kann, habe ich kleine Lackschäden am Gehäuse mit 00er Pinsel und Seidenmatt-Schwarz ausgebessert. Später, nach mehrtägigem Trocknen, wurde das gesamte Gehäuse mit der Schuhputz-Blankbürste aufpoliert. Da hängt noch etwas Wachs dran, was für eine schöne gleichmäßig seidenglänzende Oberfläche sorgt und die restlichen Stockflecken verschwinden lässt.

Dann werden die sorgfältig gereinigten Räder samt Distanzscheiben auf die Achsen gepresst. Auf der nicht isolierten Seite hatte ich die Achsen nicht ausgepresst. Vor dem Zusammenbau ist jedoch zu prüfen, ob diese Räder einigermaßen taumelfrei laufen. Wenn nicht, ausachsen und neu aufpressen (und hoffen, dass die Achse nicht krumm ist).


Bild 11: Links: Motorfahrgestell, rechts Laufgestell vor dem Zusammenbau


Bild 12: Einsetzen der Achsen ins Fahrgestell: ein Tröpfchen Öl auf die Achse geben und mit leichter Drehung direkt mit einschieben. Hinterher ist die Schmierung schwer möglich wegen der durchgehenden Messingbuchsen.


Bild 13: Die isolierten Räder EINZELN* mit Parallelschraubstock aufpressen und gleichzeitig Radsatzinnenmaß kontrollieren. (ich stelle 14,0 bis 14,1mm ein; den Messschieber schiebe ich gleich mit. Wenn das mein alter Meister sähe....

*) Der Versuch, mehrere Räder (auch nur zwei) gleichzeitig aufzupressen, führt in aller Regel zu Schiefpressungen und ungleichmäßigem Spurmaß. Im Notfall sorge ich mit einem Aluklötzchen dafür, dass wirklich nur EIN Radsatz aufgedrückt wird. Es kostet halt Zeit, aber:
"Die Eile ist des Bastlers ärgster Feind!!"


Bild 14: Motordrehgestell vor der Montage: Hier muss das große Zahnrad samt Distanzscheibe vorher aufgesetzt (und am Lagerzapfen geölt) werden. Die letzte Achse unterm Führerhaus (links im untenstehenden Bild 15) trägt zwei Haftreifen.


Bild 15: Blöderweise muss vor dem Aufsetzen des Motors die Drehgestellblende vorne eingehängt und von oben eingeschenkt werden! Und davor muss der Schleifkontakt (am blauen Kabel) unten am Fahrgestell festgeschraubt werden. (Von unten geht es nicht, wenn auch nur Zehntel-mm fehlen). Dazwischen hängt das blaue Kabel, das quetschfrei geführt sein soll und nicht in den Ankerbereich rutschen darf.
Nach dem Einfädeln des Motorblocks zwischen Zahnrad und Drehgestellblende wird die große Zylinderschraube von unten in den Motorpolschuh eingeschraubt und vorsichtig festgezogen (gelber Pfeil).


Bild 16: Während die Drehgestellblende am Motordrehgestell nur mit einem Gewindestift M2 verankert wird (so dass sie schwenkbar bleibt), wird diese Schwenkbewegung beim antriebslosen Laufgestell durch das Sperrblech (siehe Bild) verhindert. Das Sperrblech umklammert von außen den Steg (von oben) des Drehgestellrahmens und (von unten) das Fahrgestell. Es ist einfach zu montieren, im Gegensatz zu den Kunststoff-Sperrstücken der späteren 1341er und 1343er. Die Halteschraube am Sperrblech dient noch zur Befestigung des Massekabels (siehe Bild 18 weiter unten).


Bild 17: Die Drehgestelle werden nun in den Rahmen eingesetzt und mit den 4 Gewindebolzen M2 nach der üblichen Fleischmann-Methode drehbar fixiert.
Interessanterweise kann nun auch ohne "Motorhaube" eine Probefahrt erfolgen (wenn man auf Kurzschlussfreiheit bei den Kabeln achtet). Das geht bei anderen Loks nicht so schön.
Wie man im Bild sieht, ist der Bereich im Führerhaus recht eng und es besteht die Gefahr, dass eines der nicht isolierten Kabelenden bei Schwenkbewegungen des Motordrehgestells außen an das Gehäuse kommt, so dass (besonders in Gleisbögen) die Lok ruckelt, weil es im Inneren funkt. Mit Nachbiegen der Kabel und ggf. Isolierband nachhelfen.


Bild 18: Jetzt wird die Motorhaube mit der elektrischen Beleuchtung ausgestattet. Erst Massekabel, dann isoliertes Kontaktfederblech mit der gleichen Schraube befestigen (ein bisschen knifflig), dann Birnchen in der (gelb umkreisten) Fassung einschieben, die vorher innen etwas blankgeschmirgelt wurde. Federblech drüberschwenken, festziehen - fertig.
Unten im Bild sieht man grün markiert den Verlauf der Masseverbindung zum Laufgestell.


Bild 19: Was tun, wenn die Kupplungsrichtfeder fehlt? Keine schöne Lösung, aber schön provisorisch: etwas Schaumstoff in die Kupplungsaufnahme einklemmen. Bis ich eine neue Richtfeder hergestellt habe, wird es wohl halten.


Bild 20: Start zur ersten Probefahrt! Es waren noch ein paar Gehäusedemontagen erforderlich, bis alles einwandfrei und ohne Funken aneinander vorbeikam. Aber dann lief sie wie geschmiert!

Danke für´s Interesse
Dennis

P.S.: Teil 3 fehlt noch und enthält ein paar Bilder zum Entspannen mit dem Endergebnis. Bis dann


 
Ochsenlok
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zuletzt bearbeitet 10.12.2012 | Top

RE: GFN 1340S: leichte Instandsetzung, Teil 2

#3 von Ochsenlok , 13.12.2012 17:15

Abschließend nun ein paar Fotos zum Ergebnis:


Von schräg links vorne im Rangierbahnhof...


Von rechts hinten

Vorne schräg links...

Hier nochmals das Detail mit der reparierten Frontlampe
(die dankenswerterweise schon brennt, bevor der behäbige Rechteckmotor Fahrt aufnimmt Drehen anfängt)

Und nochmals die Totale. Eine unscheinbare, aber irgendwie doch faszinierende Lok.

Übrigens, ich hoffe, es ist nicht weiter schlimm: dem Engineer war es zu zugig im vielfenstrigen Führerhaus. Daher habe ich ein paar unauffällige Scheiben spendiert und bei der Montage der hinteren beiden Griffstangen LEIMFREI (somit reversibel) auch nach bewährter Fleischmann-Manier gleich mitgelocht und fixiert. Ist auch ganz gut zur Geräuschdämmung für den Motor...

Viele liebe Grüße
Dennis


 
Ochsenlok
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zuletzt bearbeitet 13.12.2012 | Top

RE: GFN 1340S: leichte Instandsetzung, Teil 2

#4 von adlerdampf , 13.12.2012 21:09

Hallo Dennis,

wunderbar schön geworden. Die sieht fast besser aus als frisch ab Werk. Da bin ich schon auf Dein nächstes Restaurationsobjekt gespannt. Was wird es den sein?


Herzlich gegrüßt aus der heimlichen Bierhauptstadt Deutschlands, Kulmbach
Karsten


Fleischmann H0, die einzig wahre Gleichstrombahn


bahngraf hat sich bedankt!
 
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RE: GFN 1340S: leichte Instandsetzung, Teil 2

#5 von Gelöschtes Mitglied , 14.12.2012 06:39

Hallo Dennis,

sehr guter Job den du da abgeliefert hast. Die LOK hat was. Muß man schon zugeben.

Gruß
KH



RE: GFN 1340S: leichte Instandsetzung, Teil 2

#6 von Gelöschtes Mitglied , 14.12.2012 14:36



   

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