aufgrund der etwas abenteuerlichen Gehäusebefestigung der Re4/4 von Fleischmann, bei der mit vier Blechschrauben in den Ecken des filigranen Gehäuses bei unvorsichtiger Montage viel zu viel Kraft eingeleitet werden kann, treten hier häufig Schäden an Gehäusewänden und Gewindebohrungen auf. (Vgl. hier: Reparaturbericht zu ausgerissenen Gewindebohrungen )
So auch bei einem Exemplar der TEE-Ausführung, die ich vor kurzem für einen (vermeintlich) günstigen Preis mitgehen ließ. Ein paar Lackschäden an einer Ecke hatte ich zwar gesehen, aber meine Lesebrille müsste auch mal aktualisiert werden....
Erst mal auf die Gleise gestellt, stellte sich die nicht nur die erwartete Notwendigkeit einer technischen Generalüberholung ein, sondern durch die vordere Gehäusewand drang Licht an nicht erwarteter Stelle durch. Genaugenommen war es ein klaffender Riss in Gehäusemitte, der (wie ich nachträglich feststellte) durch ein eingeklemmtes Kabel auf der Gehäuseinnenseite verursacht worden war. Dadurch war das Gehäuse beim Anziehen der besagten Schrauben regelrecht gesprengt worden.
Bild nach dem Lösen der Verschraubungen! Außerdem war der hellbeige Gehäuseteil von vielen Schrammen und Farbstrichen gekennzeichnet, deren Herkunft mir unklar war (siehe oben...) Nachdem der erste Ärger verflogen war (und ich auch keine Chance hatte, den Gelegenheitskauf rückgängig zu machen), war mir die Lok doch zum Ausschlachten zu schade. Zudem war sie technisch ok und fuhr nach etwas Reinigungsarbeit so seidenweich, wie ich es von ihren Schwestern gewohnt war. Somit führte ich eine kleine Gehäusereparatur durch, die etwas über das Ausbessern des Lackschadens hinausgehen musste.
Zunächst baute ich die Pantographen, die Inneneinrichtungsattrappen und die Beleuchtungseinsätze ab. Achtung, bei letzterem ist äußerste Vorsicht geboten, da die empfindlichen Lichtleiter sehr leicht brechen und dann nicht mehr einfach zu kleben sind! Ich probiere immer von außen durch LEICHTES Drücken am "Lampenglas", ob der Einsatz sich lösen lässt. Keinesfalls von innen "hebeln" oder Gewalt anwenden!
Danach wurde das Gehäuse aussen vorsichtig mit Seifenlauge gereinigt, auch um es ggf. fettfrei zu machen für die erforderliche Klebung. Da das Gehäuse wohl längere Zeit in der verzogenen falschen Montageposition gestanden hatte, musste beim Kleben der Riss vorsichtig in einem mit Filztuch ausgepolsterten Parallelschraubstock eingespannt werden. Damit die Spannungen auf die kleine Naht nach dem Ausspannen nicht zu groß werden, stellte ich einen Verstärkungsflicken aus 0,3mm Polystyrol her und bog es passend zur "Bügelfalte" der Schweizerin. Dann etwas Polystyrolkleber von innen gegen den (zusammengedrückten!) Riss führen und die ebenfalls leicht benetzte Verstärkungsplatte von innen gegenkleben. Mit Klammern o.ä. zusätzlich fixieren, bis der Kleber vollkommen ausgehärtet hat. Ich traute mich erst am nächsten Morgen, die Einspannung aufzuheben, und es hat gehalten.
Gefährlich ist beim Anbringen des Klebstoffs, dass sich Klebstoff nach außen drücken könnte und die Lokfront verschmiert oder beschädigt. Der Flüssigkleber (ich verwendete den bekannten Vollmer-Kleber für Bausätze) ist so dünnflüssig, dass er sich von selbst in den zusammengepressten Spalt einzieht. Auf die farbliche Ausbesserung der Klebefuge habe ich verzichtet, weil ich befürchtete, dass es eigentlich nur schlimmer werden konnte, wenn ich den beigen Farbton nicht genau treffe.
Jetzt sieht die schöne Schweizerin folgendermaßen aus:
Die noch verbliebenen Schrammen seitlich am oberen, beigen Teil des Lokkastens konnte ich mit in SR24 getränkten Wattestäbchen wegpolieren.
Jungfernfahrt vor standesgemäßem Reisezug:
Im Hintergrund gratulieren die beiden Schwestern zur erfolgreichen Probefahrt.
Ich hoffe, ich konnte etwas Mut machen für ähnliche hoffnungslose Fälle Dennis