eine friedliche Adventszeit wünscht das Forum alte Modellbahnen

1405+1460ff -oder "Tag der offenen Tür"

#1 von Ochsenlok , 10.06.2012 16:20

Hallo zusammen,

neulich lief mir ein unvollständiger 1461 Bierwagen zu, aus der Serie der Tonnendachwagen, ohne Türen, ohne Türführungen und ohne Dach. Für 5 € dachte ich, es sei ein brauchbarer Ersatzteilspender, mit zwei verbogenen, aber funktionierenden Kupplungen, "leicht" verbogenen Aufstiegstritten (Bild),

Bild: Pufferbohlenblech mit Aufstiegstritten

kompletten Radsätzen und gutem Fahrgestell.
Außerdem war das Gehäuse ausnahmsweise mal kaum verzogen!
Dagegen habe ich noch einen rotbraunen 1460, krumm wie eine Banane, mit lädiertem Dach und nur einer Tür, allerdings MIT Türführungsblech.
An diesem hatte ich bereits die (gebrochenen) Stege über den Türen ausgesägt, war aber nicht weitergekommen, weil das Dach überhaupt nicht mehr in den Wagenkasten passte.

Also eigentlich wollte ich dann einen brauchbaren G-Wagen draus machen. Die Wahl fiel zunächst auf den unverzogenen Bierwagen 1461. Er bekam das Dach und Türführungsblech vom 1460, die Auftritte wurden heiß gerichtet, was problemlos gelang, aber zwei neue Türen mussten her.


Die einzige noch vorhandene Schiebetür des 1460 habe ich mit "Formaform" abgeformt:


(Bilder 1-6 Abformvorgang der Türen)

zuerst Bodenplatte mit Schlitz (Bild 1) zum problemlosen Abformen der Originaltür (damit sie plan aufliegt). Außenrum ein Aluminiumring, damit die Formmasse nicht wegläuft (Bild 2). Dann der Abguss mit der ca. 60° warmen gummiartigen Masse (ohne Trennmittel). Bild 4 zeigt die ausgeformte Modelltür und die Form.

Die Form wurde mit "Woodstone" 3x ausgegossen (Bild 5) und die Rohlinge nach dem Ausformen auf der Rückseite und den Schmalseiten vorsichtig plangefeilt. Die Gussmasse ist schwindungsfrei und gibt das Original auf 1/10mm genau wieder. Allerdings ist die Festigkeit nicht so gut wie das Original, härtet aber nach. Die Abformmassen gibts zum Beispiel beim Kunstgewerbehandel.
Auf der Rückseite wurden noch die "Endanschläge" in Form von je einem Streifen Polystyrol 1x1,4x18mm aufgeklebt, damit die Türen nicht ständig aus den Führungen seitlich herausrutschen.

Das nächste Bild zeigt die Probemontage der neuen Tür im 1461.


Fehlte noch die Schrift:
Dazu habe ich aus durchsichtiger 0,3mm Folie eine Schablone einfach durchgezeichnet und mit dem Federmesser ausgeschnitten (nicht so einfach).



(Bilder 8 und 9)
Anschließend die Tür mit Airbrush und geringem Luftdruck schwarz gespritzt, etwas mit Pinsel die hellen Flächen nachgebessert. Glücklicherweise ist das Original ja auch nicht so toll beschriftet...aber sieht doch fast so aus wie das gute Stück im obigen Thread von Bart, dort auf dem zweiten Foto von oben.


Bild 10

Und was mache ich jetzt mit der Reservetür???
Die musste natürlich an den Rest des 1460. Das fehlende Dach und die Türführung habe ich dann halt aus Edelmetallen gefertigt (Kupferblech 0,6mm, an den Stirnenden Aufdoppelungen eingelötet, Führungsbleche aus Ms 0,3mm gebogen).


Bild 11

Etwas kritisch ist das Einhalten der Breitenmaße beim Biegen der beiden Türfalze:
Wegen der Befürchtung, dass ich das niemals hinkriegen würde, habe ich die Teile aus zwei Biegestücken in der Mitte zusammengelötet und dann am Dach angeklebt, welches damit auch gleichzeitig am Wagenkasten zentriert wird. Beides zusammen sitzt spielfrei, lässt sich aber nach wie vor vom Wagenkasten abheben.


Bild12

Nun sieht der G10 mit Tonnendach so aus wie auf den nächsten beiden Bildern dargestellt:




Bild 13 und 14

Das ist mal wieder mein Problem gewesen: ich kann einfach nix wegschmeißen...hat einer Verständnis für mich???

Viele Grüße
Dennis


 
Ochsenlok
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RE: 1460ff Tonnendach -oder "Tag der offenen Tür"

#2 von 64krokodil , 10.06.2012 17:51

Hallo Dennis,

einfach super,ganz toll hinbekommen.Mir fehlt einfach im moment die Zeit,mich um die Fleischmannbahn zu kümmern.Ich bräuchte nämlich auch noch eine Tür für den " Kühlwagen",war nur eine dran.Ich liebe diese Waggons .

Gruß,Jürgen


 
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RE: 1460ff Tonnendach -oder "Tag der offenen Tür"

#3 von toy-doc , 10.06.2012 17:54

Moin Dennis!
Selbstverständlich hast Du mein vollstes Verständnis
und vor allem meine Bewunderung!
Das ist mal ein interessanter Beitrag, der mit Fug und Recht unter die Überschrift "Workshops" gehört.
Gruß
toy-doc

PS: Hast Du mal einen Link bzgl Woodstone?
Zu Formaform habe ich etwas gefunden, zu Woodstone leider nicht.


Gruß
toy-doc


 
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RE: 1460ff Tonnendach -oder "Tag der offenen Tür"

#4 von Ochsenlok , 11.06.2012 15:26

Hallo toy-doc,

ich hatte das "Woodstone"-Pulver mit Härter damals beim Kunstgewerbehandel "Gerstäcker" gekauft, kann es aber auf deren Internetseite jetzt auch nicht mehr finden. Dagegen gibt es mit ähnlichen Eigenschaftsbeschreibungen vom gleichen Hersteller "Artidee" im Sortiment das Produkt "Artstone" (Link).
Vielleicht hat des das andere Produkt ersetzt.
Eins noch zum Formaform: ich erhitze es im Wasserbad, damit es nicht überhitzt, und man kann es auch wieder einschmelzen und wiederverwenden! Aber das mache ich jetzt mit meiner Türform erst mal nicht, vielleicht brauch ich noch welche.

Viele Grüße
Dennis


 
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RE: 1460ff Tonnendach -oder "Tag der offenen Tür"

#5 von toy-doc , 11.06.2012 19:57

Mion Dennis!
Danke für die Info!
Die werde ich sicher irgendwann nochmal "verwursten"!
Bisher habe ich immer aus dem Vollen geschnitzt, gefräst, geschliffen oder freihand gestaltet.
Gruß
toy-doc


Gruß
toy-doc


 
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1405 - noch ein "Tag der offenen Tür"

#6 von Ochsenlok , 23.06.2012 17:26

Hallo zusammen,

noch ein Beitrag zu den "Tagen der offenen Tür".
Diesmal eine einfache Bastelei, ohne Formenabguss usw.

Leidtragender ist ein Packwagen 1405, gebaut von 1952 - 1965, der mit dem gleichen Führungsblech und ähnlichem Dach versehen ist wie die Tonnendachwagen 1460ff, und auch genauso gerne seine Türen verliert. Zum Glück war das Führungsblech noch da und weder Dach noch Wagenkasten verzogen; sieht man auch nicht so oft.

Hier habe ich zwei Kupferbleche 19,2x23,2x1,5mm aus einem Blechrest (vom Dachdecker) ausgeschnitten, schön plangedrückt und sauber geschliffen.
Anschließend verzinnt und in der richtigen Höhe zwei Streifen 1x0,3mmx19mm Messing aufgelötet und aus Messingdraht 0,3mm die Griffe und Verschlusshaken abgeschnitten und gebogen, verzinnt und auf die Tür an der richtigen Stelle aufgelegt.
Dann Tür erwärmen, bis Lot geflossen ist.


Bild 1: Links: Tür Rückseite mit "Türstopper", rechts Vorderseite

Dann alles reinigen und nachschleifen, Passform probieren.


Bild 2: Passprobe vor der Lackierung

Sicherheitshalber habe ich die "Türbremsen" auf der Rückseite aus Polystyrolstreifen geschnitten und mit Sekundenkleber aufgeklebt.
Arbeitszeit: ca. 1h für zwei Türen (Zuschnitt, Aufsatzteile herstellen, Löten, Verputzen, Probieren, aber ohne Lackierung).


Bild 3: Tür in der alten Führung fertig montiert

Fehlt nur noch eine gescheite Lackierung im richtigen Grün und Absetzen des Mittelstreifens und der Griffe und Riegel in Schwarz.

Bild 4: Zum Vergleich: Original (aus späterer Bauserie mit werksmäßig geschwärztem Dach) und "Fälschung" mit hellgrauem Dach.

Liebe Grüße
Dennis


 
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RE: 1405 - noch ein "Tag der offenen Tür"

#7 von koef2 , 23.06.2012 20:58

Hallo Dennis,

Wow, kann man viel von lernen.

Vielen Dank für die Infos.

Viele Grüße
Kai
Koef2


Viele Grüße
Kai
Koef2


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RE: 1405 - noch ein "Tag der offenen Tür"

#8 von Volker Stuckenholz ( gelöscht ) , 23.06.2012 21:21

Hallo,

ich lese die Berichte über das Restaurieren alter Fleischmann-Artikel immer mit großem Interesse. Danke!

Gruß

Volker


Volker Stuckenholz

RE: 1405 - noch ein "Tag der offenen Tür"

#9 von volvospeed , 25.06.2012 19:49

Deine Artikel sind wirklich immer sehr interessant und lehrreich. Auf die Idee gekommen, mir mal selbst Ersatzteile zu giessen kam ich auch noch nicht, ob wohl ich auch die Mittel da hätte.

Von Deiner Arbeit her, kann ich nur sagen thumbs up

Leider komm ich derzeit auch nicht dazu mich um meine Fahrzeuge zu kümmern. Auch ist meine Bahn lange nicht mehr gefahren. Bin im Moment eher mit dem Bauen und schon zum Teil Umbauen beschäftigt


Mit freundlichen Grüßen
Manuel

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