Neujahrsknall

#1 von herribert73 , 02.01.2011 14:41

Der Rutsch ins neue Jahr wird fuer die meisten auch mit lautem Getöse begleitet. so auch fuer unser staatliches Verkehrsunternehmen, der schwedischen Staatsbahn. Der Zeitpunkt war, wie es sich fuer Eisenbahnen im Winter gehört, etwas, wie sagt man gleich, "später" als der Rest des Landes, aber Rutsch, Knall und vermutlich anhaltende Kopfschmerzen waren auch bei dieser rein internen Feierei dabei. Gegen 9 Uhr gestern merkte ein "Rangierbeauftragter" (keiner spricht von Lokfuehrer) das der von ihm bereitzustellende X2000 keinerlei eigene Bremswirkung hatte. Was er mit dieser, dann wohl eher rein akademischen Information machte weiss ich nicht, zum Glueck ist er ok und ausser dem schon etwas angegriffenem Image wurde niemand verletzt.

Das Resultat wurde heute von mir höchstpersöhnlich begutachtet, Ihr dagegen duerft, wie immer, die schlechte Qualität der Mobilkamera entschuldigen, ausserdem war alles was man in den letzten 24 Stunden geschafft hat eine Absperrung zu fabrizieren die gute Fotos unmöglich macht. Man kann auch " x 2000 malmö " googeln, dann kann man sich das noch genauer anschauen.


Lok und zwei Wagen (jetzt keine Diskussion, der X2000 ist ein Stromlinienverkleideter Wende-Zug kein Triebwagen) waren noch da, hier die Lok:



offensichtlich hat Wagen 1 meist gelitten, komisch nur das ich den O-Ton der Sicherheitsreklame fuer den X-2000 noch im Ohr habe, klassisch "abknicken" sollte bei dem verklebtem Rostfreien Spaceframe gar nicht vorkommen:



geht also doch.




Wiegesagt, es sprangen rund 3 SJ Leute da herum und versuchten das alles mit irgendwelchen Planen unsichtbar zu machen.
Unterstuetzt wurden sie dabei von einer unglaublichen Anzahl Kaffeekannen:


aber selbst dass, war am Tag 1 nach dem Fest, einfach nicht genug Hirn-Stimulanz, um dann auch wenigstens da ein guttagbares Resultat zu erziehlen...


Gruss
Fred


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RE: Neujahrsknall

#2 von Georg , 02.01.2011 15:17

Fred,

und nun? Hat man keine Möglichkeit, den Zugrest kurzfristig da weg zu bekommen? Wegen des Hallendaches kann man da schlecht einem Kran einsetzen.

Oder soll der verhüllte Zug da stehen bleiben und ein Kunstwerk darstellen? Das Verhüllen sollte man Fachleuten überlassen. Christo hatte mal den Reichstag verhüllt, aber der Reichtag hat das unbeschädigt überstanden.

Und man sieht die Nachteile von Triebwagen bzw. triebwagenähnlichen Zügen. Da fällt gleich ein ganzer Zug aus, obvwohl er teilweise noch intakt ist. Da es ein Neigezug (nur die Wagen haben Neigeeinrichtung, nicht die Lok!) wird eine Raparatur teuer.

Viele Grüße Georg


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RE: Neujahrsknall

#3 von herribert73 , 02.01.2011 16:01

Ja Georg, ich hatte auch so den Eindruck das man noch gar nicht richtig weiss was man da so anstellen soll, die X 2000 bestehen im Princip aus Aluminium und Inox Stahlprofilen welche mit Platten aus gleichartigem Material sowie GFK verklebt und verkleidet sind. Ob das als solches ueberhaupt reperabel ist sei dahingestellt, allerdings konnten ja zwei Wagen und ein Steuerwagen ohne weiteren Tamtam abgezogen werden, darunter der Restaurangwagen, an X 2000 meiner Meinung nach das Wichtigste. Einer der Polizisten sagte zu einem Reporter neben mir das man das jetzt als Tatort betrachtet und erstmal SJ keinen Zugang hat, sowie das man wohl vorsichtig sein muss wenn man da an irgendetwas unbefugt zieht (Im Bezug auf den Prellbock)....aber selbst die Staatshueter erzählen viel Stuss wenn der Tag lang, das Fachwissen begrenzt und der Reporter neugierig ist.

Erstaunlich ist das 2010 fuer den X2000 so aufhörte wie 2011 anfing, letztes Jahr verunglueckten 2 dieser Zuege, eventuell hat man da jetzt genug Bastelmaterial. Schade ist es doch irgendwie schon, ich finde die Dinger sehr komfortabel, und der als Zwischenersatz bestellte Regina X55 http://www.jarnvag.net/index.php/vagngui...ar-i-trafik/x55 ist eben doch nur eine Notlösung weil die Entscheidung fuer den X 2000 Nachfolger nicht aus dem Knick gekommen ist.

Gruss
Fred


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RE: Neujahrsknall

#4 von herribert73 , 03.01.2011 10:02

Noch ein kurzer Nachschlag,
man hat jetzt angefangen den Zug wieder herauszuziehen, angeblich hilft dieser Spezialkran dabei : http://www.youtube.com/watch?v=4_WsxWVc9eo
ich sehe bei den Bildern hier nur http://www.sydsvenskan.se/malmo/article1...n-skardquo.html eine gute alte T44 die eine andere X2000 Treibeinheit als Kupplungswagen anwendet um einen nach dem anderen der beschädigten Wagen sprichwörtlich herauszuzerren.
Die Aufprallgeschwindigkeit soll unter 43km/h gelegen haben....was fuer eine geniale Info. Alle Bilder hier: http://www.sydsvenskan.se/malmo/article1...agkraschen.html
Gruss
Fred


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RE: Neujahrsknall

#5 von herribert73 , 05.01.2011 21:48

und...noch ein klitzekleiner Nachschlag:
Die Posse geht weiter! Aktuelle Bilder giebts hier: http://www.sydsvenskan.se/malmo/article1...ppningsvis.html
Man hat also mit viel Ach und Wehe den vorletzten Wagen los- und aus der Halle bekommen, nur damit er dann spektakulär im Bahnhofsvorfeld entgleiste, was ueberegional sehr populär war.
Mit Hilfe dieser Superkräne hat man Ihn wieder eingefangen....und zurueck in die Halle geschoben. Da steht er nun wieder, zusammen mit dem immer noch stationären Lokwrack.
Es ist offensichtlich kein leichter Fall. Was mich verwundert ist das der Schaden von SJ mit unter 2mio Euro angegeben wird...ich habe keine Ahnung was so ein Zug kostet... aber 2 Mio?
Ueber die Ursache tappt man noch im Dunkeln, es geht trendmässig Richtung menschliches Versagen, was wohl auch bei dieser heutigen Geschichte: http://www.sydsvenskan.se/malmo/article1...Carlsgatan.html (Ich empfehle Bild 5!) welche 30m entfernt von der vorherigen stattfand, der Fall war.
Hier ist echt was los, man man man.
Gruss
Fred


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RE: Neujahrsknall

#6 von Georg , 06.01.2011 00:14

Hallo Fred,

da ist ja richtig mal was los in Malmö.

Um mit dem umgefallenen Kran anzufangen. Glücklicherweise ist da niemand zu Schaden gekommen. Aber man fragt sich, wie ein Kran so umkippen kann. Erster Gedanke: da hat jemand vergessen, die Stützen auszufahren und zu verriegeln. Oder man hat ein Gegengewicht schlicht vergessen. Aber dieser Kran scheint allein vom Gewicht des Kranarmes (und dessen Verlängerung) umgekippt zu sein.

Der in Deinem vorletzten Beitrag verlinkte Spezialkran, ein Zwei-Wege-Kran kann nur 32 Tonnen heben. Damit kann man einen Personenwagen nur an einem Ende anheben. Ein ganzer Personenwaggon wiegt aber mehr. Da braucht man schon zwei Kräne Sonst kippt der nächste Kran um ..... Heben ist aber wegen des Bahnhofsdaches sowieso nicht möglich. Da bleibt nur das Rausziehen, auch wenn dabei das Gleis beschädigt wird.

Wenn noch Platten mit diesem speziellen, gewellten Metallprofil (Edelstahl? Aluminium?) lieferbar sind, kann man die Fahrzeuge reparieren. Ohne dem sieht es wohl schlecht aus und man kann nur aus zwei beschädigten Fahrzeuge einen machen. Die Lokführerkabine der Lok (oder soll man sagen: des Triebkopfes) hat als Ganzes den Aufprall sehr gut verkraftet. Dafür ist der anschließende Türeingang arg demoliert. Insgesamt ist der Triebkopf recht stabil gebaut, denn der Wagen dahinter hat die meiste Bewegungsenergie in "Falten" umgesetzt und ist sehr übel zugerichtet. Der Wagen ist meiner Ansicht nach nicht wirtschaftlich zu reparieren.

Ein Schaden von unter 2 Mill. Euro? Ich würde den Schaden auch höher vermuten. Denn fünf 2 Mill. Euro bekommt man nicht einmal eine der heute übliche Straßenbahn.

Ich habe keine Ahnung, wie die Bremse des Zuges regulär funktioniert. Es gibt aber eine Lok- und eine separate Zugbremse. Aber es sind schon Unglücke passiert, weil man wergessen hat, die Zugbremse an die Lok anzuschließen. Aber das dürfte bei so einem triebwagenartigen Zug nicht der Fall sein. Wenn plötzllch die Lok allein den Zug bremsen soll und man merkt das erst kurz vor dem Pellbock, reicht der Bremsweg nicht. (Das ist ein Hauptargument der Stuttgart21-Befürworter).

Viele Grüße Georg


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RE: Neujahrsknall

#7 von herribert73 , 06.01.2011 12:14

Hallo Georg,
ja irgendwie ist der Wurm drinn. Den Kran verstehe ich auch nicht, ich bin daran vorbeigefahren und erst ein paar hundert Meter später kapiert was ich da gesehen hatte, einfach irre. Die offizielle Mutmassung/Erklärung das der Extra Ausleger diesen "Schwänzchen in die Höh" angerichtet haben soll ist mir als häufiger Kran-Besteller und enthusastischer Nutznisser völlig wiedersinnig, die Standfuesse sind auch ausgefahren und offensichtlich veriegelt, ueber die ist er ja abgekippt. Allerdings sind die Gegengewichte noch auf dem Parkplatz daneben......, aber trotzdem können die meisten Kräne ihre eigenen Ausleger verkraften. Ein Kran der selben Firma fiel voriges Jahr beim Wässern einer Motoryacht samt Yacht ins Wasser...die Firma ist offensichtlich predistiniert fuer spektakuläre Aktionen.¨

Die 2 Mio Schaden Angabe ist offensichtlich eine Finte, bei Schadenhöhe ueber diesem Betrag muss die Staatliche Haveriekommision eingeschaltet werden, und das will SJ offensichtlich nicht. Ein X 2000 kostete 1998 fast soviel wie ein ICE 2, und billiger ist nichts geworden. Ich bin, wie Du, sehr imponiert davon das der Glassfiber-Fuehrerhuettenkopf so intakt geblieben ist, einfach wahnsinn. Was auch interessant ist wie der Wagen und die Lok sich elastisch wieder zurueckgeformt haben als man sie getrennt hat.

Gruss
Fred


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RE: Neujahrsknall

#8 von Georg , 11.01.2011 23:23

Fred,

wir zweifelten ja daran, das der Schaden unter 2 Mill. Euro sein soll. Aber was kosten aktuelle neue Fahrzeuge? Die Nordwestbahn bekommt zur Zeit insgesamt 35 Fahrzeuge dieses Typs:

http://www.vbn.de/pdf-dokumente/coradia001.pdf
http://www.vbn.de/pdf-dokumente/coradia002.pdf

Das Auftragsvolumen beträt 150 Mill. Euro. Etwa die Hälfte der Fahrzeuge wird als Dreiteiler, die andere Hälfte als Fünfteiler geliefert. Was das einzelne Fahrzeug kostet, wurde nicht veröffentlicht. Daher mal eine kleine Berechnung. Es werden insgesamt 141 Gelenkteile geliefert. Man kann vereinfacht sagen, daß ein Gelenkteil gut 1 Mill. Euro kostet. Ein Fünfteiler also um 5 Mill., ein Dreiteiler um die 3 Mill. Euro kostet. Pro Sitzplatz kostet der Fünfteiler dann etwa 17.000 Euro. - Die Deutsche Bahn meint nun, Siemens müsse die benötigten neuen ICE (die auch für den Verkehr nach London vorgesehen sind) für 30.000 Euro pro Sitzplatz liefern. Aber Siemens möchte mehr... Nun zum verunglückten Zug in Malmö. Das könnte mit 2 Mill. Euro gerade hinkommen.

Übrigens heute, 11.1.11, hat es bei der Deutsche Bahn einen verspäteten Neujahrsknall gegeben. Der ICE von Köln nach Amsterdam, ist kurz nach der deutsch-niederländischen Grenze einem Güterzug in die Flanke gefahren.
http://twitpic.com/3p1z6k
und viel Glück gehabt, der ICE hat nur die letzten leeren Güterwagen erwischt. Wenn der gegen die Diesellok des Zuges gekracht wäre...

Viele Grüße Georg
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RE: Neujahrsknall

#9 von herribert73 , 12.01.2011 10:09

Hallo Georg,

es kracht und scheppert also ueberall, wenigstens hat man bei der DB ja endlich einen Wink bekommen das Zuege und nicht Rendite das Haupgeschäft sind. Soweit ist man bei der SJ noch nicht.

Interessante Betrachtung zum Preis, ich habe da leider keine Referenz. Solche Corradias in "Nordic" (breiter) haben wir auch, eine 4 Wagen-Einheit X 61 kosted angeblich 5,3 mio Euro, also rund 1.3mio Stueck.....es könnte also hinkommen.

Mittlerweile hat man den Unglueckszug herausgekarrt und in den Sand gesetzt. Sprichwörtlich steht er also im Bausand neben dem Kanal, vielleicht wollen sie ihn da still und heimlich reinkippen, das hat ja auf der Malmbanan auch schon geklappt, wo jetzt eine Lok als "Fundament" dient. Dieser Fall ist insofern interessant das jenes Unglueck direkt nach der Verschrottung der beiden DDR Tarkraf 50 ton Eisenbahnkrähne eintraff, man also keine Chance hatte diese Lok zu bergen, weil sich herausstellte das die vielgepriesene "billigare" Lösung mit Strassenkränen von Unterenterprenören, im Falle das es keine Strassen giebt....nicht so gut funktioniert.
Zurueck zum X 2000, anscheinend hat man eingesehen das diese Heimlichtuerei mit Planen und so weiter nichts bringt, und so stehen sie da ganz offen und verschneit. Bilder hier: http://www.sydsvenskan.se/malmo/article1...ppningsvis.html und eventuell komme ich da heute sogar vorbei.

Gruss
Fred


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