Gleismaterial der alten Spur 1 ist ja eher ein Thema, welches nicht ganz so im Focus der Sammler steht. Trotzdem hat auch die Entwicklung des Gleismaterials bei den Herstellern - wie auch bei bei Märklin - viele Facetten zu bieten, wenn man sich damit beschäftigt. Ich fange einfach mit einer Spur 1 Uhrwerksweiche von Märklin an; evtl. lässt sich dieser Thread ja um Gleise und andere Weichenkonstruktionen gelegentlich ergänzen, wobei m.E. nicht nur Märklin-Produkte hier gezeigt werden können.
1. Märklin Weiche mit Federmechanik (Katalog 1904) , Latere nicht original dazugehörig, (Bauzeit von bis ?), für den 8 er Kreis
Merkmale: Weichenbock aus Guss (blaue Lackierung), Stellhebel aus Messing geprägt (L = Linksweiche), Stelldraht oberhalb der Bockschwelle - durch Öffnung unterhalb der Schienenschwelle hindurchgeführt, gerade Schwellen, Gleisverbindung nicht mit Gleisspange, sondern mittels Klemmdraht, Stelldraht aus Messing,
keinerlei Prägung auf den Schwellen (Firmenemblem, Patent-Hinweis) mit Ausnahme der "I" auf der mittleren Schwelle
Ausgleichsgelenk sichtbar mit 2 genieteten Messingnieten mittig zwischen den Weichenzungen, im Bereich der Prägung "I" federnde Verankerung des Schienenprofils zur Umstellung der Fahrtrichtung, insgesamt aufwändige Manufakturarbeit.
Gesamtansicht
Das interessante Ausgleichsgelenk zwischen den Weichenzungen
Die nicht sichtbare Federmechanik zum Verstellen der Fahrtrichtung, dort ist das Schienenprofil also unterbrochen !
Weichenbock mit dem unverwüstlichen Stellhebel
Ansicht von unten
Ich hoffe, das Thema ist von Interresse, Weiteres könnte von mir oder Euch ggf. ja folgen...
ich will ja nicht meckern, aber ist die abgebildete Weiche nicht von Bing? Die Beschriftung des Stellhebels und der Haken zur Schienenverbindung sind doch typisch Bing. Auch die Form der Schwellen sowie der Stellschwelle spricht für Bing. Ansonsten ein interressanter Beitrag und sollte fortgesetzt werden.
nun... die vorgestellte Weiche ist m.E. definitiv von Märklin, ich kann auch nichts daran ändern. Die entsprechende Katalogabbildung (1904) hätte ich Euch gern gezeigt, geht ja leider nicht. Auf Wunsch schicke ich diese gern per PN zu. Das Thema ist ja ausbaufähig.. und ich werde demnächst noch mal was zeigen.
Lastra, ...die Merkmale passen in der Tat auch zu Bing,.. hier könnte ein optischer Vergelich helfen. Ich habe auch noch die zeitlich kurz danach (1909) einzordnende Märklin Weiche, mit ähnlichen Merkmalen wie diese, aber schon etwas verändert. die zeige ich ebenfalls noch..
PS .. kürzlich war ich ja in Berlin anlässiich des Trix-Jubliläums... den Kollegen dort nochmals danke für die nettte Ausstellung. Auf der dort gezeigten Bing Spur 1 Anlage waren zum Erstaunen des Betreibers nicht Bing`sche ....sondern ebenfalls uralte Märklin- Gleise mit den schrägen Schwellen verlegt. Insoweit, hier könnte noch so Einiges zum Thema gesagt werden.
Mein Gefühl sagt Bing zu der Weiche, ich schau in meiner Weichenkiste am Wochenende mal nach .... da gibt es dann viiiiele Bilder zu Uhrwerkweichen in I Aber die alten Produkte sind manchmal auch schwer zuordenbar.
schön, das es auch von Euch hier noch weitere Fotos von anderen Weichen/ Schienen geben wird.
Zur ersten Weichenvorstellung von mir: Ich lasse mich gern vom Gegenteil überzeugen, bleibe aber bei meiner Zuordnung der Weiche als Märklin- Erzeugnis.
Im mir vorliegenden Hauptkatalog von 1904 (Katalog H) ist diese Weiche mit ihren typischen Merkmalen abgedruckt. Dort wird diese als WL (oder WR) bezeichnet und war in den Spurweiten 0 - III lieferbar. Dort sind Längenangeaben (Spur I) enthalten (gerade Länge = 25,5 cm, runde Länge = 33,5 cm.) Messe ich nun (ohne Schienenstifte) nach, kommen diese Längenangaben exakt hin.
Ab 1891 (ggf. erst 1892) hat Märklin ja sein Schienensystem vorgestellt/ ausgebaut. Die erste Weiche war als Schleppweiche konstruiert ;diesen Weichentyp habe ich in meinem Hauptkatalog von 1895 ? im Bild gefunden. Im Katalog von ca. 1900 (wohl als Bestandteil des Hauptkataloges F, der in mehreren Teilen herausgegeben wurde ?) erscheint bereits ein neuerer platzsparender Weichentyp , als Zungenweiche, der aber noch anders als die von mir vorgestellte Weiche aussieht. Ich vermute daher, das meine Weiche somit in die Zeit von ca. 1904 - 1909 fällt (die Beginndatierung ergibt sich daraus, das in dem mir vorliegenden "Spezialkatalog G von 1903 noch der Vorgängertyp abgebildet ist - allerdings als elektrische Weiche- und die Enddatierung ergibt sich daraus, dass im Katalog 1909 bereits ein neuerer Weichentyp erscheint, den ich später noch zeigen werde).
Um nun die Weiche mit Bing zu vergleichen, hier ein Auszug aus dem Bing-Katalog 1898:
Mir fällt dort bei der entsprechenden Weiche auf, das unmittelbar vor dem Ausgleichgelenk noch eine durchgehende ! Blechverbindung vorhanden ist, vermutlich ein Führungs-/Halteblech. Das fehlt bei meiner Weiche. Das Ausgleichsgelenk sieht bei Bing auch etwas anders aus (hat eine Spitze in der Mitte).
Nun eine Abbildung aus dem Bing-Katalog 1906
Der Weichenentyp hat sich nicht verändert, insoweit gelten die vorstehenden Hinweise entsprechend.
Ich hoffe, dass Ihr eine solche Bing- Weiche hier mal zeigen könnt.
hier nun der der von mir schon erwähnte Märklin Weichentyp ab 1909 (Quelle: Hauptkatalog L 9 von 1909, Seite 31). In der Systematik der Märklin Uhrwerksweichen müsste das die 4. Weichenkonstruktion sein (siehe auch meinen vorherigen Beitrag). Diese Weiche ist noch in wesentlichen Merkmalen (z.B. Länge der Bockschwelle = 15,5 cm) , Schwellenform, Stellhebel , Weichenabmessungen gemäß, Katalogangaben usw. identisch mit der Weiche 1. Wesentliche Änderung... nun mit Drehstuhl.
2. Märklin Weiche mit Drehstuhl (Katalog 1909) , Laterne nicht vorhanden, Laternenmitnehmerdraht (Messing) zu kurz. (Bauzeit von 1909 ? bis ?), für den 8 er Kreis
Merkmale: Weichenbock aus Guss (blaue Lackierung), Stellhebel aus Messing geprägt (L = Linksweiche), Stelldraht oberhalb der Bockschwelle - durch Öffnung unterhalb der Schienenschwelle hindurchgeführt, gerade Schwellen, Gleisverbindung mit Gleisspange.
1. Prägung (Märklin-Signet) auf der vorletzten Schwelle , ebenso Prägung der Spurweite "I" rechts davon auf dieser Schwelle, keine Prägung einer Zahl für Radius
Starres Führungsgelenk, tw. sichtbar mittig zwischen den Weichenzungen verlötet, in die Bockschwelle hineinführend und von dort mit dem Setlldraht wohl vernietet (nicht sichtbar), im Bereich der mittleren Schwelle Verankerung (Eisenniete) des Drehstuhls.Stelldraht noch aus Messing. Insgesamt nun etwas vereinfachte Manufakturarbeit.
Gesamtansicht
Ansicht des Verbindungssteges zwischen den Weichenzungen:
Der Stellhebel im Weichenbock:
Ansicht des Drehpunktes:
Ansicht von unten:
Soweit zu dieser Weiche.
Es folgen nun noch 2 Bilder eines identischen (späteren Typs) , müsste Typ 5 bei den Uhrwerksweichen sein.
3. Märklin Weiche mit Drehstuhl (Katalog ?) , Laterne wohl original dazugehörig, Laternenmitnehmerdraht (Eisendraht) (Bauzeit von ? bis ?), für den 8 er Kreis
Merkmale: Weichenbock aus Guss (schwarze Lackierung), Stellhebel aus Eisen geprägt (L = Linksweiche), Stelldraht oberhalb der Bockschwelle - durch Öffnung unterhalb der Schienenschwelle hindurchgeführt, gerade Schwellen, Gleisverbindung mit Gleisspange.
1. Prägung (Märklin-Signet) auf der vorletzten Schwelle , ebenso Präguzng der Spurweite "I" rechts davon auf dieser Schwelle, Prägung "8" für Radius auf der Bockschwelle
Starres Führungsgelenk, tw. sichtbar mittig zwischen den Weichenzungen verlötet, in die Bockschwelle hineinführend und von dort mit dem Setlldraht wohl vernietet (nicht sichtbar), im Bereich der mittleren Schwelle Verankerung (Eisenniete) des Drehstuhls.Stelldraht nun aus Eisendraht. Insgesamt nun von der Materialauswahl etwas billigere und ebsoso wie zuvor vereinfachte Manufakturarbeit.