wenn die Länderbahner nicht eh schon den Wahnsinn mit der Unsicherheit über korrekte Farbtöne oder gar Farben haben, kommt noch ein anderes Thema hinzu: In Baden wurden wohl im Zeitraum ab 1909 Lokkessel und Führerhäuser mit einem Werkstoff veredelt, den man Glanzblech nannte. Nach dem grausamen Kriege und dem Untergang der alten Weltordnung 1918 ging das Wissen über das Produktionsverfahren von diesem Glanzblech verloren, was bis heute zur Unmöglichkeit der Reproduktion führt. Nun, wie sah das also aus: Das Blech war so geschliffen oder gehärtet, dass es die Farben wohl ähnlich einem Spiegel absorbierte, weswegen der Farbton je nach Wetterlage dieser Kessel unterschiedlih, von grau/schwarz bis himmelblau oder weiß/hell gereicht haben dürfte.
Versuche dieser Blechlokomotiven ein würdiges Denkmal zu setzen hat z.B. Märklin schon sehr früh mit Mittelblauen P8 versucht, später kam Liliput mit der IVh hinzu. Allerdings verwundert mich wegen der mir bekannte Quellen, dass diese Interpretationen auch blaue Tender besitzen.
Ich habe am Beispiel einer Roco G12 versucht, mittels sehr dunklem blau einen ähnlichen Effekt zu erzeugen: Im Dunkeln von z.B. normal beleuchteten Räumen ist der Kessel beinahe schwarz, meine bessere Hälfte hat das - nachdem ich sie um Rat fragte - nicht für blau gehalten. Wenn aber die Sonne oder eine helle Lampe draufscheint, dann sieht man das Blau "widerspiegeln". Es ist nicht perfekt, aber ein Versuch war es wert, zumal die Lok in dieser Farbe zumindest sicherlich edel aussieht. Das Vorbild ist im übrigen die 1917 an die Bad.St.b. gelieferte G12 mit der badischen Bahnnummer 1052, deren Vorbildfoto einen so starken Glanz des Kessels zeigt, dass von einer Glanzblechverkleidung auszugehen ist.
Zitat von Bayrische-Lokalbahn im Beitrag #1Nach dem grausamen Kriege und dem Untergang der alten Weltordnung 1918 ging das Wissen über das Produktionsverfahren von diesem Glanzblech verloren, was bis heute zur Unmöglichkeit der Reproduktion führt.
Hallo Lokalbahner,
so ganz will ich diese Aussage über den Verlust des Wissens nicht glauben. Nicht nur die badische Staatsbahn hatte Loks mit Glanzblechverkleidungen, das hatten auch andere Länderbahnen und Bahnen im Ausland. Es ist ja bekannt daß die farbigen Loks damals sehr aufwändig lackiert wurden, idR sehr viele Lackschichten und zudem mit anderen Lösungsmitteln als heute, Leinöl z.B.. Das erinnert z.T. eher an Ölmalerei. Dabei war es natürlich auch möglich die Farbe lasierend aufzubringen, also so, daß untere Schichten je nach Beleuchtung durchscheinen konnten. Die Verkleidungsbleche könnten zudem aus speziellen Legierungen und besonders vorgearbeitet worden sein. Z.B. poliert um einen wirklich glatten Untergrund für die Lackierung zu haben. Aus dem Fahrradbereich kenne ich das vom Verchromen von Stahlrahmen. Es gibt dort lackierte Rahmen mit einer Unterverchromung für bessere Haltbarkeit. Dieser Chrom wird auf die verschliffenen Stahlrohre aufgebracht, man kann in der Chromschicht die Unebenheiten der Bearbeitung erkennen und fühlen. Das ist so gewollt, denn so haftet die Grundierung besser. Für Sichtchrom müssen die Stahlrohre und Muffen poliert werden vor der Verchromung. Nur so entsteht ein glatter, spiegelnder Chrom. Derart vorbereitete Rahmen wurden manchmal auch mit Lasurfarben lackiert woraus sich eine leuchtende Farbe ergab die je nach Licht aus etwas changieren kann. "Chromvelato". Diese Methode ist nicht besonders dauerhaltbar. Derartige Rahmen in makellos sind selten, begehrt und teuer. Aber nix zum ernsthaften Radfahren ... Lange Rede kurzer Sinn, ich denke in diese Richtung wird die Herstellung von Glanzblechen gelaufen sein. Sprich viel Arbeit, viel Material, viel Zeit. Das haben die Rotstifte dann wohl rasch ins Vergessen geschickt, es war zu teuer und zu pflegeintensiv. Aber halt auch sehr schön ... ;-)