Hallo zusammen,
ich versuche mich mal mit Hilfe der Literatur an eine zeitliche Einordnung der Jouef Kupplungen.
Der erste "Haken" (1955-1957)
Mit Ausnahme einer sehr vereinfachten Kupplung vom Bolzentyp an einer Stange, die in ein Loch in der anderen Stange eingreift, ist die erste echte Jouef-Kupplung schon eine automatische asymmetrischen Kupplung. Mit Haken nach oben an dem einem Ende von Lokomotiven und Waggons, sowie einer rechteckig geformte Schlaufe am anderen Ende, welches teilweise nur in den Rahmen geschnitten wurde. Dampflokomotiven haben damals am Tender nur eine Schlaufe.
Das erste System zum Halten der Schlaufe in der oberen Position war ein Gegengewicht, wie es bei den Kupplungen der Fall war, die mit dem "Süd-Express"-Zug von 1954 auftauchten und der im Katalog von 1955 erscheint. Das Gegengewicht wird jedoch schnell durch eine Feder ersetzt. Zu hart eingestellt verhindert die Feder, dass der Haken reibungslos unter der Schlaufe des angrenzenden Fahrzeugs hindurchgeht. Zu weich eingestellte Federn garantieren nicht mehr, dass der Haken in der angehängten Position gehalten wird.
Das Zurückschieben ist nicht das sicherste, da die Schlaufe an einem in die Schlaufe eingeschnittenen senkrechten Anschlag zum Liegen kommt, was seitliche Bewegungen nicht immer erleichtert. Der einzige Vorteil besteht darin, dass diese Kupplung ein einfaches Entfernen eines Fahrzeugs von einem Zug ermöglicht. Die Kupplung findet ihr Ende mit dem Katalog von 1957.
Die zweite Kupplung, die meiner Meinung nach beste (1958-1963)
1958 erschien die zweite Kupplung, und sie ist meiner Meinung nach die beste der Marke, auch wenn sie ästhetisch nur sehr schwer an Modellbauer zu vermitteln ist. Es ist eine symmetrische Automatik und die orangefarbenen OVP´s erthalten Angaben zum „automatisches An- und Abkuppeln“. Jedes Ende der Loks und Waggons, sowie jetzt auch die Kupplung am Tender erhalten daher eine identische Kupplung. bestehend aus einer dicken Schlaufe, die einen zentralen Puffer bildet, und einem Haken aus dünnem Blech, der nun nach unten gerichtet ist und daher durch die einfache Wirkung der Schwerkraft frei auf der Schlaufe ruht.
Sie ist technisch hervorragend. Das fahren von sehr langen Zügen funktioniert, auch in einer Folge von Kurven und Gegenkurven (zugegebenermaßen nicht sehr vorbildlich ...) und ohne die Gefahr einer Verheiratung von Schlaufen oder Puffern. Letztere werden vorsichtig in großem Abstand zueinander gehalten, diese recht "breite" Anhängekupplung ist aus Modellbau sicherlich nicht die beste ist, doch für Kurzkupplung und Verkehr mit aneinanderlegenden Puffern hat man zu damaliger Zeit noch keine großartigen Überlegungen angestellt.
Der Nachteil dieser Kupplung besteht neben ihrer "Hässlichkeit" darin, dass sie es schwierig macht einen Waggon von Hand von einem Zug zu befreien oder einen entgleisten Zug aus einem Tunnel zu bergen. Ein weiteres Problem ist die Kompatibilität zu anderen Herstellern.
Auf den OVP´s hat man einen Hinweis zur Verwendung zusammen mit dem ersten Kupplungssystem gegeben:
"Unsere neue automatische vordere und hintere An- und Abkuppelvorrichtung ist so konzipiert, dass sie sich an unser altes automatisches Ankuppelsystem anpasst.
1.) Auf der Schlaufenseite: durch einfaches normales Einhaken.
2.) Auf der Hakenseite: durch Entfernen des Stifts, der den Haken in der neuen fixiert"
Die "internationale" Kupplung (1964-2002)
Jouef möchte auf der ganzen Welt verkaufen und nimmt daher ein Kupplungssystem an, das man "international" nennt. Man muss alle Rahmen des Rollmaterials überarbeiten und somit die Formen der Drehgestelle der Tender, Loks und Waggons, aber auch der 88-mm-Rahmen der zweiachsigen Waggons teilweise oder vollständig neu gravieren. Die neuen zweiachsigen Wagen auf 107-mm-Fahrgestellen werden von Anfang an mit der neuen „internationalen“ Kupplung hergestellt.
Diese Kupplung ist schon für damalige Verhältnisse ziemlich filigran. Mit ihrer Schlaufe, die unter die Hakenebene eintaucht, um ein automatisches Abkuppeln zu ermöglichen, ihrem durchbrochenen Haken, ihrer Ganzmetallkonstruktion. Sie wird am Fahrzeugboden von einer schönen Messingschraube gehalten. In der seitlichen Bewegung wird sie durch einen kleinen Metallschwanz begrenzt, der mit dem Haken ausgeschnitten ist, und dessen Drehung durch zwei hervorstehende Kunststoffteile an der Unterseite des Fahrgestells begrenzt wird.
Sie funktioniert gut, ist diskreter als sein Vorgänger und gilt als akzeptabler für Modellbahner! Ein entsprechender Hinweis auf diese Kupplung steht auf den OVP´s "Attelages international"
Das Prinzip der Kupplung bleibt bis zum Ende der Marke im Jahr 2002 gleich. Einige Variationen und Verbesserungen werden sowohl im Design des Hakens, insbesondere durch Formen mit dem Drehgestell, als auch in der flacheren, diskreteren Schlaufe vorgenommen.
Aber da war doch noch was....
1990 stellten Jouef-Kunden fest, dass sich Jouef-Kupplungen geändert hatten, nicht in der Art, wie der Haken und die Schlaufe aussahen, sondern in dem, was unter den Rahmen ging. Die Kupplungen werden in Gehäuse nach NEM eingerastet.
Aber da ist noch etwas. Seite 41 des Katalogs von 1990 zeigt auch Fotos von sehr langen Wagenfahrgestellen, die mit einem System zur Ausrichtung in Ausrichtung und Verlängerung in der Kurve ausgestattet sind, geformt aus einem hellroten Kunststoffmaterial. Bei den Modellbahnern der damaligen Zeit kam eine große Hoffnung auf, denn einer ihrer ältesten und legitimsten Wünsche erfüllt sich bei Jouef: das Ende dieser schrecklichen Lücke, die die Waggons von einem Zug untereinander trennt und die schönsten Kompositionen entstellt. Dieses kleine Teil verschwindet jedoch diskret aus den Katalogen ab 1993.
Es wird Kurzkupplung ohne variable Verlängerung wird an einer Anzahl von Modellen montiert, die in der Beschreibung der Kataloge ab 1998 mit dem Buchstaben "K" gekennzeichnet sind:
141P, Z2N, MU-Wagen, DEV AO- und Edelstahlwagen, CIWL-Wagen ( 268 mm), Grand Confort-Wagen, Waffenstillstandswagen, 70-m³-Kesselwagen, Schiebewandwagen, diverse Güterwagen und andere lange Flach- und Getreidewagen.
Und dann war da noch...
....Playcraft, das Jouef auf dem englischen Markt verkaufte musste sein Rollmaterial mit einer Hornby-Klauenkupplung ausstatten, um es mit der örtlichen Praxis kompatibel zu machen.
Gruss Norbert