auf besonderen Wunsch bringe ich diesen Beitrag hier noch mal unter Sehenswertes. Ich möchte hier mal die Bilder einer mich sehr beeindruckenden Anlage zeigen. Es ist keine eigene Anlage, sondern ich fand sie eher zufällig im Oberschwäbischen Freilichtmuseum Kürnbach bei Bad Schussenried. Doch der Reihe nach:
Urspünglich besuchte ich das Freilichtmuseum wegen des dort ansässigen Schwäbischen Eisenbahnvereins mit seiner großen personenbefördenden Gartenbahnanlage in den Spurweiten 5, 71/4 und 10 1/4 Zoll Spurweite
Fast noch faszinierender waren aber die vielen anderen Dampfmaschinen und -Fahrzeuge anlässlich der jährliche sommerlichen Dampffeste
Neben zahlreichen Modellen aller Art und Größe wurden von Jahr zu Jahr auch immer mehr Originalmaschinen präsentiert. Von Dampfwalzen. Dampftraktoren, Dampfautos, Dampfmotorräder und- Fahrrädern über Lokomobile zum Antrieb von Dreschmaschinen, Pumpen, Sägen und vieles mehr. Höhepunkt war 2018 ein großes Dampfpflügen mit zwei schweren Pflugmaschinen
Bei einem der jährlichen Dampffestbesuche suchte ich wegen der extremen Hitze etwas Schatten in einem der vielen historischen Gebäude, hier im Hintergrund zu sehen:
Nur durch Zufall entdeckte ich dort in einer etwas versteckten Ecke im dunklen Obergeschoß eine ganz besondere Modellbahnanlage und zwar ein wahres Meisterwerk aus Sperrholz, Draht und Dosen, welches mich auch sehr an eigene frühe Basteleien erinnert, von denen es aber leider keine Fotos oder erhaltene Teile mehr gibt
Diese Modell-Eisenbahn gehörte einem Dieter Riehlein aus Biberach. 1948 bekam er sie als damals 7-Jähriger zu Weihnachten geschenkt. Sie ist ein Eigenbau seines Vaters, des Elektroingenieurs Fritz Riehlein. Bis 1953 baute dieser die Bahnanlage nach und nach aus. Da es in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg kaum etwas zu kaufen gab, stellt Riehlein die einzelnen Teile allesamt selbst her: Schienen, Weichen, Drehscheibe, Häuschen und auch das Gelände.
Mit viel Erfindergeist und Ideenreichtum bastelte er aus dem Blech leerer Konservendosen die beweglichen Teile der Weichen. Kupferdraht zum Wickeln von Elektromagneten gab es nicht. Die Fernsteuerung der Weichen musste folglich mechanisch geschehen: Mit Hebeln, die die Bewegung über Eisendrähte und Winkelgetriebe weitergeben, wurden Weichen, die Schranke und ein Wasserkran bewegt, die Drehscheibe mit einem Handrad über einige Zahnradgetriebe und Wellen. Auch Schienen gab es nicht zu kaufen. Zur Verfügung standen lediglich reichlich Sperrholz von den ehemaligen Verdunklungstafeln der Klappläden und einige Bretter, Schrauben, Drahtstifte und Eisendraht. Aus Sperrholz mit Laubsäge und etwas Farbe entstanden auch einige Häuschen und die Landschaft.
Diese Modellbahn übte von Anfang an eine große Faszination auf mich aus. Mit allereinfachsten Mittel gebaut, mit sehr interessantem Gleisplan und Landschaftsgestaltung, sogar mit Ablaufberg und vor allem selbstgebauter rein mechanische Steuerung! Leider im Museum, da hinter Glas, etwas schlecht zu fotografieren, aber Dieter Riehlein, der Sohn des Erbauers stellte mir freundlicherweise ein pdf seine Fotobuches über die Anlage zur Verfügung. Leider fehlt mir der Platz um sie so ähnlich nachzubauen. Es gab auch 2011 einmal bei Eisenbahnromantik einen Filmbeitrag (Folge 753) über diese besondere Anlage, der dieses Jahr am 22.03.21 zur Wiederholung vorgesehen ist oder hier Folge 753 anzuschauen ist.
Trotz der weiten Anreise über viele hundert Kilometer führte mich mein Weg bis Corona bisher fast jedes Jahr zum großen Dampffest nach Kürnbach und dabei auch jedes Jahr immer wieder zu dieser tollen Anlage. Ich hoffe sehr, dass die "neue Normalität" nach Corona vielleicht irgendwann einmal Reisen ohne Maulkorb und solch große internationale Feste noch einmal erlauben wird...
Hallo Joachim, vielen Dank fuer deinen Bericht ueber die Riehlein- Anlage. Ich hatte schon mehrmals die Gelegeheit, dieses Meisterwerk der Mechanik zu bewundern und werde mir bei meinem naechsten Aufenthalt in Schussenried wieder die Zeit nehmen, weitere Einzelheiten einzupraegen.
Ich halte diese Anlage fuer eine der besten , die ich je gesehen habe. Wenn man bedenkt, dass dieses Meisterstueck kurz nach Kriegsende erstellt wurde, wo es wirklich N I C H T S an Spielzeug zu kaufen gab , ist diese Leistung nicht hoch genug zu bewerten. Die Eigenbauten , die Gleisfuehrung und die mechanischen Koponenten wie z.B.Umlenk - und Stellhebel (die du leider nicht abgebildet hast) sind ein optischer Genuss und eine Freude fuer jeden Mechanik-Fan.
Ich hatte das Glueck, diese Anlage in Funktion zu sehen (Das ist aber anscheinend nicht mehr moeglich) und war und bin begeistert. Solltest du noch ein Bild von der "Unterflurmechanik" beisteuern koennen, wuerde ich mich sehr freuen.
gerne kann ich noch ein paar Bilder beisteuern. Die Fahrzeuge stammen meiner Meinung nach überwiegend von Märklin.
Unter dem Stellpult ermöglicht ein Spiegel darunter zu schauen
Wie schon erwähnt, ist die Anlage schlecht zu fotografieren, da sie hinter Glas in einer recht engen und dunklen Ecke plaziert ist und bei einem Besuch auch ein Teil der Beleuchtung ausgefallen war. Leider ist auch das von Dieter Riehlein erhaltene Fotobuch nicht komplett und als pdf-Datei mit 22 MB auch zu groß um es als PM zu senden. Ich habe aber mal versucht einige Seiten abzufotografieren. Ich denke, da es auch im Museum öffentlich ausliegt (aber leider nicht zu kaufen ist) hat er nichts dagegen.
Da manche wissen wollen, wie ein Dampfmotorrad aussieht, abschließend noch einige Aufnahmen einiger bei den Dampffesten aufgenommenen Besonderheiten