Liebe Figurenfreunde,
Zahlreiche Figuren, die Märklin oder MMM zugeschrieben werden, sind tatsächlich von Sima, was sich aus dem Formenschatz ersehen lässt, den Tilo Maier hinterlassen hat. Diese Formen befinden sich aktuell im Besitz seiner Enkelin, die ausdrücklich das Erbe an ihre Oma, Lilo Maier, erhalten möchte, mit der sie bereits als Kind Zinnfiguren goss.
Das H0-taugliche 20 mm Figurensortiment ist dabei nur ein verschwindend kleiner Teil des Gussformenbestands der Famile Maier. Die nicht Moba-infizierten Zinnfigurensammler bevorzugen Figuren ab 30 mm, an denen deutlich mehr Details erkennbar gestaltet werden können. Für die Modellbahnergemeinde übernehme ich die unentgeltliche Vermittlerrolle zur Beschaffung ergänzender 20 mm Figuren aus dem Maier'schen Formenbestand.
Zusammen mit dem Schwiegersohn von Tilo Maier gelang mir die Katalogisierung der noch verfügbaren Formen. Leider sind insbesondere die Formen der 500er Serie von Sima weitestgehend verloren, wohingegen das vollständige Märklin-Sortiment und einiges mehr aus dem MMM-Sortiment noch reproduzierbar ist. Hinweise, wer sonst noch Formen sein Eigen nennt, wären sehr willkommen.
Mithilfe der Sammlerfreunde in Berlin und anderenorts konnte der Katalog für 2019 neben den Abbildungen der Rohlinge auch mit Bildern der original bemalten Figuren ergänzt werden. Die hinzugefügten Artikelnummern - so bei Sima nie existent - erlauben nun eine eindeutige Identifikation jeder noch reproduzierbaren Figur.
Es ist nicht zu befürchten, dass aufgrund der Reproduktion der Wert der originalen Figuren sinkt. Denn der Aufwand, die Rohlinge zu entgraten, zu grundieren und zu bemalen, ist heute schlichtweg nicht mehr wirtschaftlich abbildbar. Darin liegt der wesentliche Grund, warum diese Form der Produktion von Figuren ein Ende gefunden hat. Es ist zudem so gut wie unmöglich, an die Farben heranzukommen, wie sie damals Verwendung fanden. Blei, Cadmium und andere Stoffe sind längst in Lackfarben verboten. Bestände an alten Farben dürften durch die Bank unbrauchbar geworden sein. Unter UV-Licht sind daher alte von neuen Figuren leicht zu unterscheiden. Selbst mit bloßem Auge sind Veränderungen durch Lackalterung zu sehen, die mit neuen Lackierungen nicht erreicht werden.
Doch damit nicht genug. Mit dem ersten Verkauf von Rohlingen an begeisterte Sammler konnte eine neue Gussform vorfinanziert werden, die ich entwarf und mittels eines Zeichners und eines Graveurs in Auftrag gab. Dabei kommt ein etwas anderes Konzept zum Zug, als es bei Sima üblich war. Die neuen Figuren sind nicht anonyme Menschen, sondern Charakterfiguren, die man in verschiedenen Posen wiedererkennt. Zum Teil kann man auch mit alten Sima-Figuren solche Charaktere definieren, indem man bestimmte Figuren zu einer sog. Persona zusammenfasst. Da wären diverse Arbeiter, die man durch angeglichene Bemalung zur identischen Person erklären kann. Man kann auch mutmaßen, dass die diversen Rollen des Bahnpersonals von nur wenigen Personen "gespielt" werden. Also lässt sich ein Schorsch von einem Rudi (etc.) unterscheiden und jeder kann in verschiedenen Posen auf der Anlage auftreten, weil man sie an der Klamotte wiedererkennt. Die Figuren können somit zum Leben erweckt und z.B. in Bildergeschichten zu Akteuren auf der Anlage werden. Dank des angegossenen Fußes stehen diese Figuren einwandfrei und brauchen nicht zwingend festgeklebt zu werden. Vielmehr können sie trickfilmartig bewegt und in vielseitigen Situationen "beobachtet" werden. Das zumindest ist mein Plan für meine eigene Anlage, weshalb ich beschloss, weitere Charaktere für Erzählzwecke herstellen zu wollen.
Da nun die erste Form fertig ist, stelle ich "Kalle" vor, der etwas korpulenter ist, als die "Simas" und eine ganz eigenwillige Frisur aufweist. Überhaupt ist Kalle eine Type für sich, denn er chillt gerne, nachdem er sein Tagwerk mit Leichtigkeit hinter sich gebracht hat. Nur auf Politik angesprochen, wird er meist grantig und wettert schon mal drauf los. Seine Kraft und sein Temperament charakterisieren ihn im Dialog mit anderen. Hier die bisher verfügbaren Farbvarianten:
Kalle wird bis zur Abzahlung des Aufwands für seine Herstellung ausschließlich als bemalte Figur verkauft. Preise auf Anfrage. Dies ist kein gewinnbringendes Gewerbe, sondern ein privates Engagement für den Erhalt des Kulturerbes "Zinnfigur". Meine eigene Arbeitsleistung in diesem Zusammenhang bleibt vollständig unbezahlt. Dennoch ist eine Kostendeckung der verauslagten Gewerke erforderlich.
Gelingt dieses Experiment, so werden weitere 7 geplante Charaktere folgen. Anregungen, was für weitere Figuren entstehen sollen, sind gerne gesehen.