Nach einem Akutereignis: Operativer Eingriff am „offenen Herzen“ der 7094:
Beim Aufziehen des Federuhrwerkmotors der 2B 7o94 knackt es, die Feder entspannt sich schlagartig mit kleinem Schlag auf die Finger. Ein erneutes Aufziehen erweist sich als unmöglich, da zwar die Feder gespannt werden kann, aber die jeweils erreichte Spannung nicht haltbar ist, sie entspannt sich schlagartig, indem sie mit dem Schlüssel zurückschnellt. Damit ist der Motor wegen des kompletten Leistungsausfalls unbrauchbar, die Maschine ist dahin, Exitus .
Nach Ausbau des Motors führt die weitere Untersuchung zu keinem klärenden Ergebnis. What happened? Zwei Möglichkeiten können das pathologische Verhalten erklären. 1. Die Aufzugsachse, in die die Feder eingehängt ist, hat sich in der Verbindung mit dem eingepressten Messingzahnrad gelöst, 2. Die Blockierung der Sperrklinke zur Verhinderung des Rückschlagens der aufgezogenen Feder versagt. Zur Diagnosestellung ist die Indikation zur Öffnung des Motors gegeben. Um die Platinenmotorwand einer Seite anzuheben zu können müssen die „Platinenpfeiler“ dieser Seite aufgebohrt werden unter Berücksichtigung der Möglichkeit eines belastbaren Wiederverschlusses des geöffneten Motors. Dazu zunächst Abbau der Räder und Ausziehen der hinteren Achse. Mittelpunktfestlegung und Markierung des jeweiligen Platinenpfeilerzentrums. Hier sichtbar bei den oberen zwei Pfeilern.
Nun Körnung mit dem Zentrierbohrer. Dann Einbringen des Bohrkanals mittels 2,5 mm Bohrer, ca. 10 mm tief, mit nun vorsichtigem 3 mm Gewindeeinschnitt bei guter Schmierung. Absaugen des Bohrmehls. Herrichten von vier 3 mm Senkkopfschrauben mit Probeeindrehen. Anschließend Anlegen der den Schraubenköpfen entsprechenden stumpfkegelförmigen Senkungen. Folgender Zustand ist erreicht: Unten die benutzten Arbeitsmaterialien, rechts oben zur Verdeutlichung der eingesteckte 2,5 mm Bohrer, links oben eine eingebrachte Senkkopfschraube
Vorsichtiges Anheben der so frei gewordenen Motorplatinenwand unter Beachtung der Stellung der Zahnradachsen. Das stellt sich dann so dar, wobei die frei bewegliche Wand im Bild um die vordere Achse um 180 Grad nach unten gedreht wurde.
Als Ursache des Ausfalles der Federspannmöglichkeit zeigt sich der vorgespannte Drahtbügel, der auf die Sperrklinke drückt und damit die Blockierung des großen Zahnrades sicher stellt, um eben so ein Zurückschnellen der aufgezogenen Feder zu verhindern. Dieser am Ende abgeflachten Drahtbügel hat sich, offensichtlich wegen der Abflachung, unter die bewegliche Sperrklinke geschoben, mit dem damit verbundenem Funktionsausfall.
Durch vorsichtig behutsam korrigierendes Biegen des Bügelendes wird diese Fehlposition behoben zur Wiederherstellung der Fixierung der jeweils erzielten Aufzugsposition, was durch einen optisch kontrollierten Probeaufzug nachgewiesen werden kann. Nun Einjustieren der Zahnräderachsen und Einpassen der Motorwand unter sorgfältiger Kontrolle des Eingleitens der Zahnräderachsen in die Lager, Stabilisierung der Position durch Zusammendrücken der Motorwände, Eindrehen der Senkkopfschrauben mit erfolgreichem Probelauf nach Aufziehen der Feder.
Einschieben der ausgebauten hinteren Räderachse und Montage der Räder mit den Treibstangen. Einbau des Motors ins Lokomotivgehäuse, Aufziehen der Motorfeder, mit anschließender zufriedenstellender Probefahrt auf der Anlage. Eine Reha-Maßnahme ist nicht vorgesehen, da die Funktion wieder vollkommen hergestellt werden konnte im Sinn einer belastbaren Restitutio ad integrum.
Hallo riera, ja da muß ich mich Udo anschließen. Es ist sehr schön, dass in letzter Zeit häufiger Bau-und Reparaturanleitungen in einer Art Work Shop dargestellt werden. Bitte weiter so, auch an andere FAM Kollegen.
Hallo riera, ich hatte ein ähnliches Problem. Beim aufziehen einer "2990" entspannte sich ebenfalls die Feder schlagartig über den Schlüssel, was mir eine massive Verletzung am Daumen einbrachte. Nach einigen Wochen des respektvollen Abstandes zur Lok habe ich mich dann doch entschlossen der Sache auf den Grund zu gehen. Diagnose gleichfalls nur mit Zerlegung des Uhrwerkes möglich. Die Ursache lag dann vor mir: Die Sperrklinke war gebrochen. Neues Teil angefertigt und alles wieder zusammen gebaut. Funktioniert tadellos! Im Gegensatz zur Sperrklinke an Deiner Lok ist bei dieser eine Nut zur Führung des Federdrahtes eingebracht was ein abrutschen nahezu unmöglich macht.