eine friedliche Adventszeit wünscht das Forum alte Modellbahnen

DMV Tauschmarken

#1 von herribert73 , 15.01.2017 11:26

Hallo,

als damaliges Nichtmitglied wusste ich bisher nicht das es wohl sogar eine ganz offiziell regulierte Tauschgeschichte zwischen West und Ost in Sachen Modelleisenbahn gab, bis ich eben auf diese http://walters.npage.de/der-sachsenpapst-heinz-kohlisch.html Seite stiess. Vorsicht, die Seite ist Werbungslastig, und sicher nicht allumfassend.

Zumindestens währe dies aber eine Erklärung fuer die ein oder andere Fleischman 94er auf den Vereinsanlagen, die Inflation von Minitrix 89er Fahrgestellen unter den DDR H0e Modellen oder die Werdauer LGB, und warum die im Prinzip ganz offen im ME gezeigt wurden. Klar gab es auch ohne den (und selbst im) DMV einen ziemlich offenen Schwarzmarkt in der DDR, es gab ja Omas die Reisen durften, Verwandte, Bekannte, Westgeld, Sperrkonten und geschmuggeltes Freibankfleisch, sowie offizielle DMV Importe.......aber es gab eben auch die strikte Anweisung im selben Blatt (ME), in Kleinanzeigen keine westlichen Produkte mehr anzupreisen.

Naja, mich wuerde mal interessieren welchen Umfang diese offiziellen Tauschgeschäfte hatten, ich meine ja das es da den Haken der Tausch-definition gab, und nicht jeder Sachsenloks aus dem Vollem schnitzen konnte...fuer die sich ja dann auch noch drueben jemand interessieren musste. Giebt es hier vielleicht jemanden der das mal selber erlebt hat oder der mehr darueber weiss als die Webseite hergiebt?

Gruss
fred


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RE: DMV Tauschmarken

#2 von Pikologe , 15.01.2017 15:34

Hallo,

es war schon immer Thema im ME, wenn besonders 44er und 94er von Roco bzw. Fleischmann, die auf DR frisiert waren, als "hervorragende" Eigenbaumodelle tituliert wurden. Offen besprochen wurde nur "Importe der österreichischen Firmen Liliput und Roco" der Baureihen 38.10-40 und 58, die für den DMV durch den DDR Außenhandel beschafft worden waren. Da gab es dann Umbauanleitungen für neue Motoren. Was auch immer auffällig waren, sind die S3/6 und die Rheingoldwagen auf Anlagen, abgebildet im ME.
Natürlich gab es auch private Tauschereien wo Lok gegen Lok zwischen Ost und West, besonders die DR Maschinen, die DB Bahnhöfe anliefen, wie 01.5, 41 Reko, 118 und 120 und ersatzweise die 130 gegen die nie erreichbaren 01 Altbau, P8, P10, G10 und G12 und T16. Besonders war im Westen auch die 95 von Piko gefragt, die als letzte deutsche Länderbahnlok auch noch vielen westlichen Eisenbahnfans wichtig war.

Westmodelle bei Modellbahnausstellungen war oft zu sehen, so erinner ich mich in Dresden eben besagte G12, in Ebersbach (Sachs) die G12, P8 und P10, wie auch manches N Modell, sogar einer japanischen N-Anlage...

Was kostete eigentlich eine 95er (DDR Mark EVP 245,00) im Westen?

Und dann kam plötzlich die Wende, die gesuchten Loks waren schnell auf der Einkaufsliste gelandet.

Bei den Suchen, "wer hat - wer braucht" wunderte ich mich immer über 03 und E94, von Rehse wußte ich nichts...

Grüße vom Pikologen


 
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RE: DMV Tauschmarken

#3 von pmtfan , 15.01.2017 17:46

Hallo,

ich war selbst von 1977 bis 1990 DMV-Mitglied, aber von diesen Tauschmarken wusste ich nichts. Dabei könnte ich mir vorstellen, dass under damalige AG-Vorsitzende diese ausschließlich für sich brauchte und wir einfache Mitglieder da rausgehalten wurden. Auch beim Kulturbund gab es Tauschmarken für Briefmarken- und Münzsammler.

Die Werdauer Museumsgartenbahn in Spur II bestand aus Eigenbaumodellen der Mitglieder. Selbst die Gleise waren Eigenbau, zuerst aus Gardinenstangen, später wurden aus Alu-Standart-Doppel-T-Profilen durch seitliches Abfräsen passende Schienenprofile hergestellt. Das zu DDR-Zeiten eingesetzte LGB-Material Spur IIm (G), eine 99 5001 und drei Personenwagen stammten aus einem Privatbesitz, die Gleise waren von der DMV-AG Marienberg - Werner Illgner. Dieser fertigte als Kleinserien auch Schwellen, Kleineisen und Radsätze für IIm (G) und man bekam bei entsprechender Abnahme von Schwellen auch Schienenprofile.

Außerdem gab es einen IIe Zug von [http://smilies-world.de/inc/module/smilie_generator/vorschau/13583.pngtechnomodell, es war ein Geschenk der Stadtverwaltung Werdau.

Es gab aber auch West-Importe von Modell-Lokomotiven für DMV-Mitglieder, über welchen Weg auch immer. So sind mir von Roco die BR 58 DR (ehemalige Preußische G 12.1) und von ARNOLD die BR 41 DR bekannt, letztere habe ich damals selbst erworben. Ein Weg zu diesen Importen könnte damals über Werner Illgner gelaufen sein, der von [http://smilies-world.de/inc/module/smilie_generator/vorschau/13583.pngtechnomodell größere Mengen sächs. Schmalspurwagen (eigentlich für DMV-Mitglieder bestimmt) bezog und diese über einen Mittelsmann in den Westen verscherbelte. Diese kam durch Zufall raus, als ein Kunde aus Hamburg bei [http://smilies-world.de/inc/module/smilie_generator/vorschau/13583.pngtechnomodell Ersatzteile bestellte und Herr Walter durch Nachfragen dahinter kam wie dieser Kunde zu den wagen kam. Herr Walter stellte da sofort alle Lieferungen an den DMV, konkret Werner Illgner ein. Von da ab gab es die sächs. Schmalspurwagen nur noch über Modellbahn-Zeibig Radebeul bzw. im Souvenir-Shop des Verkehrsmuseums Dresden und nach erscheinen der Ik auch direkt bei [http://smilies-world.de/inc/module/smilie_generator/vorschau/13583.pngtechnomodell.

Viele Grüße
Wolfram


 
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RE: DMV Tauschmarken

#4 von herribert73 , 15.01.2017 18:28

Hallo Wolfram,

Danke fuer deinen Beitrag. Ich darf vielleicht mal klarstellen das ich eigentlich auch zu jung fuer DMV Mitgliedschaft gewesen währe (18 beim Mauerfall) somit hab ich das nur im Prinzip genauso wie bei Ronny geschildert, als Aussenstehender, so wie subjektiv bei den jährlichen Ausstellungen, im ME und dem Eisenbahnkalender, erlebt.
Ich muss wohl auch die Werdauer falsch angekreidet haben, wenn ich mir die MEs anschaue fährt da jede Menge Eigenbaumaterial herum (Stichwort Frey), allerdings ueberwog sonst in den Gartenbahnartikeln zwischen 82 und 87 LGB (und Playmobil) Material, und beim jährlichen Tauschmarkt in Jena Märklin, Wiking und Fleischman.
Interessant an der Sache ist, dass diese Tauscherei ziemlich hoch angehangen war. Fuerchtete man nicht sonst die Ausfuhr von beispielsweise Antiquitäten, fuer die im Normalfall Schalk G verantwortlich zeichnete? Auch gab es Modellbahn komischerweise nicht im GENEX Katalog.
Ich weiss nicht ob ich mich klar genug ausdruecke, aber der springende Punkt an der Geschichte ist doch sicher dass hier ein Tuerchen geöffnet wurde, welches dem Statut nach, auschliesslich einem gemeinsamen, wenn auch nichtstrategischem, Hobbyinteresse galt. Klar wurde dieses auch missbraucht, aber nichtsdestotrotz... Man war und ist als gelernter DDR Buerger eben misstrauisch bei solchen Aktionen, was war denn nun hier fuer wen drinn.
Es steht ja in dem Artikel beschrieben ab wann es diese Tauschmarken gab, fuer den Import der Roco 58er ueber den DMV habe ich auch keinerlei zeitlichen Anhalt. Ich habe auch mal einige Jahre erfolglos damit zugebracht bei Ebay eine echte OST Lilliput zu erjagen (Merkmale, auf DR umgebastelt mittels Fotokopierten Schildern, Artikelstandort nur östliche Provinz) um diese zeitmässig besser bestimmen zu können, da ich davon ausgehe dass dies schon in den 70ern passiert war.
Gruss Fred


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RE: DMV Tauschmarken

#5 von pmtfan , 15.01.2017 18:52

Hallo Fred,

bitte entschuldige, dass ich Dich und mich etwa gleichaltrig eingeschätzt hatte. Ich bin fast 61 und auch in Jena geboren, aber mit zwei Jahre nach Werdau umgezogen.

Es ist richtig, dass selbst zu DDR-Zeiten auf Börsen LGB, Playmobil oder andere West-Modellbahn-Artikel auftauchten. Dies war lt. Reglement der Börsen zwar nicht erlaubt oder erwünscht, wurde aber geduldet wenn es nicht überhand nahm.

Zu den DMV-Importen wäre noch zu sagen, dass diese eigentlich für AG-Anlagen (heute sagt man Club-Anlagen) gedacht waren, pro AG gab es eigentlich nur eine 58. Da die AG's aber auch finanziell - eine Roco 58 oder ARNOLD 41 kostete ca. 450 M) rechnen mussten wollten einige diese gar nicht haben und so gelangten diese Modelle an DMV-Mitglieder zum Verkauf.

Übrigens gab es in ausgewählten INTERSHOP - Verkaufsstellen auch ARNOLD-Modellbahn, so z.B. am Flughafen-Bahnhof Berlin-Schönefeld. Ich besuchte diesen hin und wieder wenn ich Zeit hatte bei meinen Berliner Dienstreisen, kaufte aber wegen fehlender DM / Forum-Schecks nichts. Auch war ich nicht bereit den Schwarz Wechselkurs von 1:7 oder 1:8 zu bezahlen, obwohl ich hin und wieder vor diesem INTERSHOP angesprochen wurde so zu tauschen.

Im Genex-Katalog habe ich auch keine Modellbahn gesehen, aber anderes Spielzeug gabe schon. Da ich keine West-Verwandschaft hatte kam für mich Genex sowieso nur informativ in Frage.

Viele Grüße
Wolfram


 
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RE: DMV Tauschmarken

#6 von horst-dieter , 15.01.2017 19:10

Grüßt euch, ich muß hier auch mal meinen Senf als Wessi dazugeben.
Wir waren mit unserem recht kleinen Verein von ca. 30 Mitgliedern,
in den Jahren 1969-1980 Mitglied im BDEF.(Bund Deutscher Eisenbahn Freunde)
und hatten mit dem DMV Berlin ein Abkommen.
Wir durften alle Modelle, aus dem Westen in Verrechnung 1:1 an bestimmte Adressen senden
und bekamen dafür dann DDR Lokomotiven.(die wußten genau den Westwert).
Die Päckchen, oder Pakete erhielten auch nicht die obligatorische
Aufschrift-Geschenkpaket-Keine Handelsware usw.- sondern DMV Austausch,ohne Prüfung.
Wir hatten schon sehr früh die 52 Kondens usw.
Verwandschaft, sprich Onkel´s von mir haben natürlich sehr mitgeholfen,
Die haben nach Weihnachten die ganzen Reste aufgekauft(was es so noch gab)
und problemlos zu mir geschickt.
Wir haben auch jeden Monat den Modellbahner, mit Stempel aus Berlin, bekommen.


Grüße aus Langen Rhein-Main


 
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RE: DMV Tauschmarken

#7 von Blech , 16.01.2017 09:07

Liebe DMV-Kenner aus der ehemaligen DDR,
diese Berichte hier sind für Wessis sehr interessant!
Es wäre schön, könnte man mehr über die damaligen Begleitumstände
der Modellbahnerei in der DDR erfahren.
Ich habe da einige mitbekommen, als ich kurz nach der Wende
für ME/'Transpress/T&M unter ChRed Fritz Borchert gearbeitet habe.
Schöne Grüße aus Hessen
Botho


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RE: DMV Tauschmarken

#8 von herribert73 , 16.01.2017 21:49

Hallo Botho,

ich bin zwar kein Kenner, aber ich finde das echt Spitze dass sich hier mit Wolfram (der sich ueberhaupt fuer nichts bei mir entschuldigen muss, ich dachte er währe 43!) und Horst Dieter schon mal zwei Zeitzeugen gefunden haben.

@Horst Dieter, giebt es irgendwie eine Möglichkeit da noch mehr herauszufinden, beispielsweise an welche Adressen da was gesendet wurde? Es gab ja Piko in der Bundesrepublik auch offiziell bei Schreiber zu kaufen, ich frage mich nur, ob man da bei einem 1 zu 1 Umtausch wirklich etwas gewonnen hätte. Beispielsweise kostete die angesprochene 52er Kondens 1976 (ok, das ist jetzt die einzige Annonse die ich auftreiben konnte) in Fuerth 99,-DM (und war auch als Dreibein fuer 129,90 zu haben), die 66er hingegen kostete 59 DM, das ist doch ungefähr 1-1 ganz offiziell?

Noch ein wenig, ähh, Hintergrundsinformationen, aus dem ME 5-88

Hier die erwähnter Einschränkung der Tauschartikel, welche auch nominell bei DMV Börsen galt, 88 war das schon nicht mehr so scharf formuliert.


knappe 6cm darunter dann ein Stueck Realsozialismus


und wo wir schon bei Werdau waren, hier eine Einladung zum Gartenbahntreffen, welche auch die These unterstuetzt das die gesehenen LGB Fahrzeuge Privateigentum gewesen sein können. Interessanter ist aber der Hinweis auf das Verzeichnis der Artikel mit Genehmigungsnummern des DMV, weiss jemand darueber Bescheid?



Gruss
Fred


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RE: DMV Tauschmarken

#9 von bubblecar234 , 18.01.2017 15:45

Hallo, mit den offiziellen Umtauschwerten war es sicher schwierig. Aber wenn man sich kannte, konnte man zum " Wertausgleich" noch ein Paket: "Geschenksendung keine Handelsware", hinterher schicken. Privat, ohne Tauschmarken lief das auf jeden Fall so.

Werdau: Natürlich schrieb man in offiziellen Einladungen so etwas. Was hinter verschlossenen Türen geschah war etwas anderes. Da ich im kleinen Grenzverkehr in die DDR einreisen durfte, konnte ich einige Börsen / Ausstellungen in der DDR besuchen. Man lernte auch, den offiziellen Kreis in dem man sich aufhalten durfte, zu erweitern. Mutiger wurde man auch mit jeder Einreise. An diese Veranstaltungen, erinnere ich mich sehr gerne. Schön das ich das erleben durfte. Getauscht habe ich dort übrigens nichts. Ich war der Meinung: Das muss ich mir nicht hinstellen das gibt es immer. Auch ich weis heute. Großer Irrtum.

Ich finde es sehr interessant was da so alles zur ruhig Stellung der Bürger in der DDR gelaufen ist. Das man so etwas, so kompliziert eingerichtet hat. Unglaublich. Ich dachte als DDR erfahrener Bundi hätte ich viel gewusst.

Henner


 
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RE: DMV Tauschmarken

#10 von Blech , 18.01.2017 16:34

Henner,
ja, seltsam gings schon manchmal zu mit der Einreise:
Ich hatte eine Einladung zum Tauschmarkt in Piesteritz,
durfte aber nicht einreisen, da ich lt. DDR-Behörden als "politischer Redakteur" gearbeitet haben.
Tatsächlich war ich Lokalredakteur einer Tageszeitung und schrieb auch für Motorsportzeitschriften.
Zu Rennen durfte ich dann schon in die DDR -denn dann war ich ja Motorsport-Fachjournalist.
Na, es gibt noch andere Geschichten, so wie wir unsere Kumpels in der DDR mit Rennteilen versorgt haben,
mit Deutrans-Lastern, deren Fahrer Nylonstrümpfe für ihre Frauen brauchten, auch mal Jeans oder Pornohefte, die waren gerne gesehen.
Nachts auf der Autobahn, bei Raststätten am Wald...
Die Plomben wurden aufgebohrt, Drähte rausgezogen und dann mit Sekundenkleber (damals noch aus dem OP-Saal) wieder eingeklebt.
Klappte lange Jahre, bis der Weg über die CSSR einfacher und gefahrloser wurde.
Gut, dass diese Zeit vorbei ist!
Schönen Abend!
Botho


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RE: DMV Tauschmarken

#11 von horst-dieter , 18.01.2017 18:17

Hallo Fred,
Zu deiner Frage der Versandadresse,
wir haben nur in die Hauptstadt der DDR Berlin verschickt.
Wie ich später erst erfahren habe, wurden dann Anfragen
von Modellbahn Eisenbahner nach Eingang befriedigt.
Wir, als Verein hatten aber nur den Austausch mit DDR
Modellbahnern vor Augen.
Nicht den Preis.
Natürlich hättest du dieses hier billiger bekommen.
Aber es entstanden dann auch Kontakte und wenn ich mal
"drüben" ,war kamen einige Leute von weit her um
mal über die Moba zu reden.
Meine Familie war sehr oft in der DDR und da wir den Kreis
Gotha-oder ( Haldensleben) nicht verlassen durften, kamen diese Menschen zu mir.
War schon toll hinter verschlossenen Fensterläden Besuche zu empfangen.


Grüße aus Langen Rhein-Main


 
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RE: DMV Tauschmarken

#12 von bubblecar234 , 18.01.2017 19:52

Hallo, genau die Kreise waren es. Mann konnte, was viele nicht wussten 3 Kreise angeben. Und so war ich immer zwischen denen unterwegs.
Und hinter verschlossenen Fensterläden wurde sogar geflüstert. Lang, lang ists her.
Henner


 
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RE: DMV Tauschmarken

#13 von herribert73 , 18.01.2017 21:50

Hallo Jungs,

Ihr bringt da was auf den Punkt, ob das nun zur Ruhigstellung oder aus reiner Modellbahnvernarrtheit (oder einer Kombination davon) war lass ich mal dahingestellt, aber besser als Henner kann ich das eigentlich nicht sagen

Zitat von bubblecar234 im Beitrag #9


Ich finde es sehr interessant was da so alles zur ruhig Stellung der Bürger in der DDR gelaufen ist. Das man so etwas, so kompliziert eingerichtet hat. Unglaublich. Ich dachte als DDR erfahrener Bundi hätte ich viel gewusst.

Henner


Geht mir genauso, als Ossi. Was da fuehr Ressourcen notwendig waren sowas kompliziertes zu erschaffen. Wahnsinn. Klar kenne ich auch alle möglichen Räubergeschichten, und war selber als mehrfacher Ostkusin schwer mit Besuch und Geschenksendungen bedacht, aber eins, das gab es garantiert nicht ohne schmuggeln, nämlich westdeutsche Presse. Auch keine Miba oder Kataloge. Und schon gar keine Reporter als private Besucher.
Wie auch Botho illustriert

Zitat von Blech im Beitrag #10
Henner,
ja, seltsam gings schon manchmal zu mit der Einreise:
Ich hatte eine Einladung zum Tauschmarkt in Piesteritz,
durfte aber nicht einreisen, da ich lt. DDR-Behörden als "politischer Redakteur" gearbeitet haben.
...
Schönen Abend!
Botho



Was auch absolut nicht ging, war Briefe an westdeutsche Redaktöre oder Zeitschriften schicken. (Mein Vater hat einen Grossteil der Briefe die er an eine Reihe eigentlich geheimer Spiegeldeckadressen geschickt hat, 1991-92 in seinen Akten wiedergefunden....und die blöde Bravo hat mir auch nie geantwortet) Aber es gab eine ganze Menge Bildreportagen ueber DDR Eisenbahnanlagen in der MIBA, mit Name des Einsenders...

Gemessen an der damals ueblichen Gesamtsituation ist das eigentlich total absurd.....Irgendwo wurde mit zweierlei Mass gemessen, vielleicht sass im Grenzpostamt, wo Leute Tonträger und Geldscheine aus Briefen fischten, angenommene Oppositionelle bespitzelten, Briefe an fast alle Medien mit Beschlag belegt wurden... dann doch einer vom DMV und hielt wohl seine Hand ueber Anlagenberichte...

Naja, das war sicher uebertrieben, aber wenn man das so kurz bisher zusammenfassen darf, so war doch auf zumindest ausgewähltem Nivau, also entweder privat oder (in den 80ern) auch extrem kompliziert offiziell Modellbahndeutschland deutlich enger beinander als angenommen. Es ist schade das sich da nicht noch mehr Insider von ostdeutscher Seite melden, dieses Regelwerk muss doch irgendwie erschaffen und kommuniziert worden sein.

Gruss
fred


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RE: DMV Tauschmarken

#14 von Udo , 18.01.2017 23:09

Hallo,

mit Sicherheit gab es für diese Tauschabwicklungen eine DDR-Bestimmung über den Ablauf. Bis ins Kleinste ausgeklügelt, damit alles korrekt abläuft.

Bestimmungen gab es auch in der DDR zu Hauf, beispielsweise die

Instruktion für die Schreibweise geographischer Namen in kartographischen Erzeugnissen der DDR

Was da alles drinstand, trieb einem vor Lachen die Tränen in die Augen. In Westberlin (ohne Bindestrich) wurde Westberlin gesprochen und solche Sachen.

Und deshalb gehe ich davon aus, dass die Sache mit den Tauschmarken genauestens geregelt war. Man konnte auch privat tauschen, zumindest, wenn es Bierdeckel waren, denn die galten als Drucksache, und wenn man entsprechend den "Postvereinbarungen zwischen der BRD und der DDR" die Sendungen mit Bierdeckeln als "Drucksache" kennzeichnete, kamen die anstandslos an. So auch eine umfangreiche Sammlung Bierdeckel um 1910 aus Ostberlin. Der Finder wollte dafür "eine Hose". Welche Farbe, welcher Stoff, welche Größe ? Ich wünsche keine langen Diskussionen, schicken Sie mir eine Hose und Sie bekommen die Deckel zugeschickt. Also, irgend eine Hose gekauft und geschickt, und dann kamen sie, die Bierdeckel. Superqualität, Raritäten ersten Ranges, von der Deutschen Post im transparenten Plastikbeutel notverpackt, weil der Karton die Reise nicht überstanden hatte.

Das waren noch Zeiten !

Schönen Gruß
Udo


 
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RE: DMV Tauschmarken

#15 von Pikologe , 19.01.2017 13:02

Hallo,

das war eine "wilde" Zeit der Findigkeit, "gelernter DDR Bürger" usw. Wenn ich manchmal höre, wie Sonderfahrten zu DDR Zeiten organisiert wurden, wie die passenden Wagenzüge herangeholt wurden, die Autobahnsperrung für 15 Min durch die Polizei für einen Fotohalt bei einer Brücke mit oben Grubenbahn E-Lok und unten E04...irre! Aber auch Dinge, das eine bestimmte Strecke nicht befahren werden durfte, wegen einer GST Übung, ebenso irren...

ABER - die Regelungsbedürftigkeit bzw. -wut ist ein gesamtdeutsches Thema, hüben wie drüben und im Gesamten, gestern und heute - das konnten und können alle...

Hier im Forum haben wir ja rote und grüne Regler, Gott sei Dank...

Grüße vom Pikologen

PS: Regelungsfrage: Sollten wir das Thema nicht ins OT Plauderecke schieben, da lesen mehr mit...


 
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RE: DMV Tauschmarken

#16 von Blech , 19.01.2017 14:01

Ronny,
"rote und grüne Regler" -das hat doch hoffentlich nix mit Trafos zu tun?
Schöne Zeit wünscht dir
Botho


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RE: DMV Tauschmarken

#17 von bubblecar234 , 19.01.2017 17:44

Hallo, aber obwohl vieles so stark reglementiert und geregelt war hat es nur funktioniert weil alle geglaubt haben das es kontrolliert wird.
Die Unfähigkeit der Organe wird in dem Buch" Geheimsache Reichsbahndampf, Die Akte > Fotograf < " von Burkhard Wollny, Transpress Verlag bis ins kleinste Dokumentiert. Was da fürs Fotografieren steht passt auf für Tauschgeschäfte. Wer Einblick in seine Stasi Akte hatte ( ich schreibe aus West Sicht ) kann sich ärgern damals nicht mehr gemacht zu haben. Dieser Staatsapparat war viel zu schwerfällig um schnell zu reagieren. Ich war aus meiner Sicht mutig. Hätte aber ohne Risiko viel mehr tun können. Ich war eigentlich in Sachen KFZ unterwegs. Mit einem Freund haben wir ein NSU Kettenkrad in teilen aus der DDR ausgeschmuggelt und Kleinteile ( eine Kette kann man zerlegen" mit der Post geschickt. Für die Wanne, die wir hätten zerteilen müssen kam dann die Wende. Damit war die ganze Arbeit unnötig geworden. Aber eine tolle Aktion. Die Gegenleistung, ein Kawasaki Motorrad, wurde auch in Teilen in die DDR transportiert. Der Rahmen und Tank wurde von einem Deutrans Fahrer für DM mitgenommen. Die durften nämlich für einen Teil Ihrer Spesen, die diese in West bekamen in der BRD einkaufen. Aus Schrott, Fahrzeuge aufbauen war in der DDR "normal". So bekam mein "Handelspartner" sogar eine Aufbaugenehmigung für die Kawasaki von seiner Dienststelle. Das Motorrad lief, bevor wir das Krad zerlegt hatten. Ach waren das alles spannende Aktionen.
Oh. Jetzt bin ich zu weit vom Thema weg. Sorry.
Henner


 
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RE: DMV Tauschmarken

#18 von Pikologe , 19.01.2017 21:53

Och das Thema ging weiter: Beim Verkauf der 89 6237 wurden die passenden Lokschilder in der Rauchkammer mitgeschmuckelt. Für die Wiederinbetriebnahme der 91 134 wurden die Kolbenscheiben einer anderen T9 von Braunschweig nach Schwerin per PKW in Tieflage geschmuckelt. Die Maße für die beim Rangieren in KMSt demolierte 75 515 wurden bei der Schwester 75 501 in Neuenmarkt-Wirsberg genommen.
Egal was man versucht, die Lebensader zwischen den Menschen kann man nie zertrennen! Auch wenn vielleicht eine oder zwei Generationen dazwischen liegen, wird auch dies sicher nicht gelingen. Ich denke da z.B. an Korea.

Link:
http://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?108,4077023


 
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