Frohe Weihnachten, werte Kollegen!
Angeregt durch den DJH/ModelLoco - Thread von Fred / Herribert73, möchte ich nun einmal meine
BR 56.20 vorstellen, die ich im Frühjahr / Sommer 1978 nach der Bau-Anleitung im Eisenbahn Magazin
12/1977 bis 03/1978 gebaut habe. - Ja, diesmal ist nicht die Miba Schuld ! Der Gehäusebausatz
stammt aus der jüngeren, modellgetreueren Güsgen- Eigenentwicklung ( und nicht aus der alten,
doch ziehmlich grobklotzigen GEM-Produktion, die über W+H vertrieben wurde!) bekam einen Fleisch -
mann- Tenderantrieb der BR55 und ein MS-Selbstbau-Lokfahrwerk. Das eigentlich für diese Lok vorge -
sehene Lokfahrwerk der Flm-55 war mir einfach zu grob gestrickt !
Ich ging als völliger Laie an dieses Werk heran, katte keinerlei Ahnung von Kleinserien- Modelltechnik
einerseits oder gar von der Dampflokfunktion des großen Vorbildes andererseits.- Und tappte daher
natürlich in die eine und andere Falle ! Vorab aber sei verraten: Zumindest fahrtechnisch ist mir das
Modell nach Lösung einiger bautechnischen Hürden doch recht gut geraten, es fuhr bis vor kurzem ordent-
lich durch alle RocoLine- und Tillig-Elite- Weichen, bis sich dann ein Treibrad von der Achse löste!
Also war eine Demontage angesagt. Die dabei entstandenen Fotos möchte ich zeigen. Meine Lok ist nicht
so schön geraten wie etwa die diversen Loks in dem anderen Thread, aber an ihr zeige ich Euch die Fallen,
in die ich nichtsahnend getappt bin ! Also denn.... Bild 1.)
Da sieht man die ersten 3 Fehler, die man ohne Vorkenntnisse machen kann:
1. Man darf sich nicht nur auf die angegossenen Rastnasen und das Augenmaß verlassen, sondern muß immer
eine Schieblehre benutzen! Siehe roter Träger über dem Schieberkreuzkopf !
2. Steht die Gegenkurbel denn wirklich richtig ??
3. Werden die Räder nur unzureichend entfettet und nicht grundiert, platzt unweigerlich der rote Lack ab! ( Zu -
mindest von den glatten Spurkranz-Flanken !).
Nun Bid 2.):
Man macht sich vorher nicht genug Gedanken, wieviele Leitungen zu biegen und anzubringen sind.- ich hatte
auf halbem Wege die Lust dazu verloren, auch auf die Fensterverglasung hatte ich "keinen Bock" mehr. Wozu
auch, diverse Märklin-Loks hatten ja auch keine....
Weitere Falle: Man muß vor dem Zusammenbau unbedingt einen Winkel und eine Feile benutzen - ein Weißmetall-
bausatz ist eben kein Faller-Häusel !!
Bild 3.):
Das sichelförmige Dach-Hinterkantensegment mit Oberlicht hatte ich absichtlich noch nicht angebaut, damit ich
genug Platz habe, um im Führerhaus Bohrungen anzubringen, oder Fenster einzusetzen. Den Kupplungsschaft des
Tenders hatte ich rot gefärbt, damit die Flm-typisch verstümmelte Pufferbohle nicht so auffällt.
Die abgelösten Kohlestückchen auf dem angedeuteten Kohlenhaufen zeigen, daß Nitrolack aus der Sprühdose kaum
Klebekraft hat, und darin eingestreute Kohlestückchen nicht sehr fest haften! ( Wußte ich vorher auch nicht !).
zu Bild 4.):
Die 2mm großen Bohrungen oberhalb der Schieberführungen habe ich schlicht vergessen.
So staubig wie auf dem Foto sieht die Lok in echt gar nicht aus !
Nun zum Selbstbau- Fahrwerk ! Bild 5.):
Das Holzklötzchen und die MS-Mutter mit Distanzscheibe sorgen provisorisch dafür, daß die Bodenplatte ohne Gehäuse
angeschraubt werden kann, damit die Achslager nicht heraus fallen! Wundert Euch nicht über die Holzschraube - im Weiß-
metall des Führerhauses hält nichts anderes !
Übrigens, nur aus dieser Perspektive sieht man auch mit angebauten Rädern die diversen Ausschnitte des MS-Rahmens. (Mehr
Details folgen!). MS-Bremsklötze von M+F habe ich zwar, doch erstens müssen die auf Grund des sehr geringen Achsabstands stark
beschliffen werden - eine Sch....arbeit! - und zweitens werden sie vermutlich doch für Kurzschlüsse sorgen.- Ich werde wohl
doch welche aus Kunststoff einbauen ( Piko oder Flm ). Nun Bild 6.):
Hier sieht man am End-Trägerblech auch die Crux von 0,3 oder gar 0,2 mm dünnem MS-Blech : Es verbiegt sich bei der leich-
testen Fingerberührung! Der Aschkasten / Feuerbüchse wurde mit Bleiblech gefüllt, weitere Bleiplättchen müssen noch
im Chassis verteilt werden.- Die Lok ist recht kopflastig !
Weiter zu Bild 7.):
Hier wird ein Radsatz mit Lagerkasten gezeigt. Die winzigen Federchen für die Abfederung sind recht spröde
und brüchig, wie man sieht! ( Murks + Fummel, halt .)
Auf Bild 8 wird es noch mal sehr interessant:
Da man doch gelegentlich mal nach dem rechten sehen muß ( z.B. wegen der Federchen aus Bild 7 ),habe ich die
ursprünglich angeklebten Achslagerstege wieder beseitigt ( die eckigen Klebestellen sieht man teilweise noch ) und
durch eine durchgehende MS-Abdeckplatte ersetzt, die mit den 2 Gehäuseschrauben befestigt wird!- Von unten sieht
man im Anlageneinsatz eh' keine Details !
Da bei Radsatz 3 ein Rad lose war, habe ich diesen Radsatz mal entfernt, damit man Lagerkasten und MS-Lagerröhrchen
sehen kann. Erst im Nachhinein kam ich zu der Überzeugung, daß kurze Lagerbuchsen aus Bronce wesentlich besser sind
als durchgehende MS-Röhrchen.- Diese erweisen sich als regelrechte Ölfresser ! Bemerkung am Rande : Während
des Umbaus meiner Märklin-BR81 004 auf 2L= stellte ich fest, daß bei Märklin ebenfalls lange Lager-Röhrchen anstatt kurzer
Buchsen verwendet wurden!- Nun, bei direkt angetriebenen Achsen ist das wohl nicht so schlimm, wie bei geschobenen
Loks. Nun zum letzten Bild Nr.9):
Das Fahrwerk pur. Etwas unscharf, aber doch alles wesentliche zu erkennen. Von dieser ganzen Herrlichkeit sieht man
sowohl im Anlagenbetrieb als auch in der Vitrine so gut wie gar nichts !! - Wahnsinn ! So etwas irres werde ich
mir niemals nie nicht mehr aufhalsen ! Falls ich noch mal eine Dampflok bauen sollte, dann nur noch aus glatten 1mm-
Platten, nur im wirklich sichtbaren Bereich ausgesägt ( wie z.B. bei dem Umbau der alten Piko-86 )!
Die zwei silbernen Ringe sind die Führungshülsen der Pilzschleifer ( die gab es von Heinzl, M+F und Günther, ich verwende
die sehr gerne ! Ich hoffe, daß irgend eine Firma diese kleinen praktischen Dinger weiter produziert!). Laut Bauanleitung
wurde nur ein einziger Schleifer auf der isolierten Seite vorgesehen - war stromleitungstechnisch natürlich absoluter
Käse ! Habe dann noch einen zweiten auf der gleichen Seite, aber vorne, eingebaut - Die Stromabnahme war auf gerader
Strecke nun deutlich besser, aber die Radsätze wurden nun sammt Steuerung stets nach außen gedrückt!- Da es an Platz
mangelt, blitzte und funkte es nun in jeder Kurve und Weiche.....
Damit die Radsätze halbwegs in der Mitte laufen, hatte ich dann auf der "Masse"-Seite auch noch zwei Schleifer eingebaut,
und nun endlich war Ruhe, die Lok fuhr über alle Weichenstraßen ohne Mucken, wie es sich gehört, und wie es halt gedacht
war- und das für ca. 30 Jahre, bis sich halt besagtes Treibrad von der Achse löste! Nachdem ich kürzlich erfolgreich meine
Mä.- 81 004 in den Fahrdienst eingliedern konnte, bekam ich auch wieder Lust, meine BR56 zu vervollständigen und zunächst
zu reparieren. Den ganzen Kleinkram habe ich ja noch seit 36 Jahren in der Schublade, und der Lagerkleber steht bereit.
Ich hoffe, mein ( wieder einmal ) recht lang geratener Bericht hat Euch nicht zu sehr gelangweilt!
Ich wünsche einen schönen 2. Weihnachtstag!
Gruß
Wolfgang aus dem Sauerland