in "der Bucht" ist mir eine Trix Express 01 aufgefallen, die ich bis Auktionsende beobachtet habe. Das Modell ist vollständig und hat keine Abbrüche und keine Zinkpest, wenn ich das richtig sehe, und ist für €148 verkauft worden:
Laut der Website hier müßte sie (geschlossene Räder ohne Durchbrüche an den Speichen) entweder das 1. Modell von 1937-1940 oder das 2. Modell von 1938-1950 (Automatic Kupplung) sein:
[list]1. Muß man auch bei Trix bei so alten Dampfern auf Zinkpest achten? Meine Liliput 62 hatte das sogar an einem Radsatz und die ist Produktion 60er/70er Jahre [/list:u]
[list]2. Was darf man für so eine Trix 01 ausgeben? Ist ein Preisunterschied zwischen mit und ohne Kupplungsautomatic zu erwarten? Gerne darf das Modell auch zum Restaurieren oder Neulackieren sein, solang es halt nur vollständig ist, bzw. man die Fehlteile einigermaßen leicht und nicht allzu teuer bekommen kann, sonst lohnt das natürlich wieder nicht.
Die "Nachkriegsversion" von der Trix 01 sehe ich ja häufig auf den Bahnhofsanlagen in Köln und Düsseldorf, wo ich oft den Schlenker zur Anlage laufe, wenn ich noch ein paar Minuten Zeit habe. Vom Gehäuse hat sich da gegenüber der Vorkriegsvariante ja nicht sonderlich viel geändert.[/list:u]
[list]3. Gibt es Tips für weitere Modelle, die in diesem "Vorkriegs"-Stil gefertigt sind, die man noch gut bezahlen kann (~ €100-150)? (egal ob Trix, Märklin oder irgendein anderer Hersteller den ich jetzt vielleicht vergessen habe)
Mir gefällt es weniger, wenn die Achsfolge nicht stimmt, also z.B. mit einer Stromlinienlok mit nur Achsfolge B kann ich eher wenig anfangen, ansonsten gefällt mir die Gestaltung dieser sehr alten Modelle natürlich sehr gut.
Da meine Modelle zum Fahren und nicht nur "Vitrinen-Sammeln" gedacht ist, kann es natürlich auch gern was sein, was nach dem Krieg gebaut wurde, solang nur die Grundform eben noch Vorkrieg ist. Speziell Lackschäden wären jetzt auch nicht so das Problem.[/list:u]
[list]4. Trix Wechselstrom, war ja glaube ich bis 1957 üblich, kann man die eigentlich mit Märklin-Trafo fahren?[/list:u]
Der Anbieter gibt als Standort Erfurt an. So, wie die Lok aussieht, hat hier jemand eine alte Vorkriegs Trix Express – Lok auf das Zweileiter-Gleichstromsystem umgebaut, um dem Mangel an Modellen in der ehemaligen DDR abzuhelfen. Das geht zwar aus der Beschreibung nicht ausdrücklich hervor, aber die Indizien sprechen dafür.
Leider wurde der Umbau so durchgeführt, daß ein Rückbau in den Originalzustand kaum möglich ist.
Im einzelnen:
Der Lok fehlen die Trix Express typischen Löffelschleifer für den Mittelleiter.
Die Lok hat vorne keinen Kupplungshaken, weil der Besitzer offensichtlich keine Möglichkeit gesehen hat, hier eine Bügel-Kupplung für das Piko- bzw. Märklin-System anzubringen. Die Lok müßte vorn einen schwarzen Blechhaken haben, den es in dieser Form nur bei diesem Modell gab – ein abgebauter Haken irgendeines Schrottwagens paßt nicht.
Die eingeschraubten Puffer müßten ein Blechteil halten, das von unten die (nicht vorhandene) Kupplung am Herausfallen hindert. Da diese Blechteil fehlt, fehlen auch die daran angeformten vorderen Rangiertritte und die Bahnräumer.
Die Vorkriegs-Lok hat im Original vorne nur eine beleuchtete Lampe in Rauchkammermitte. Die beiden unteren Lampen sind offensichtlich mit Teilen der Gützold BR 24 oder 64 nachträglich beleuchtet worden. Dazu wurde am Rahmen die entsprechenden Kontaktfedern angebracht und im Gehäuse Aussparungen für die Gützold Birnchen-Halter geschaffen. Durch diesen nicht wieder rückgängig zu machenden Eingriff hat der Sammlerwert der Lok erheblich gelitten.
Im Führerhaus fehlen Teile der Wechselstrom-Umschaltung. Die Trägerteile für die Umschaltung sind aber zu erkennen. Bei einem werksseitigen Umbau vom Wechselstrom- auf das Gleichstromsystem wurden die überflüssig gewordenen Trägerteile für die Umschaltung aber immer entfernt.
Die Räder des mittleren Treibradsatze leiden häufig unter Zinkfraß. Das scheint bei diesem Modell auch der Fall zu sein - der Anbieter schreibt: "leichte Schäden". Man erkennt aber deutlich Risse in der Lauffläche und die Räder sitzen "verdächtig schief". Die Räder gibt es zwar als Nachguß, aber man sollte schon Erfahrung haben, wenn man sich daran wagt.
Auf der Heizerseite kann man in der Befestigungsschraube für den Voreilhebel einen Schraubenschlitz erkennen. Das sollte aber eine Sechskantmutter sein.
Die von dem eben erwähnten Voreilhebel abgehende Schwingenstange ist auf der Heizerseite rot ausgelegt. Das rot ausgelegte Teil stammt von einer späteren Ausführung der Lok. Auf der Lokführerseite ist es im Originalzustand.
Am Kupplungsende des Tenders fällt auf, daß die Trix Express – Kupplung durch eine alte viel zu weit herausschauende alte Piko-Bügel-Kupplung ersetzt wurde.
Die Original-Radsätze des Tenders besitzen beidseitig(!) rotem Bakelit-Radsätze (ähnlich den beiden Vorlaufachsen der Lok). Sie wurden durch Metallradsätze ersetzt und dienen vermutlich der Stromaufnahme.
Es fehlen am Tender die beiden Trix Express-Löffelschleifer für die Außenschiene. Die Haltevorrichtung für diese Schleifer (ein Schraubenloch) ist teilweise abgeschnitten worden.
Zu Deinen Fragen:
1.Muß man auch bei Trix bei so alten Dampfern auf Zinkpest achten?
Ja! Bei diesem Modell leiden insbesonders der mittlere Treibradsatz und das Vorlaufgestell (es gibt Nachgüsse) darunter.
1.a) Meine Liliput 62 hatte das sogar an einem Radsatz und die ist Produktion 60er/70er Jahre
Ja! Das kenne ich auch. Das Rad löst sich zunächst von der Isolierbuchse und zerfällt dann langsam.
2. Was darf man für so eine Trix 01 ausgeben?
Ein Trix Express-Sammler würde die Lok als Ersatzteilspender betrachten und entsprechend bewerten.
2.a) Ist ein Preisunterschied zwischen mit und ohne Kupplungsautomatic zu erwarten?
Ja!
2.b) Gerne darf das Modell auch zum Restaurieren oder Neulackieren sein, solang es halt nur vollständig ist, bzw. man die Fehlteile einigermaßen leicht und nicht allzu teuer bekommen kann, sonst lohnt das natürlich wieder nicht.
Die von der Zinkpest bedrohten Teile gibt es als Nachguß. Die fehlenden Blechteile ließen sich zur Not (wenn man ein Muster hat) aus einem Stück Blech nachbauen. - Aber in welchen Zustand willst Du die Lok denn bringen? Den Originalzustand kannst Du wegen der eingebauten Beleuchtung nicht wieder herstellen. Während die Lok relativ einfach wieder mit Mittelschleifern versehen werden kann, brauchst Du zum Anbringen der Originalschleifer am Tender praktisch neue Drehgestelle. Das Nachdenken über die Wiederherstellung der Wechselstrom-Umschaltung erübrigt sich. Die fehlenden Gußteile gäbe es zwar als Nachguß bzw. gelegentlich auch als Original-Ersatzeile zu ersteigern. Aber wie aus den Bildern ersichtlich, fehlt der Zugmagnet im Führerhaus. Ob die Umschaltwelle und die Feldwicklung noch vorhanden ist, kann man aus den Bildern nicht ersehen.
2.c) Die "Nachkriegsversion" von der Trix 01 sehe ich ja häufig auf den Bahnhofsanlagen in Köln und Düsseldorf, [...] Vom Gehäuse hat sich da gegenüber der Vorkriegsvariante ja nicht sonderlich viel geändert.
Trotzdem paßt es nicht. Wenn Du fahren willst, ist die von Dir gesehene, ab 1958 gebaute BR 01 dem hier angebotenen Modell unbedingt vorzuziehen. Die neuere Lok ist wesentlich robuster.
3. Gibt es Tips für weitere Modelle, die in diesem "Vorkriegs"-Stil gefertigt sind, die man noch gut bezahlen kann (~ €100-150)? (egal ob Trix, Märklin oder irgendein anderer Hersteller den ich jetzt vielleicht vergessen habe)
Du mußt Dir erst mal im Klaren sein, auf welchem System Du fahren willst:
-> Trix Express Wechselstromsystem 1935 bis ca. 1957 -> Trix Express Gleichstromsystem von 1953 bis in die jüngste Zeit. -> Trix Express International -> später vermarktet als Trix International -> heute: TrixH0, das ist das von Fleischmann, Roco, Liliput usw. bekannte Zweileitersystem. -> Oder Märklin-Wechselstromsystem
Die Systeme passen bei den alten Bahnen so ohne weiteres nicht zusammen. Und austauschbare Kupplungsköpfe gab es auch nicht.
4. Trix Wechselstrom, war ja glaube ich bis 1957 üblich, kann man die eigentlich mit Märklin-Trafo fahren?
NEIN! und noch einmal NEIN!
Du brauchst für eine Trix Wechselstrom-Bahn den Original-Trix-Fahrregler und einen Transformator, der 14 Volt Wechselstrom abgibt. Das Märklin-Fahrpult ist absolut ungeeignet.
Abgesehen davon. daß man mit einem Märklin-Fahrpult die Trix Wechselstrom-Umschaltung nicht betätigen kann:
Bei dem Trix Express System handelt es sich um ein Zwei-Zug-System. Mit dem Original-Fahrgeräten (also zwei Fahrreglern und einem Trafo) bleibt man auf der sicheren Seite.
Würde die Trix-Umschaltung jedoch in Märklin-Manier funktionieren, würden sich die von zwei Märklin-Fahrpulten abgebenen Spannungen addieren. D. h. wenn zwei alte Märklin-Fahrpulte bei Betätigung der Umschaltung im Leerlauf schon mal 30 Volt erreichen, hättest Du im ungünstigsten Fall dann 60 Volt am Gleis anliegen. Solche Spannungen gelten nicht mehr als ungefährliche Niederspannungen.
Aber wie aus dem Blick ins Führerhaus zu ersehen ist: DIESE angebotene Lok ist offensichtlich auf Gleichstrom umgebaut.
vielen Dank für die umfangreiche und informative Antwort!
Man sieht, daß ich in diesem Thema noch nicht viel Ahnung habe, nun weiß ich aber auch etliche Details, auf die ich zu achten habe!
Meine ergänzenden Fragen:
Kann man zu den Preisen für verschiedene Erhaltungsstufen der Vorkriegs-01 Angaben machen? Ist der bei ebay beobachtete "Teilespender" seine €150 wert? Wieviel kostet denn realistisch eine originale und fahrtüchtige Lok? Bekommt man die Ersatzräder noch bei irgendjemandem neu oder sind das seltene Teile aus einer vergangenen Nachproduktion?
Der Zustand, den ich erreichen möchte, ist ein "alltagstaugliches", fahrtüchtiges Vorkriegsmodell. Es muß kein Vitrinenzustand sein. Um ganz ehrlich zu sein, auch mit den vielen "Verbastelungen" die Du im Einzelnen aufgezählt hast, wäre mir die Vorkriegs-01 recht, wenn man sie insgesamt wieder in einen fahrtauglichen und optisch befriedigenden Zustand bringen könnte, selbst wenn es sich wie von Dir beschrieben um einen nicht originalen Zweileiter-Umbau handelt.
Das ganze würde sich ja dann halt im Preis niederschlagen, aber ich möchte natürlich keinen überhöhten Preis bezahlen. Umgekehrt macht es mir nichts, wenn die Lok zum Fahren dann in allen Details nicht original sein sollte.
Das Nachkriegsmodell ist ja allein schon im Fahrwerk anders (durchbrochene Räder) und auch viele andere Details sind verschieden, so daß ich dieses Modell nicht unbedingt als "Ersatz" haben möchte.
Die verschiedenen Systeme sind zunächst einmal egal in dem Sinne, daß ich mir ein passendes Fahrpult besorgen kann um damit die Lok zu fahren, es muß auf meiner Anlage (zumindest auf den Abschnitten wo die Lok fährt) kein Mehrzugbetrieb stattfinden, so daß das letztlich kein Hinderungsgrund wäre. Daher könnte ich prinzipiell sowohl Wechselstrom- als auch Gleichstromloks oder auch Umbauten fahren.
Von den von Dir genannten Mängeln an der ebay-01 würde mich im Nachhinein am meisten stören, daß die Lok Zinkpest hat, weil das den Betrieb verunmöglicht, mit den restlichen Mängeln könnte ich letzten Endes leben - wie schon gesagt, es würde ein Betriebsmodell sein, und das darf dann auch ruhig eine leicht "verbastelte" Geschichte erzählen.
Wenn nun z.B. die Nachgüsse für die Fahrzeugräder aber so selten/teuer/aufwendig einzubauen sind, daß sich das bei so einem "verbastelten" Modell gar nicht lohnt, dann ist natürlich die Idee hinfällig bzw. dann sollte es schon eine etwas originaler/vollständiger erhaltene Lok sein, an der man das repariert.