Ja, Dieter, Deinen Ausführungen stimme ich zu. Und ich habe ja auch angedeutet, dass es 1947 wohl hin und wieder und irgendwo Minilieferungen von Märklin an deutsche Händler gegeben hat -davon hat man aber nichts mitbekommen, wenn man nicht mit diesen Leuten gut bekannt war oder etwas hatte, was die gebrauchen konnten. Märklin hat ja wohl schon im August 1945 wieder produziert -es gibt Hinweise darauf, dass das schon früher gewesen sein kann- also alles ging mit Sicherheit nicht an PX und Export in größerem Stil hat es wohl 1945 auch noch nicht gegeben. Also fiel wohl immer etwas ab für die armen Deutschen -nur musste man zu diesem erlauchten Kreis gehören. Rund um Göppingen war das sicher einfacher -aber nicht im fernen Rhein-Main-Gebiet. Im Jahr 1946 oder gar 1947 war das dann schon möglich -aber siehe oben, nur mit Vitamin B. B wie Beziehungen. Dass Märklin zwei neue Linien hatte, ist auch einfach zu erklären: Erstens den ST usw für die Amerikaner, für die Besatzungmacht, mit der man sich schon aus Gründen der Materialbeschaffung gutstellen musste. Zweitens für den kommenden Export in erster Linie Ausrichtung auf die neutrale Schweiz nebenan, siehe Krokodil. Denn deutscher Export nach England oder Frankreich z.B., so durfte man doch annehmen, würde kurz nach dem Krieg auf deutliche Vorbehalte stoßen. So erklärt sich die erste Sortimentsausrichtung nach 1945. Dass die Produkte oft nach den Wünschen der Besatzer ausgerichtet wurden, sieht man auch bei Mignon-Staiger in der französischen Zone: Die Lok hat typisch französische Windleitbleche bekommen -man machte sich so sicher eher beliebt. Schöne Grüße nach Berlin Botho
danke an Tino für den Bericht von der Leipziger Frühjahrsmesse 1948.
Von TRIX EXPRESS ist aus der frühen Nachkriegszeit wenig bekannt. Vom Februar 1947 stammt eine Anzeige in einer Fachzeitschrift (vermutlich die Deutsche Spielwarenzeitung), in der TRIX die Händler vertröstet (abgedruckt bei Tony Matthewman, Seite 63):
"An unsere Freunde: Unser Werk ist erhalten geblieben. Zur Zeit arbeiten wir nur für den Export und bitten deshalb von Anfragen abzusehen. Hoffentlich ist die Zeit nicht mehr fern, wo wir Ihren Bedarf wieder decken können.
TRIX Vereingte Spielwaren- Fabriken - Nürnberg N"
Der Text ist unterlegt mit der Nachtaufnahme der 01 020 vor dem Anhalter Bahnhof, die bereits die Titelseiten des Handbuchs 1:90 und des Kataloges 1937 zierte, sowie einem Fachwerksgerüst, das wohl den Bezug zum Metallbaukasten herstellen sollte.
Der erste TRIX EXPRESS-Katalog nach dem Krieg ist mit 1949 datiert, er ist allgemein bekannt.
Eine interessante TRIX EXPRESS-Wagenvariante aus der Nachkriegszeit ist hier zu sehen: Der Nachkriegs-Bretterwagen 20/69. eine besondere Rarität. Dieser Wagen war in keinem Nachkriegskatalog abgebildet; es wurden auch keine anderen Güterwagen mit kurzem Fahrgestell in Nachkriegskatalogen angeboten. Lediglich für den Langholz-Drehschemelwagen wurde das kurze Fahrgestell noch bis 1959 produziert. Hier ist nun dieser kurze Güterwagen, der eigentlich zur Vorkriegsserie gehört, mit den langen Nachkriegspuffern und der grauen Nachkriegskupplung in einem Karton vom Februar 1949. Eine Verlegenheitslösung, um die Händler mit etwas beliefern zu können oder das Verarbeiten von Restbeständen?
Zum Thema Kibri ist anzumerken, dass es einen Katalog in englischer Sprache aus dem Jahr 1948 gegeben haben soll, den aber bislang kein Sammlerkollege sehen konnte. Aus dem Jahr 1949 stammt der erste allgemein bekannte Kibri-Katalog.
Dieter, ist eigentlich in Trix-Kreisen die Diskrepanz geklärt, zwischen der Bildanzeige bei Matthewsman und der Aussage von Zschaler zu den Bombenschäden im gelben Tümmler-Buch, bezüglich der Lieferfähigkeit? Aber dort sind ja noch weitere Dinge geschrieben, die ganz anders bei Matthewsmann zu lesen sind oder von ihm weitergegeben worden sind: So hatte ja auch Matthewsman die Aussage von Frau Lilli Sommer, geb. Bing, dass die Bezeichnung TRIX von der Dreilochung abstammt und nicht etwa vom Gartenschlauch oder Zigarren...Woher Hans Zschaler diese Story hat, ist mir bekannt. Der Herr Insam soll ja ein netter Witzbold gewesen sein -und sein Vermieter auch. Diesen Herrn habe ich mal auf einem Treffen kennengelernt und gut zugehört. Dann ist da noch die Sache mit der Göring-Bahn, die ja auch etwas anders gewesen ist. Aber auch das wusste Matthewsman und andere Leute auch. Egal, mich interessiert derzeit aber schon die Sache mit der Trix-Anzeige aus 1947 -1947! Schöne Grüße nach Berlin Botho
Du sprichst da Dokumente und Einschätzungen an, die im Widerspruch zueinander und zu Beobachtungen von Zeitzeugen stehen.
Der erste Nachkriegs-TED zeigt Ruinen-Bilder und spricht von einem zerstörten TRIX-Werk. Tatsächlich waren die Produktionsstätten aber im Krieg nach Spalt ausgelagert, um dort Rüstungsgüter produzieren zu können. Bekannt ist, dass das TRIX-Verwaltungsgebäude im Krieg zerstört wurde; das alte TRIX-Produktionsgebäude in der Nürnberger Innenstadt blieb aber weitgehend unbeschädigt. Da muss man sich fragen, welche Botschaft transportiert werden sollte und was damit bezweckt werden sollte.
Zur TRIX-Anzeige aus dem Jahr 1947 ist zu beachten, dass neben den Vorgaben der alliierten Besatzungsverwaltung auch noch die Rückgabe- bzw. Ausgleichssforderungen der Erben der 1938 aus Deutschland vertriebenen Alteigentümer im Raume standen.
"Die Erben der ehemaligen jüdischen Eigentümer (Hermann Georg Oppenheim, Franz Bing und Lilly Sommer, geb. Bing) strengten am 8. Juli 1948 über den Rechtsanwalt Dr. Georg Wurzer, Nürnberg, Wiedergutmachung und Rückerstattung des 1938 arisierten Firmenvermögens an. Mit Niederschrift vom 4. Mai 1949 wurde ein Vergleich zwischen den alten und neuen Eigentümern vor dem Bayer. Landesamt für Wiedergutmachung vereinbart."
Auf TRIXSTADT werden wir diese Dinge weiter zusammentragen und diskutieren, der Anfang ist ja bereits gemacht.
Dieter, genau, das ist es! Das Verwaltungsgebäude wurde zerstört. Die Fabrikationsanlagen blieben erhalten -warum aber stieg dann Trix so spät wieder in die Fertigung ein? Ich könnte mir vorstellen, dass das etwas mit der Rückführung des Eigentums zu tun hat -kaufmännisch richtig wäre das dann allerdings nicht gewesen. Dann ist da die Sache mit dem Namen TRIX -dazu können wir mal telefonieren oder uns über PN austauschen, bezüglich der Quelle des Missverständnisses im gelben Trix-Buch. Ich hatte vor langer Zeit einige Gespräche in Nürnberg mit Insams Vermieter -selbst Sammler, natürlich- und da kam einiges auf den Tisch. So auch die hier angesprochene Frage mit dem Namen. Weiter die Sache im gleichen Buch mit der angeblich aus Voelkschem "Privatbesitz" stammenden Anlage für Hermann Göring: Vergrößere mal das Bild auf Seite 49 -interessanter Zug! Übrigens beschenkten alle Firmen gerne Göring -und hatten davon auch einen Nutzen: bekannt ist das von Märklin, Trix, Lineol, Hausser oder Tippco und weiteren. Ich habe zu den Göring-Anlagen viel Material und auch schon einiges publiziert aber nicht alles. Das kommt noch. Göring spielte gern und auch seine Tochter Edda wurde entsprechend von der deutschen Puppenindustrie ausgestattet. Man findet viele Bilder dazu in der Literatur rund um Göring und Carinhall. Schöne Grüße aus Berlin
Nö, Dieter, ich sitze die ganze Woche im Büro. Berge von Papier vor mir und dann noch die Emails, Telefon und Fax... Aber das Hobby dient zur Aufmunterung zwischendurch. Schau' dir mal www.kartmesse.de an und weißt, was hier los ist. Das Wochenende 29./30. Oktober -wir wollten gern kommen- hat man mir jetzt doch mit einem Motorsporttermin vernagelt. Ich melde mich in dieser Woche telefonisch bei Dir. Schöne Grüße in die Hauptstadt Botho
In die Lücke von Trix sprangen die berliner Firmen Technikus Express und Herr mit Nachbauten von Trix zumindest die Waggons können ihre herkunft nicht verleugnen.
die eingangs gezeigte Anzeige dürfte im Jahre 1948 (nicht 1947) erschienen sein.
Märklin wendet sich über das Branchenblatt "Spielzeug - Lade" (vormals Deutsche Spielwaren - Zeitung) im September 1946 an die deutschen Händler. Das Werk hat den Krieg unbeschadet überstanden. Es läßt sich noch nicht sagen, ob bereits zu Weihnachten 1946 eine bescheidene Zuteilung möglich sein wird. Reparaturen werden wieder angenommen. (Spielzeug - Lade 3/1946 / Verlag Meisenbach & Co. / Bamberg/S. 48)
Die Zeitzeugen- Aussage einer im Spielwarenhandel beschäftigten Person bezüglich einer Lieferung von spritzlackierten 00 - Gleisen an den deutschen Handel vor Weihnachten 1945 könnte sich möglicherweise auf 1946 beziehen.
Der Bestellschein von Märklins Weihnachtszuteilung 1948 ist erst kürzlich aufgefunden worden. Auch nach der Währungsreform war nur ein Teil der Artikel des Kataloges D 47 tatsächlich schon lieferbar.
Der Märklin Katalog D 49 ist auch auf Nachfrage nicht in die Ostzone verschickt worden.
die Deutsche Spielwaren-Zeitung wurde in den 1930er Jahren vom Vogel-Verlag herausgegeben, der ursprünglich in Pössneck ansässig war. Heute hat der Rechtsnachfolger, die Vogel Business Media, ihren Hauptsitz in Würzburg.
Kannst Du mal kurz schildern, wie es sich mit dem Wechsel zur Spielzeug-Lade und dem Standort Bamberg entwickelte?
Meine eben gefundenen Internetquellen sind nicht ganz schlüssig, danach wurde die Deutsche Spielwaren-Zeitung 1944 in Bamberg herausgegeben.
es gab bis weit in den Krieg hinein zwei bedeutende Fachzeitschriften im Reich, einmal den "Wegweiser für Spielzeug Korbwaren und Kinderwagen" aus Pössneck (Thüringen) und die "Deutsche Spielwaren Zeitung" aus Bamberg.
Die letzte (mir bekannte) Ausgabe des "Wegweiser" ist das 2. Februarheft 1943.
Aus dem März 1943 stammt die letzte Ausgabe der "Deutschen Spielwaren Zeitung".
Unter dem Druck der Ereignisse brachte der "Gemeinschaftsverlag "Wegweiser / Deutsche Spielwaren-Zeitung"" mit Sitz in Pössneck dann die Zeitschrift "das Spielzeug" heraus, die alle zwei Monate erschien. Die erste Ausgabe stammt aus dem April/Mai 1943.
Mit dem 30.09.1944 stellte der Verlag das Erscheinen von "das Spielzeug" ein. Die letzte Ausgabe war die Nummer 9/10 1944.
Am 05.06.1946 erschien das erste Heft der "Spielzeug-Lade" "Bisher: Deutsche Spielwaren-Zeitung" in Bamberg.
Die letzte Nummer unter diesem Titel war die Nummer 9/1948 vom Dezember 1948.
Seit Januar 1949 heißt die Zeitschrift erneut "das Spielzeug".
Die "Spielzeug-Lade" enthielt bis zur Ausgabe 1/1947 (Januar 1947) Bezugsbedingen für die russische Zone.
herzlichen Dank. Ich hatte gestern einen Quellenhinweis vom Juli/August 1944 gefunden, wonach die Deutsche Spielwaren-Zeitung in Bamberg herausgegeben wurde.
die unter # 39 beschriebene Linie bezieht sich auf das Reich ("Inlands-Zeitschrift"). Diese erschien wie gesagt in Pössneck.
Die Regelung von 1943 sah vor, dass es für die Branche für die Dauer des Krieges nur noch eine Zeitschrift für das Inland und eine für das Ausland geben soll.
Die "Deutsche Spielwaren-Zeitung Puppe und Spielzeug" des Bamberger Gemeinschafts- Verlages "Export-Fachblatt: Deutsche Spielwaren-Zeitung / Puppe und Spielzeug" gelangte ausschließlich an ausländische Empfänger.
Im vorletzten Kriegsjahr 1944 wurde in Deutschland eine eigene Zeitschrift für den Spielzeug-Export herausgegeben.
Das stützt die Beobachtungen von Botho, wonach noch bis Anfang 1945 Spielwaren für den Export produziert wurde, obwohl die Inlandskäufer schon lange nichts mehr bekamen.
Guten Tag, Bodo, die Lage um die Spielzeugfertigung in den letzten Kriegsjahren war keineswegs eindeutig. Es gab viel Wenn und Aber. Und es gab sogar durchgängig Produktionen bis zum Kriegsende -nicht nur bei Lehmann. Daten, Gesetzte und Verordnungen, Namen und Zahlen dazu findest Du in meinem Bericht "Spielzeugfertigung im Zweiten Weltkrieg", in Heft 3/Mai 2005 der Zeitschrift "Altes Spielzeug", sowie (mit einigen Ergänzungen) in "FIGUREN MAGAZIN, Heft 3/2010. Freundliche Grüße aus Hessen an die Küste Botho