01.12.+ 02.12.2024 Tag der Modellbahn im Binnenschifffahrtsmuseum in Duisburg - Ruhrort

Buchtipp "Auf neuen Gleisen"

#1 von telefonbahner , 14.06.2024 17:07

Hallo zusammen,
wer in den kommenden Balltreterwochen der Flimmerkiste eine Pause gönnen und lieber etwas aus der jüngeren Geschichte der Bahn in Deutschland lesen möchte dem empfehle ich dieses Büchlein.





Lesenswert und voller Hintergrundinfos die mir (!) so noch nicht bekannt waren.
Nur als Tipp, muss ja nicht jedem passen.

Gruß Gerd + Ede aus Dresden


 
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RE: Buchtipp "Auf neuen Gleisen"

#2 von Eisenbahn-Manufaktur , 14.06.2024 17:19

Hallo Ede, hallo Gerd, danke für den Tipp! Wird besorgt!


Man nehme ein Stück Blech, und schneide alles weg, was nicht nach Lokomotive aussieht.

Klaus


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RE: Buchtipp "Auf neuen Gleisen"

#3 von sulka , 14.06.2024 18:32

Hallo Gerd,

eine schöne & leider auch beschissene Zeit. Das kingt sehr interessant.
Um die Jahrtausendwende herum war ich ein paar Mal beruflich beim ehemaligen VEB Taxi in Magdeburg, der residierte direkt im Hafen. Auch wenn es recht bald absehbar wurde, daß wir nicht ins Geschäft kommen würden besuchte ich den Geschäftsführer des Nachfolgebetriebes noch mehrere Male. Ich mochte seine Art und die Geschichten die er mir erzählte, das war spannend. Im großen Hafen herrschte überwiegend Lethargie und Stillstand zwischen den schönen alten Gebäuden. In einer Ecke stand eine ganze Reihe abgehalfteter Goldbroiler die hier früher sicher jede Menge Arbeit auf den ausgedehnten Bahnanlagen fanden. Ich dachte mir nur "Danke Treuhand, habt ihr sauber abgewickelt". Jeder blamiert sich so gut er kann.

grüße klaus


 
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RE: Buchtipp "Auf neuen Gleisen"

#4 von metallmania , 14.06.2024 19:00

Hallo Eisenbahnliebhaber,

Nur am Rande meine (unsere) Info damals:

Die DR hat auf einem Viertel des Streckennetzes der damaligen DB das Vierfache an Personal wie die DB.
Weil technische Rationalisierungen bei Schranken oder Stellwerken z. B. noch lange nicht den Weststandard hatten.
Und die DB hat ja gnadenlos stillgelegt wg. fehlenden Bedarfs oder?


Gruß
Werner

Märklin Anlage # 10 aus Heft 0330, Gleisplan neu interpretiert


 
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RE: Buchtipp "Auf neuen Gleisen"

#5 von sulka , 14.06.2024 20:25

Hallo Werner,

Störfaktor Mensch. Wie meinte doch Hr Mehdorn. Die Menschen wollen zuhause auf die Toilette, also sperren wir die zu. Und ab 500? km ist das Flugzeug eh besser. Nicht wirklich ein Vorwurf gegen ihn persönlich, er setzte die gegebenen Vorgaben nur recht konsequent um.

grüße klaus


 
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RE: Buchtipp "Auf neuen Gleisen"

#6 von telefonbahner , 14.06.2024 22:19

Hallo Werner,
du schreibst ja sehr richtig damals.
Das waren genau diese Meldungen die man brauchte um so manche Mauschelei zu vertuschen.

Zitat von metallmania im Beitrag #4


Nur am Rande meine (unsere) Info damals:
Die DR hat auf einem Viertel des Streckennetzes der damaligen DB das Vierfache an Personal wie die DB.




Bei der DR kam aber auch nicht ein Heer von Arbeitssklaven aus schlechter bezahlten Subunternehmen die den Winterdienst oder das ausleeren der Papierkörbe erledigt haben.
Auch dieses hier gabs schon zu DR Zeiten und hat es sogar bis in die heutige Zeit geschafft.
https://www.bahnbaugruppe.de/bahnbaugrup...ruecken-5294724
Auch für den sicheren Betriebsdienst war es sicher ganz nützlich wenn an der Strecke mal ein Schrankenposten, Blockwärter oder Fahrdienstleiter in einen kleinerem Durchgangsbahnhof die Zugbeobachtung bei durchfahrenden Zügen übernommen haben bevor ein Zug unbeachtet kilometerlang einen defekten oder entgleisten Wagen über die Gleise schleppt.
Lies mal das Buch und du wirst zu der Erkenntnis kommen das da viel "Vera...e" dabei war bei den ganzen Meldungen und Analysen.

Gruß Gerd aus Dresden


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RE: Buchtipp "Auf neuen Gleisen"

#7 von BahnhofVollrathsruhe , 15.06.2024 13:40

Zitat von metallmania im Beitrag #4
Hallo Eisenbahnliebhaber,

Nur am Rande meine (unsere) Info damals:

Die DR hat auf einem Viertel des Streckennetzes der damaligen DB das Vierfache an Personal wie die DB.
Weil technische Rationalisierungen bei Schranken oder Stellwerken z. B. noch lange nicht den Weststandard hatten.
Und die DB hat ja gnadenlos stillgelegt wg. fehlenden Bedarfs oder?


Hallo Werner,

für eine größere Verkehrsleistung braucht man mehr Eisenbahner, ganz einfach.
Was den "Weststand" betrifft, war ich nach der Wende sehr überrascht, wieviele mechanische Stellwerke, Schrankenposten usw. es auf DB Gebiet gibt. Bei meinem Lehrgang zum Fahrdienstleiter für Bundesbahngebiet kam ich mit einem leitenden Kollegen der NM (Nachrichtenmeisterei = IWSFB, alt SFM - also Instandhaltung Stellwerke) ins Gespräch, der beklagte, dass es große Lieferschwierigkeiten für Ersatzteile an Blocktechnik für mechanische Stellwerke gibt. Ich erzählte ihm, dass in Polen noch immer produziert wird, da man die deutschen Stellwerke dort einfach weiter produziert hat. Er horchte auf. Ein paar Monate später trafen wir zufällig wiederzusammen und er berichtete, dass man über den Weg DR zur PKP fand und dort Ersatzteile ordern konnte. Er war erstaunt!

Den Zustand der alten Bundesbahn war auch schlimm, wenn auch auf eine andere Art: Personalmangel, Personalmangel, Personalmangel ohne Ende. Egal ob Fahrdienstleiter, Rangierer, Zugbegleiter, Lokführer, Werkstatt --überall keine Leute und Berge von Überstunden und das trotz Verkehrsrückgang. Rückstau an Instandhaltung bei den Lokomotiven. Wenn ich anguckt habe, wie die Kornwestheimer 150 fertig waren, 103, die im IC Dienst nur noch mit 5 intakten Fahrmotoren auf die Reise geschickt wurden und wann welche nur noch 160 fahren durften, weil mit 4 Fahrmotoren die E-Bremse nicht mehr zulässig war usw.
Und dann dieses Dauergemotze von 20% der Kollegen mit Dauerunzufriedenheit und deren Arroganz gegen alles, was aus dem Osten kam, egal ob Mensch oder Material. Man hätte denen anstatt einer 243, auch eine schwedische Rc Lok hinstellen können, die hätten auch gemotzt. In der Kantine Stuttgart Hbf gab es ja so gewisse Tische... Ein befreundeter Lokführer (alt DB) und ich saßen beim Essen zusammen: Kam ein weiterer Lokführer (auch alt DB) dazu, der gerade Feierabend hatte und fluchte über die "Scheißlok aus der Zone". Ich konnte ja als "Nichtlokführer" nichts betragen, aber der befreundet Kollege fragte, welche Probleme er habe. Rauskam, dass der Fluchende die ganze Zeit mit der Hilfssteuerung gefahren ist... Er fragte, ob er lieber bei 35 Grad 110 mit offenen Türen oder lieber mit einer Lok mit verstellbaren Sitz und Klimanlage und Thermofach für das Kalthalten der Sprudelflasche fahren will. Ruhe war beim anderen.

Ein anderer Kollege (Zugführer) regte sich auf, dass er bei den "Ostwagen" (umgebaute Bmh auf By) je Wagen zwei Türen beim Durchgehen pro Wagen mehr betätigen müsse, als bei den Silberlingen und der Personalrat dringend da was machen müsse...

Wenn man diese Arbeitsweise dann in die höheren Ebenen hochpotenzierte, wundern einem manche Entscheidungen gar nicht mehr und noch weniger, dass viele tüchtige Kollegen (Ost wie West) dann in den 2000ern zu den neugegründeten Privatbahnen abwanderten und sehr schnelle Aufstiege hinlegten. Daher hat auch die DB heute wieder was, Personalmangel. Was dort an Strategen, gerade im Personalbereich (Einstellung) rumläuft, was das für ein Umgang ist, man kann nur drüber lachen oder eigentlich heulen.

So nun höre ich auf, ich könnte noch reihenweise Geschichten erzählen, die ich so als damals junger, aber aufrecht kommender Eisenbahner "aus dem Osten" im Raum Stuttgart erlebt habe. Aber nochmehr denken ich an die vielen guten Kollegen zurück, die sich für die dazugekommenen Gebiete und deren Eisenbahn brennend interessierten und immer berichteten, dass sie über Jerichow nach Sandau (Elbe), auf der Rübelandbahn, der Kyffhäuserstrecke und sonstwo gefahren sind und mal auf der 118 (V180) oder den Taigatrommeln oder den 131 und 132 bei den DR Kollegen mitgefahren (oder auch mal selber) sind.

Viele Grüße



Ich bin immer auf der Suche nach "abgeratzten" Schicht Eilzug-, Reko- und Y-Wagen zum Basteln! Gern PN!


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RE: Buchtipp "Auf neuen Gleisen"

#8 von metallmania , 15.06.2024 13:49

Hallo an alle,

ich sags mal andersrum. Die DB-West war schon kaputt gespart mit einem Beamtenanteil von ca. 50%, während die DR-Ost mit den in DM gezahlten Löhnen schlicht zu teuer für den Eigner = Bund war. Also privatisieren auf Teufel komm raus ab 1994 mit dem bekannten Ergebnis.
Wegen fehlender Investitionen seitens des Staates hat sich gegen vor 1990 und heute nix geändert. M.M.


Gruß
Werner

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RE: Buchtipp "Auf neuen Gleisen"

#9 von BahnhofVollrathsruhe , 15.06.2024 13:51

Zitat von sulka im Beitrag #5
Hallo Werner,

Störfaktor Mensch. Wie meinte doch Hr Mehdorn. Die Menschen wollen zuhause auf die Toilette, also sperren wir die zu. Und ab 500? km ist das Flugzeug eh besser. Nicht wirklich ein Vorwurf gegen ihn persönlich, er setzte die gegebenen Vorgaben nur recht konsequent um.

grüße klaus


Deswegen haben es die Slowenen nach seinem Abgang auch nach einem Monat wieder "entsorgt".



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RE: Buchtipp "Auf neuen Gleisen"

#10 von BahnhofVollrathsruhe , 15.06.2024 13:52

Zitat von metallmania im Beitrag #8
Hallo an alle,

ich sags mal andersrum. Die DB-West war schon kaputt gespart mit einem Beamtenanteil von ca. 50%, während die DR-Ost mit den in DM gezahlten Löhnen schlicht zu teuer für den Eigner = Bund war. Also privatisieren auf Teufel komm raus ab 1994 mit dem bekannten Ergebnis.
Wegen fehlender Investitionen seitens des Staates hat sich gegen vor 1990 und heute nix geändert. M.M.


Das trifft es bei vielen Punkten.



Ich bin immer auf der Suche nach "abgeratzten" Schicht Eilzug-, Reko- und Y-Wagen zum Basteln! Gern PN!


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RE: Buchtipp "Auf neuen Gleisen"

#11 von sulka , 15.06.2024 15:47

Moin Kollegen,

müßte um die Jahrtausendwende gewesen sein, da bin ich mal ins Bw Ffm1 "eingedrungen", leider ohne Kamera. Ich traf dort auf einen sehr netten Mitarbeiter der Werkstatt den ich fragte ob ich mal in den Schuppen spitzen dürfe. "Wenn es sie interessiert kann ich ihnen ein paar Sachen zeigen". Ha! Sehr interessant, zwichen den Antriebsachesen der 110er durch. Hinter dem Schuppen standen ein paar DR Konstruktionen, nachgebaute 112er. "Wollen se mal auf ne Ostlok?" Ja klar. Auf dem Führersatnd fing er an zu schwärmen "das sind richtige Loks, ein anständiger Arbeitsplatz, es gibt sogar ein Waschbecken hier ... Der Mann war begeistetr von den neuen Maschinen und ich konnte das nachvollziehen.

In der selben Zeit war ich auch als Gewerbevertreter des Taxigewerbes einmal in der Hauptverwaltung mit einer kleinen bundesweiten Delegation. Mission war "Treintaxi" wie es in den Niederlanden gefahren wurde. Eine sinnvolle Verknüpfung zweier Verkehrsträger zu einem tollen Angebot für den Kunden, Alternative zum Individualverkehr. Man soll ja Menschen nicht nach ihre Äußeren bewerten, Gang und gebe in meiner Branche. Als fachlicher Gesprächpartner empfing uns ein schnelles Mädchen im knappen Business Kostüm, die, wie sich in der Folge zeigte, nicht die geringste Ahnung von irgendetwas hatte, vieleicht noch von Make up. "Taxi - das sind doch die Autos mit dem gelben Schild auf dem Dach ...?" Unsere kleine Gruppe war nicht eine etwa eine Truppe von angeschwitzten Hosenträgern mit ne Kutscherkappe auffem Kopp. Ich war mit dem Bundesvordstand des Deutschen Taxigewerbes angetreten. Das ganze ging aus wie das Hornberger Schießen. Ein bischen Rauch um garnix. Wir hatten beim gehen das Gefühl daß man froh war uns Deppen wieder los zu sein. Taxi das sind doch die Deko Fahrzeuge vor dem Bahnhof ... Nachgekommen ist Null, weitere Penetration der Bahn sinnlos.
In jener Zeit war das treintaxi sehr gut am Laufen bei den Nachbarn, man hätte sich gemeinsam davon eine Scheibe abschneiden können. Eine durchgehende, komfortable Beförderungskette aus einer gemeinsamen Hand, kundenfreundlich angeboten und umgesetzt.
Heute fahren wir viel für die Eisenbahnen. DB oder Privat Lokführer überwiegend aus dem G-Verkehr, lokal oder durch die halbe Republik. Würzburg-Heilbronn-Stuttgart, eine Katastrophenregion. Durch den Taktverkehr bleiben sehr oft auch größere Gruppen an Reisenden in Würzburg hängen, also machen das unsere Autos. Wir sind das Trostpflaster für die Unzugänglichkeiten des Fernverkehrs. GO-Ahead .... Um 21 uhr kommt die Kostenübernahme für die Abholung eines Lokführers in Helbronn Hbf um 22:15. Ich ruge den Disponenten dort an, 1:15 für die 105 km plus Stadtverkehr ist sportlich, kann klappen, muß nicht. Habt ihr keinen Partner vor Ort. Nein. Na, dann ... Durch die Übernahe des englischen Ladens durch die ÖBB erwarteten wir einen Rückgang dieser Fahrten, wir bringen mehrmals am Tag Lokführer zu ihren Zügen nach Heilbronn, Ansbach, Lauda oder holen sie dort ab. Die können gar nicht soviele Tickets verkaufen wie sie für den Transport ihrer Lokführer an Taxikosten vermurksen. Klar unser Geschäft, aber ÖPV sollte anders gehen.
Das ist unsäglich, von den ganzen Unzulänglichkeiten im die ich als langjähriger ÖPNV Nutzer (51 Tarif-Km einfach) erlebt habe will ich nicht anfangen, das ist Alltagsgewohnheit. Nach 7 Jahren mit Bahn und zum Glück Rennrad dabei (für die diversen Zugausfälle und SEV) mit welchem ich ab und an die Lücken in Richtung Bett schließen konnte, einigen Wochen großen Überlegens, habe ich mir wieder ein Auto angeschafft und fahre damit heut zur Arbeit. Kostet mich mehr und läßt in der Natur mehr Dreck zurück. Verkehrswende ! ;-))
Platt gesprochen: sollen weniger Mitarbeiter effektiver(?) arbeiten, auch mehr verdienen damit sie mehr Abgaben in die Arbeitslosenversicherung abführen können um die einfachen Leute die ihre simpleren Arbeitsplätze verloren haben auch mit durchfüttern zu können. Volkswirtschaft ... hat man auch im Westen gelernt & studiert.
Heute beobachte ich das nur noch wie nicht nur die Bahn auch der gaze Rest dieser globalisierten Wirtschaftsmaschine langsam, immer schneller gegen die bekannte Wand läuft. Enttäuschung ist das allgegenwärtige Wort daß die Runde macht. Den Schuß scheint noch keiner gehört zu haben in einer Welt in der man keine Lebensmittelpreise kennt da man eh jeden tag am Buffett abgefüttert wird.

so genug ;-)
klaus


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RE: Buchtipp "Auf neuen Gleisen"

#12 von AchssenkeDB , 15.06.2024 17:46

Hallo, der Verlag "neues Berlin " gehört meinens Wissen zur sog. Eulenspiegel-Gruppe" und damit zur "SED" - die sich nunmehr "Die Linke" nennt.
Also ein Marktplatz für eher "Alt-DDR-Funktionäre " und Leute, die der alten DDR- nachtrauerten und dies noch immer tun.
Klar: "Bei uns wor ooch nich alles schleschd!". Dafür aber bei uns in der "BähäRDäh" - wir konnten nach der Wende im Umgang mit diesen Herren nicht genug falsch machen.
Dort haben auch schon Modrow und ähnliche DDR-Größen ihre Memoieren publiziert.
Westliche Kritiker der Wendezeit werden natürlich besonders gerne bevorzugt und gedruckt.
Fotos und Aussagen vieler betroffener DDR-Bürger nach der Wende sprechen eine andere Sprache vom damaligen Zustand dieses Teils unseres Vaterlandes.
Trotzdem: Für den politisch Interessierten sind solche Bücher immer interessant zu lesen, besonders zwischen den Zeilen - ich tue dies auch.
"Gut Ding muß Weile haben !" - das gilt auch für die Zeit nach der Wiedervereinigung. Wenn man aber heute durch die neuen Bundesländer fährt und die alte DDR auch noch öfters bereist hatte, so kann man doch wohl zufrieden sein und sagen: "Das haben wir gemeinsam geschafft, Ossis und Wessis, da können wir ruhig auch mal stolz darauf sein...!"


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RE: Buchtipp "Auf neuen Gleisen"

#13 von sulka , 15.06.2024 18:08

Danke für diese Hintergrundinformationen.
Es gibt immer unterschiedliche Perspektiven. Gut wenn man willens ist die Dinge an von beiden Seiten zu betrachten und es die Möglichkeiten dazu gibt.
Ich bin regelmäßig erschüttert was "intelligente" Menschen so zustande bringen und als der Weisheit letzter Schluß verkaufen wollen und wohl auch können.
Einer sagte damals, Leute laßt uns das langsam und behutsam angehen, der wurde als Vaterlandsverräter abgestempelt. Birne wollte auf dem schnellsten Weg in die Geschichtsbücher.
Blühende Landschaften, klar. Fähnchen Autohändler mit ausbetonierten Westschrottautos. Die Gier ist unerträglich. Das ging immer so weiter, Pardon, das ist eine Schande. "Dunkeldeutschland" war ein gerne verwendeter Begriff, den ich nur mit "Arschlxxx" quittieren konnte. "Hochmut kommt vor dem Fall."
Ich bin im Westen ohne Ostkontakte aufgewachsen, in der Schule und im echten Leben war die Landkarte keine 100km östlich von uns zuende. Im Geschichtsunterricht am Gymnasium ging es jahrelang um Sachen wie "333 Issus große Keilerei". Klar von der jüngeren deutschen Geschichte hatten manche Lehrkräfte noch ihren Dreck am Stecken, also lieber nicht drüber reden ehe unbequeme Fragen kommen. Dann lieber ganz unverfänglich mit den ollen Griechen.

grüße klaus


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RE: Buchtipp "Auf neuen Gleisen"

#14 von M-Nostalgiker , 15.06.2024 20:07

Hab mir das Buch bestellt,
Danke für den Tip Gerd


Gruss, Serge 😀

die 60er waren schön !

Spass an meinen Foddos ? Meine Bilder haben kein © 😀


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RE: Buchtipp "Auf neuen Gleisen"

#15 von telefonbahner , 15.06.2024 20:16

Hallo zusammen,
ich hab extra noch mal nachgeschaut das ich die nachfolgenden Sätze beim erstellen des Beitrages nicht vergessen habe.

Zitat von telefonbahner im Beitrag #1


Lesenswert und voller Hintergrundinfos die mir (!) so noch nicht bekannt waren.
Nur als Tipp, muss ja nicht jedem passen.

Gruß Gerd + Ede aus Dresden



Das nun wieder ein DDR-Erklärer mit seiner Sicht auf die Dinge um die Ecke kommt und eine hier im Forum nicht gewünschte Diskussion anzetteln will hatte ich fast befürchtet aber das muss man einfach ertragen, wegstecken und fertig.

Denen die sich für das Buch entschieden haben wünsche ich eine schöne Lesezeit und ein paar neue Blickwinkel auf die nicht für alle ganz so tolle Zeit.

Gruß Gerd aus Dresden
Noch eine Ergänzung.
Sachliche, nachvollziehbare Ergänzungen sind von mir gern gelesen da für mich die Welt hinter Eisenach zu Ende war und ich mich ganz vorsichtig auf fremdes Terrain vorarbeiten musste. Das FAM hat da auch sehr geholfen da es meist sehr sachlich zuging.

Gruß Gerd


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RE: Buchtipp "Auf neuen Gleisen"

#16 von sulka , 15.06.2024 20:45

Zitat von telefonbahner im Beitrag #15
Das nun wieder ein DDR-Erklärer mit seiner Sicht auf die Dinge um die Ecke kommt und eine hier im Forum nicht gewünschte Diskussion anzetteln will hatte ich fast befürchtet aber das muss man einfach ertragen, wegstecken und fertig.

Hallo Gerd,

falls du mich damit meinst. Entschuldigung, nein, ich will keine Diskussion anzetteln und ich kann auch nichts erklären von dem ich vermutlich kaum eine Ahnung habe. Nichts weniger als daß ich keine Ahnung habe möchte ich damit dokumentieren, ebenso wie ich wirklich neugierig bin und ein gewisses Bedürfnis habe Menschen zu verstehen um wenigstens was mich anbelangt noch etwas dazu zu lernen und einzubringen.

grüße klaus


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RE: Buchtipp "Auf neuen Gleisen"

#17 von telefonbahner , 15.06.2024 20:55

Hallo Klaus,
dein Beitrag zählt zu den sachlichen Ergänzungen da sie nachvollziehbar und von mir teilweise in ähnlicher Form erlebt.
Also keine Sorge. das passt schon!

Gruß Gerd aus DD


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RE: Buchtipp "Auf neuen Gleisen"

#18 von sulka , 15.06.2024 21:05

Danke Gerd,

dann bin ich beruhigt ;-)

grüße klaus


 
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RE: Buchtipp "Auf neuen Gleisen"

#19 von sulka , 15.06.2024 21:43

Zitat von AchssenkeDB im Beitrag #12
"Gut Ding muß Weile haben !" - das gilt auch für die Zeit nach der Wiedervereinigung. Wenn man aber heute durch die neuen Bundesländer fährt und die alte DDR auch noch öfters bereist hatte, so kann man doch wohl zufrieden sein und sagen: "Das haben wir gemeinsam geschafft, Ossis und Wessis, da können wir ruhig auch mal stolz darauf sein...!"


Hallo Achssenke,
ich habe meine Bewertung etwas relativiert, da mir der zitierte Absatz etwas unreflektiert durch gerutscht war.
So etwas wie Selbstzufriedenheit oder Stolz stellt sich bei mir da nicht ein.
Mein erster Besuch der "Ostzone" war 1990 eine Taxifahrt von Würzburg nach Suhl. Nach der ehemaligen Grenze lotste mich meine Kundin über eine kürzere Nebenstrecke. Ich habe Bauklötze gestaunt. Irgendwo im Nirgendwo standen wir dann auf einer Pflasterstraße vor einem Bahnübergang bei einem Fachwerkbahnhof und nach einer Weile kam ganz langsam eine Ludmilla angebrummt. Mei, war das schön, wie auf einer Modellbahn dachte ich in meinem "versauten" Hinterkopf. Okay, es war in der Nacht und es gab nur trübe Straßenbeleuchtung. In Suhl ließ ich die Dame an der ersten Platte meines Lebens aussteigen.
Jetzt will ich mich noch etwas über mich selbst lustig machen. Unterwegs fiel mir ein Ortsschild auf " ....roda". Prima dachte ich mir so ein markanter Name, ich war ohne Landkarte unterwegs, den kurzen Rückweg finde ich selber wieder. Nach 20, 30 km bemerkte ich daß in der Gegend praktisch jedes Kaff "Dingsbumseroda" heißt. In meinem gewohnten Revier gab es solche Ortsnamen nicht. Also "alles Scheiße, deine Elli" ich stand irgendwo im Wald und hatte keine Ahnung wie ich nach hause kommen sollte, Leute waren auch keine auf der Straße, es war schon weit nach Mitternacht. Dann fiel mir ein, daß in Würzburg am zentralen Kreisverkehr schon seit den Tagen des Eisernen Vorhangs ein Schild hing "Meiningen 100 km". Daraus schloß ich, daß es dazu doch eigentlich ein Gegenstück im Meiningen geben sollte "Würzburg 100 km". Also bin ich blindlings weiter gefahren bis ich eine Ausschilderung nach Meiningen fand. Und tatsächlich gab es diesen Wegweiser in Meiningen "Würzburg 100 km". Ich war gerettet.
Über die Wirtschaftlichkeit dieser Fahrt nachzudenken war sinnfrei, ich hatte Massen an Leer-Km verfahren um wieder eine Orientierung zu finde. Aber es war eine der eindrucksvollsten Touren die ich je gefahren habe. Die Unterhaltung mit der Kundin auf dem spannenden Weg zurück in ihren Heimatort, die Gegend, die Straßen, die Ludmilla, die grauen Platten im nächtlichen Lampenschein. Das ist 34 Jahre her und irgendwie zehre ich immer wieder davon, das war jeden verblödelten Km wert.
Später, bei Tageslicht habe ich auch anderes gesehen und mich bei mancher Neuerung gefragt ob es wirklich das ist was sich die Menschen wünschen, das ist ja noch schlimmer als bei uns ...
Also stolz und zufrieden bin ich auf anderes.

grüße klaus
ps sorry für meine Ausschweifungen, bin halt 'ne Laberbacke ;-))
pps. ich habs noch nicht getan, aber das Buch ordere ich mir


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RE: Buchtipp "Auf neuen Gleisen"

#20 von AchssenkeDB , 16.06.2024 10:41

Hallo Klaus,
meine prägende Reise war Sommer 1973 über Gutenfürst mit dem Nachtzug nach Dresden - in eine andere Welt, in eine Art "Vorkriegsdeutschland" , Braunkohle und Dampfloks, Dienstgebäude der Kgl. Sächs.Staatsbahn mit ablätterndem Putz. Aber die Uniformen der vielen Uniformierten wirkten eben - typisch "deutsch".
Und deren Träger taten ungeheuer wichtig - auch eben typisch "deutsch".
Lief man abends in den Vorstädten umher, so tauchte man in die Welt der Omas und Opas ein - "Kaiserreich verrottet".....


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RE: Buchtipp "Auf neuen Gleisen"

#21 von telefonbahner , 16.06.2024 17:34

So unterschiedlich sind Ansichten uns Erfahrungen.

Zitat von AchssenkeDB im Beitrag #20

Lief man abends in den Vorstädten umher, so tauchte man in die Welt der Omas und Opas ein - "Kaiserreich verrottet".....


Da konnte man abends noch in den Vorstädten umher gehen was ich mir heute nicht mehr trauen würde.

Auch fand ich Omas und Opas Welt ganz in Ordnung im Gegensatz zu dem was man heute erleben muss falls man sich noch traut umherzugehen.

Soviel zu deinem Beitrag von einem der schon immer in der Vorstadt (mit einer 5jährigen Phase am Rande eines Dorfes) gewohnt hat.

Keine Ahnung was dazu führt aus einem Buchtipp, der keine Pflichtliteratur ist solche Rückschlüsse auf andere Menschen, Gepflogenheiten und Lebensumstände zu verkünden.

Gruß Gerd aus Dresden


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RE: Buchtipp "Auf neuen Gleisen"

#22 von Eisenbahn-Manufaktur , 16.06.2024 17:35

Hallo!

Meine erste Fahrt in die "neuen Bundesländer" führte mich mit einem Freund 1992 von Bonn direkt nach Meiningen ins Dampflok-Ausbesserungswerk.

In Meiningen gab es ein altes, würde sagen "ehrwürdiges" Lokal, mit extrem netter Bedienung. Es ergab sich folgender Dialog:

"Guten Abend, was hätten's denn gerne zu trinken?"

"Wir hätten denn gerne zwei Bier!, Was haben sie denn für welches?"

Und jetzt die Antwort haute mich fast auf den Holzdielenboden: "Wir haben Bitburger!!!"

Uii....

Dann meine Frage, nett formuliert: "Gute Frau, meinen Sie, wir fahren 350 km über Landstraßen mit einem altesschwachen Auto, um dann diese Eifel-Plörre zu trinken? Haben Sie denn hier keine Brauerei?"

Antwort: "Nicht in Meiningen, aber im Nachbarort. Die brauen ein kräftiges, dunkles Bier. Das haben wir auch vom Faß!"

Der Stolz der jungen Dame, als wir freudig das heimische Bier bestellten, war deutlich zu merken. Noch mehr, als es nicht nur bei dem einen Bier blieb.....

Ach ja, vorzüglich gegessen haben wir dort auch noch..


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Klaus


 
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RE: Buchtipp "Auf neuen Gleisen"

#23 von sulka , 16.06.2024 17:53

Zitat von telefonbahner im Beitrag #21
Auch fand ich Omas und Opas Welt ganz in Ordnung


Hallo Gerd und Kollegen,

das geht mir genauso. Nicht etwa daß ich mich als rückwärts orientierten Menschen empfinde, aber es hat sich gezeigt, daß viele bewährte Dinge mit dem Fortschritt einfach entsorgt wurden. Das Alte ist nicht alles gut, ebenso verhält es sich mit dem Neuen. Der Gesellschaft scheint einfach daran zu fehlen aus der Geschichte zu lernen. Heute aus der Vergangenheit für die Zukunft zu lernen und zu handeln. Das ist eigentlich etwas was ich vom intelligenten Homo Sapiens erwarte. Aber ich bin wohl ein Träumer ;-)
Ich bin familiär mit Marokko verbandelt. Als ich dort vor mittlerweile fast 30 Jahren das erste Mal das Haus meiner Schwiegermutter betrat, komplett rückständig, alt & klein, habe ich mich auf Anhieb wohl gefühlt, vieles erinnerte mich an meine Oma, 30 Jahre früher und 3000 km weiter nördlich. Über die Jahre habe ich dann leider erfahren müssen, daß man auch dort die gleichen Fehler begeht wie in Europa, in Sachen Städtebau, Kommerz und Egomanie. Das ist schade.

grüße klaus


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sulka
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zuletzt bearbeitet 16.06.2024 | Top

RE: Buchtipp "Auf neuen Gleisen"

#24 von BahnhofVollrathsruhe , 16.06.2024 18:38

Oh Klaus, Eisenbahnen im Marokko geht auch immer!



Ich bin immer auf der Suche nach "abgeratzten" Schicht Eilzug-, Reko- und Y-Wagen zum Basteln! Gern PN!


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