Hallo Kristian,
natürlich sind diese tollen Reiseliteraturen noch bekannt (auch bei noch nicht zahnlosen). Ich besitze auch noch einige Ausführungen in meinem Fundus. Hinzu kommen einige, die ich in jüngerer Zeit erworben hatte. Der IZB sollte auch nicht verwechselt werden mit dem plumperen Nachfolgemodell "Ihr Fahrplaner".
Zitat von krkier im Beitrag #1
... sowie die Kilometer zwischen den Halten,...
Die Kilometerangaben im Faltblatt sind mit Vorsicht zu genießen. Es handelt sich dabei um die Angabe der Tarifkilometer und nicht der Streckenkilometer. So hatte der damalige IC-Sprinter "Hamburger Clipper" (Köln Hbf - Hamburg-Altona u. zurück) die gleiche Kilometeranzahl wie andere Intercitys dieser Linie, obwohl er durch den entfallenden Halt in Bremen Hbf die sehr viel kürzere Güterumfahrung Bremens nutzte.
Ein Schwank aus meiner Jugend:
Es war nicht erlaubt, das Faltblatt "IZB" aus dem Zug zu mitzunehmen! Das steht auch im Faltblatt drin. Dieses Faltblatt konnte gegen eine Gebühr von 0,20 DM erworben werden. Andernfalls war es Diebstahl. Das haben ein damaliger Schulfreund und ich leidvoll erfahren müssen.
Auf den Gleisen 6 und 7 des Kölner Hauptbahnhofes befanden sich die Intercitys im Korrespondenzhalt in Richtung Süden (Rheinstrecke). In damaliger Zeit hatten wir viele Züge beobachtet und sind in die stehenden Intercityzüge gegangen und hatten uns die Faltblätter herausgeholt. Plötzlich kommt ein Schaffner oder Zugführer eines Intercitys, der auf Gleis 6 stand und packt meinen Schulfreund und hält ihn fest. Er schrie: "Halt, die zwei! Wir brauchen Bahnpolizei, schnell die Bahnpolizei! Die zwei habe ich. Bahnpolizei, wir brauchen die Bahnpolizei!" Durch das Geschrei kamen zwei "Rotkäppchen" aus dem Bahnsteighäuschen (der ganze Bahnsteig mit dem Gewimmel an Leuten war jetzt noch mehr in Bewegung). Ich bin einfach nur hinterhergetrottet, da ich mir keiner Schuld bewusst war.
Kurze Zeit später war auch schon die Bahnpolizei da. Der Schaffner gab den Polizeibeamten seinen Dienstgrad und und erkärte eher panisch und gehetzt den Sachverhalt. "Rotkäppchen" gab es jetzt noch mehr um uns herum. Köln Hbf hatte reichlich von denen auf den Bahnsteigen. Ein "Rotkäppchen" fragte einen anderen: "Watt hann die Jungs denn jemaht?" - "Keine Ahnung." Da kommt ein dritter hinzu und sagt: "Die haben wohl Fahrplanhefte aus dem Zug geholt - der da spricht gerade mit der Schmier." Einer der beiden anderen: "Oh wei, deshalb komm' ich hier angerast. Ich dacht, et wör jett." Die beiden Polizeibeamten zu uns: "Dann kommt mal mit zur Wache."
Auf der Wache mussten wir unsere Rucksäcke öffnen und entleeren. Zwischen Getränken und belegten Broten kamen bei jedem von uns circa ein halbes Dutzend Faltblätter aus verschiedenen Zügen zum Vorschein. Es folgte eine Befragung mit Aufnahme der Personalien. Nach Überprüfung dieser wurde unsere Strafunmündigkeit festgestellt. Ich war in den Sommerferien des Jahres 1987 dreizehn Jahre alt. Ein anderer Beamter kam zum Schreibtisch der beiden ursprünglichen Beamten und fragte, was sie da machen. Der ältere der beiden ursprünglichen Beamten schilderte ihm die Situation. Der hinzugekommene Beamte wurde laut: "Das kann doch jetzt wohl nicht sein, dass Ihr euch mit so einem Scheiß beschäftigt." Der andere erwiderte auch nicht gerade leise: "Was sollten wir denn machen? Wir wussten doch gar nicht worum es ging. Frag' mal oben bei der Aufsicht nach, was auf 6/7 für ein Tumult war. Wenn der eine jetzt schon vierzehn gewesen wäre, hätten wir sogar ermitteln
müssen. Der Bedienstete des Zuges hat uns sogar gezeigt, dass die Dinger kostenpflichtig sind. Hier steht es. Lies selbst!" Der hinzugekommene Beamte: "Das's schon unverschämt uns wegen so'nem Scheiß zu rufen. Die nimmt doch jeder mit aus'em Zug."
Da greift der hinzugekommene Beamte wutentbrannt die Zugbegleiter und packt sie uns wieder in die Rucksäcke. Seine letzten Worte an uns auf dem Weg zur Tür: "So, tschö ihr beiden. Noch einen schönen Tag. Wenn wir Tag der offenen Tür haben, dürft ihr wiederkommen."
Es war das erste und einzige mal, dass ich in der alten Bahnpolizeiwache am Kölner Hauptbahnhof war. Diese war unter den Gleisen und es war von außen nur eine Stahltür mit einer Klingel zu sehen (ich meine, dass es im Nordgang zwischen den Aufgängen der Gleise 6/7 und 8/9 war - allerdings habe ich auch immer weniger Erinnerungen an den Hauptbahnhof vor seiner Umgestaltung im Jahre 1997). Ich wusste gar nicht, dass dort innen so ein großer Arbeitsbereich war.
Somit war ich allerdings geimpft, mich von IZB-Faltblättern fernzuhalten.
Mein Vater (Justizvollzugsbeamter und häufiger Bahnfahrer) war dermaßen erbost, dass er noch abends die Bahnpolizei in Köln anrief und mit denen am Telefon schrie. Nach dem Telefonat sagte er aber zu mir, dass die dortigen Beamten auch nichts dafür könnten. Der Bundesbahndirektion Köln schrieb er einen Brief, der aber meines Wissens nicht beantwortet wurde.
Gruß Martin