Hi in die Runde,
so lange sich vor allem politisch kein Umdenken einstellt, werden wir weiterhin darauf warten, daß der Patient Bahn genesen könnte; eher werden inzwischen die Busse das Fliegen lernen...
Was das zeitweilige Lippenbekenntnis zur Bahn wert ist, sehen wir doch an der aktuellen Haushaltsdebatte; "irgendwo" fehlen da ein paar Milliardchen in der Traumfabrik. Also werden der Bahn bereits zugesagte Mittel einfach als Darlehen "gewährt"! Wie bitte? Ein Darlehen muß zum einen verzinst werden, zum anderen "irgendwann" auch wieder zurückgezahlt! Dazu muß man aber zwingend Überschüsse erwirtschaften, ja ne, is' klar...
Aber die momentane Situation ist doch auch die Folge von rund 70 Jahren verfehlter Verkehrspolitik, das läßt sich eben nicht "einfach so reparieren". Das würde ein tiefgreifendes Umdenken erfordern und Eingriffe, die (berechtigt...) Leuten weh tun, die bislang mit einer Bahn und öffentlich-rechtlichem Verkehr wenig bis nichts am Hut hatten! Versuche das mal Einer, politisch durchzusetzen, ich würde nicht tauschen wollen...
Ich könnte auch manchmal lauthals lachen ob des obskuren Zustandes, den die Bahn immer öfter bietet. Als jemand, der in einem der Ballungszentren schlechthin, Ruhrgebiet, ansässig ist, zeigen sich sogar hier inzwischen Verhältnisse auf, die jeder Beschreibung Hohn spotten; selbst der Versuch, mit einem RB oder RE in eine der Nachbarstädte zu kommen, erweist sich oft genug schon als "schwierig". Wenn du nach Essen möchtest, irgendwelche Phantasieausreden im Lautsprecher hörst, warum gerade mal wieder _kein_ Zug in absehbarer Zeit erscheint und dir dämmert, daß es (wieder mal) klüger gewesen wäre, sich am Musiktheater in die "107" zu setzen, läuft da was aus dem Ruder! Mir der "107" wäre ich zwar knapp eine Stunde für die selbe Strecke unterwegs gewesen, für die der Zug acht Min. braucht... - aber ich wäre wenigstens dorthin gekommen! Wenn ich irgendwo außerhalb der eigenen Stadt hinmuß, plane ich inzwischen zwischen einer halben und einer ganzen Stunde "Puffer" ein, lieber trinke ich am Zielort noch einen Kaffee, falls es wider Erwarten doch mal relativ pünktlich wird *g*.
Aber das Lachen bleibt mir spätestens dann im Halse stecken, wenn ich an die Leute denken, die quasi "an der Front" das ausbaden müssen! Die, die noch immer "an das Gute im Menschen" aka die Bahn als vernünftigen Arbeitgeber glauben...
Mein Bruder (9 Jahre jünger) und ich sind die ersten in unserer Familie, die nach vier(!) Generationen Eisenbahnern der Institution beruflich den Rücken gekehrt haben! Ob die Entscheidung damals Anfang der 80er im Rückblick so klug war, steht wieder auf einem anderen Papier; unsere Entscheidungen wurden damals in der Familie nicht sehr wohlwollend aufgenommen *g*. Aber schon zur Jahrtausendwende, als mein Vater gesundheitsbedingt ausscheiden mußte, weinte er seinem Arbeitgeber keine Träne mehr nach und meinte nur, es wäre eh' nicht mehr "seine" Bahn gewesen. Und er war einer derjenigen, die ihr Leben lang "an der Front" den Betrieb aufrechterhalten hatten. Als Betriebsinspektor im Signaldienst, letzte verbeamtete Stufe des mittleren Dienstes, war er einer derjenigen, der sich am Sonntag nachmittag ins Dienstauto schwang, wenn sich mal wieder ein Bahnübergang bockig zeigte...
Mal so als "Eckpunkt", als er in den Vorruhestand ging, hatte er fast ein Jahr Überstunden "angehäuft"... und das war, wie geschrieben, schon um die Jahrtausendwende, also auch schon wieder über 20 Jahre her...
meint grüßend
Roland