Hallo zusammen,
nach langer Zeit ergab sich die Gelegenheit mal wieder ins Isergebirge zu fahren. Angekündigt war:
Ein bewährtes Hotel nahe des Bahnhofs Polaun-Grünthal / Korenov gebucht, wurde Ausgangsbasis.
Für Sonnabend, 29.06.2024 stand eine Fahrt nach Oberschreiberhau auf dem Programm. Der Zug war bereits bereitgestellt.
Die Zuglok 431.032 hat schon einen interessanten Lebenslauf. Fabrikneu wurde sie an die BBÖ geliefert und nach der Ausmusterung in den 1970er Jahren kam sie zur Sauschwänzlebahn. Durch die Umstrukturierung dort wurde sie überflüssig. Ein Verein im böhmischen Senftenberg / Zamberk kaufte die Maschine und vergab die folgende Nummer der Loks, die die CSD hatte.
Der Hector T435.0111 wurde 1961 von CKD Praha gebaut und bei der CSD in Dienst gestellt. Die ist aus den ersten Serien, noch mit den imposanten Schwanenhalsdrehgestellen. Gen Oberschreiberhau diente sie als Schiebelok, in der Gegenrichtung als Zuglok.
Dazwischen waren fünf Leichtbaureisezugwagen Balm eingereit - ein schöner Zug.
Doch bevor es losging, waren noch diese und jene Straßenfahrzeuge zu bewundern. Zum einen dieses Gefährt:
Zum anderen war die Feuerwehr im Einsatz, um die auf der Ladestraße aufgestellten mobilen Wassertanks zu befüllen. Das Feuerwehrauto pendelte immer wieder, um Nachschub für die Dampflok zu holen.
Der Planbetrieb wird auf der Linie Reichenberg / Liberec bis Sklarska Poreba Gorna / Oberschreiberhau mit ehemals deutschen Regioshuttlen des Typs RS1 durchgeführt, die bei der CD als Baureihe 840 eingereiht sind.
Hier verlässt ein Gespann aus zwei RS1 den Bahnhof Korenov / Polaun-Grünthal zur Fahrt über den Gebirgskamm nach Schlesien.
Doch bis der Dampfzug folgt, waren noch die Ein- und Ausfahrten von Zügen von und nach Tanwald / Tanvald zu beobachten.
Hier verlässt ein Sonderzug nach Tanwald / Tanvald den Bahnof. Die Zug- und Schiebeloks sind vom CKD Typ T457, heute eingereiht als Baureihe 730. Beide top gepflegten Loks fahren bei der Vychodoceska draha s.r.o. (also der Ostböhmischen Eisenbahn GmbH) in Ceska Trebova / Böhmisch Trübau, einer der Eisenbahntradition sehr gewogenen Privatbahnen in der Tschechischen Republik. Der fast obligatorische Packwagen war mit Zapfanlage und vielen Fässern mit Bier und Limo bestens ausgerüstet, nebst Notstromer auf der Plattform. Drei vierachsige Reisezugwagen der Gattung Bdt (vom Schnitt den Y-Wagen aus Bautzen abgeleitet, aber als Großraumwagen) boten Platz für viele Fahrgäste.
Die 714 222 stand für Führerstandmitfahrten zur Verfügung, was bei Groß und Klein regen Andrang fand.
Die Baureihe 714 entstand aus der einstigen "Pielstick", der Baureihe T466.0, später 735. Ab 1992 wurden die T466.0 umfangreich umgebaut und modernisiert.
Im wiederaufgebauten, (preußischen), Lokschuppen, wo einst die E-Lok-Dinos der Baureihe E90.5 abgeölt wurden, waren die historischen Dieselfahrzeuge der Tanvalder Zahnradbahn zu besichtigen. Eine Reihe von Souvenir- und "Futter"ständen mit vielen leckeren, meist böhmischen Spezialitäten umsorgten die Gäste. Leider hatte die Infrastrukturabteilung der CD den Einsatz der Zahnraddieselloks der Baureihe T426 (715) Anfang des Jahres verboten, da die Gleisanlagen zwischen Tanvald / Tanwald und Korenov / Polaun-Grünthal stark überholungsbedürftig ist, was im Jahre 2025 gemacht wird. Derzeit wäre das Risiko einer Entgleisung in den Zahnstangenabschnitten zu groß, ebenso die Beschädigung der sehr wertvollen Zahnradloks. Aber keine Angst, auch die Zahnstange wird erneuert, so dass in der Saison 2026 wieder der richtige Zahnradbetrieb laufen kann. Dazu später mehr.
Doch zunächst zu den Fahrzeugen im Schuppen:
Irgendwie blieb die schweizerische Rowangarnitur der Jungfraujochbahn unfotografiert, die ein Zeugnis der vielen Zahnradbahnen darstellt.
Zu den bedeutendsten Exponaten zählen die beiden Zahnraddieselloks, die Anfang der 1960er Jahre in Österreich gebaut wurden. Hier sehen wir die T426.001 und 003:
Gleichermaßen wertvoll sind die Triebwagen der Baureihe M240 "Singerova" - die Geräuschkulisse ist vergleichbar einzigartig.
(Irgendwie habe ich vergessen, die Nummer aufzuschreiben. Ein weiteres Exemplar steht noch in Tanvald, aber aufarbeitungsbedürftig.)
Eine T211 dient dem Rangierdienst:
Bevor die Regioshuttle die Zahnradbahn bevölkerten, dienten vierachsige Triebwagen verschiedener Baureihe auf der Zahnradbahn, ergänzt durch "Brotbüchsen" der Baureihe 810 (M152). Auch solche Exemplare haben Eingang in den Bestand der Bahn gefunden:
Das legendäre "Balm-Bistro" befindet sich gerade in Aufarbeitung, so dass es hoffentlich bald wieder den Zügen beigestellt werden kann.
Im Außengelände waren noch weitere Fahrzeug ausgestellt, wie zwei Brotbüchsen und die T435.0539:
Wenn ich das richtig verstanden habe, gehörte die Lok nie der Staatsbahn, sondern einem Gleisbaubetrieb. Sie ist identisch der für die DR gelieferten V75/ 107.
Während des Essens vergaß ich ganz, dass die nächste Einfahrt aus Tanvald / Tanwald anstand. Daher gibts nur Bilder auf der Schattenseite über den Zaun...
Vorhin hatte ich noch vergessen die schönen Eintrittskarten zu zeigen. Das ist im Zeitalter, wo alles schnell gehen muss, nicht mehr selbstverständlich, dass man keinen Kassenbon von der Rolle bekommt:
Die nächsten "Bewegungen" waren die Einfahrt eines Planzuges aus Liberec /Reichenberg nach Sklarska Poreba Gorna / Oberschreiberhau in Form eine RS1 Gespannes, welches in der Einfahrkurve am Sägewerk aufgenommen wurde.
Eigentlich ist das Gespann für den Fotopunkt zu lang und dann geht bildfüllend nur der Nachschuss, aber Urlaubsereignisse bedürfen der Doku.
Richtig was vor die Linse gab es dann bei der Ausfahrt des Sonderzuges nach Tanvald / Tanwald mit den beiden T457 (730).
Der alte Betonmast muss unbedingt mit auf das Bild, irgendwie ist er typisch...
In der Kurve wird mal "richtig aufgemacht" und das bis vor den Polauner Tunnel mit 940 Metern Länge im Gefälle.
Nun war es Zeit sich zu sputen, um den Dampfzug nach Oberschreiberhau / Sklarska Poreba Gorna zu erreichen.
Damit jeder weiß, wo es hingeht und wo lang.
Fahrkarten verkaufte das Zugpersonal:
Reiseeindrücke...
Erwachsene und ganz besonders die Kinder schätzten die Möglichkeit des Reisens am offenen Fenster, was leider auch in unserem Nachbarland immer wenige möglich ist. Ein Genuß...
Kurz vor dem Ziel und das Einfahrsignal zeigt "Halt":
Nach 20 Minuten ging es weiter. Das tschechische Zugpersonal witzelte schon über die polnischen Kollegen des Bahnhofs, das Lokpersonal nahm es gelassen und nutzte die Zeit für eine Nachschau, denn die Wendezeit in Oberschreiberhau / Sklarska Poreba Gorna waren nur 6 Minuten.
Aussteigen, Einsteigen und sofort geht es zurück.
Danach wird der Grund des Halts sichtbar. Ein Reisezug aus Posen / Poznan war eingefahren, die Lok musste umsetzen und alles "rübergeräumt" werden. Da die Ausfahrt Richtung Hirschberg / Jelenia Gora gleich ins Gefälle geht, wird immer über den Südkopf des Bahnhofs umgesetzt. Damit war eben unsere Einfahrt nicht möglich.
Die EP07 ist schon auch schon kein junges Mädchen mehr, sehen wir die Verspätung nach. Zwischen 1965 und 1994 wurden vom Typ EU07 fast 500 Maschinen gebaut. Viele erhielten später im Zuge der Modernisierung eine andere Getriebeübersetzung, was die Geschwindigkeit von 125 km/h auf 140 km/h erhöhte. Diese Loks wurden dann als EP07 eingeordnet. Die Wagen sind Neubauten von der Firma PESA.
Danach war erstmal ein kleiner Bummel durch das Städtchen angesagt und natürlich Eisbecher essen für die ganze Familie und das mit Sicht auf das Flüsschen Bober.
Hier das schön restaurierte Stationsgebäude von der Straßenseite aus.
Umgedreht weitet sich der Blick auf die ganze Schönheit der Riesengebirgsgipfel mit Schneegruben und Bauden. Das da oben auf der böhmischen Seite die Elbe entspringt, ahnt man bei diesem Anblick nicht.
Mit diesem Blick in einem der Läden erübrigt sich jede Diskussion um Ortsnamen...
Was Frau Flinsberg an Naturprodukten so verkauft, keine Ahnung.
Bevor der Zug aus Korenov / Polaun-Grünthal einfuhr, war noch etwas Zeit mal den Südkopf des Bahnhofs zu inspizieren:
Hier sehen wir einen Triebwagenzug der Kolej Dolny Slask, also der Niederschlesischen Eisenbahn. Es handelt sich um Privatbahn, die im Besitz der Region ist, also vergleichbar mit Unternehmen, wie der Hessischen Landesbahn oder der SWEG in Deutschland.
Auf diesem Gleis wenden die Triebwagen aus Richtung Böhmen.
Einige alte Fahrleitungsmasten und die Ladelehre erinnern an die alte Zeit der Eisenbahn.
Einfahrt des Zuges aus Richtung Böhmen:
Bei der folgenden Rückfahrt wird die Diesellok ziehen und die Dampflok bis zum Brechpunkt auf dem Kamm nachschieben.
Einige Reiseeindrücke:
Kurz hinter den Ausfahrt in Oberschreiberhau / Sklarska Poreba aufgenommen.
Nochmal bietet sich ein Blick auf die Gipfelkette.
Bogen für Bogen kämpft sich der Zug bergwärts. Die T435 röhrt, die 431 schiebt kräftig.
Weiter bergauf!
Geschafft durch dichten Fichtenwald rollen wir Harrachov / Strickerhäuser entgegen.
Einer der Höhepunkte der Strecke ist die Brücke über die Iser, die einst den Grenze zwischen Preußen und Österreich, später zwischen Deutschland und der Tschechoslowakei und noch für einige Zeit zwischen Polen und der Tschechoslowakei bildete.
Um den Zugbetrieb nach Strickerhäuser / Harrachov wieder aufnehmen zu können, gab es 1958 einen Gebietstausch:
https://de.wikipedia.org/wiki/Jakuszyce#...-Polen_1958.png
In Korenov /Polaun-Grünthal angekommen, nahmen wir uns den Abschnitt bis zum Polauner Tunnel genauer unter die Lupe, befindet sich doch nahe des Tunnels die oberste Zahnstangenausfahrt.
Neben dem Sägewerk postiert, kam ein RS1 Gespann den Berg hoch.
Anschließend bekam der für Sonnabend letzte Sonderzug nach Tanvald / Tanwald Fahrt frei:
Die 730 017 wurde, wenn ich das richtig verstanden habe, 1988 in Dienst gestellt.
730 008 wurde 1985 im Depo Nymburk in Betrieb genommen.
Etwas weiter war das Gras höher bzw. der Fotograf kleiner, so dass diese beiden Fotos entstanden:
Bis der Zug aus Tanvald / Tanwald zurückkommen würde, war noch etwas Zeit im Bahnhof zu beobachten.
Ein Planzug aus Oberschreiberhau / Sklarska Poreba Gorna fuhr in Gleis 2 ein (Gleis 1 ist das durchgehende Hauptgleis).
Anschließend wurde der "Oberschreiberhauer" aufgeräumt. Die T435 zog ihn aus der Weiche, die Dampflok spannte ab und fuhr über die Scheibe zum Schuppen.
Alles geht mit gewohnter Routine und Sicherheit, wie man es von einem professionellen Eisenbahnbetrieb gewohnt ist.
Dabei ergab sich die Gelegenheit einmal beide T435 nebeneinander aufzunehmen:
Abgestellt, Feierabend für heute...
Auch die Lok für die Führerstandmitfahrten hatte Feierabend.
Da die Drehscheibe noch mit einer "Brotbüchse" belegt war, konnte so die wartende 431 genauer betrachtet werden.
Durch ihre Ventilsteuerung wird sie auch "Ventilovka" genannt.
Die Brotbüchse rückte vor den Schuppen und machte die Drehscheibe frei:
Nun konnte die 431 zu ihrem Ruheplatz fahren:
Die nun tiefer stehende Abendsonne verlockte zu einigen Porträtfotos:
Nicht, das jemand denkt, der Gleisrückbau hätte zwischen dem 810er und der T435 begonnen, nein, es wird der Kanal und der Gleisabschnitt saniert.
Dann war es Zeit, denn die nächsten Züge nahten. So wurde zum Tunnel gelaufen.
Finster schaut der Tunnel und bewacht die Zahnstangenausfahrt.
Details...
Der Planzug bergwärts wurde per Nachschuss "verhaftet". Insgesamt muss man sagen, dass die von Deutschland übergebenen RS1 nicht vollständig in gutem Zustand sind. Wir kennen ja die Zustände der letzten Jahre. Die CD wird einige Arbeiten haben, die Fahrzeuge langfristig in guten Zustand zu erhalten.
Talwärts:
Nun war der Sonderzug aus Tanvald / Tanwald an der Reihe.
Eingefahren und verdienter Feierabend:
Die alten Schienen dienen teilweise schon seit dem Jahr der Eröffnung der Zahnradbahn 1902:
Etwas Service für die Sonderzugveranstalter, die ja hier im Forum mitlesen. Wer Kontakt braucht, auch hier der Link:
https://www.vychodoceskadraha.cz/
Die Bdt Wagen waren mir auch ein Foto wert, oft vergisst man es ja.
Die Ds Packwagen sind eine Institution...
Zufrieden und mit schönen Eindrücken gings ins Hotel, wo uns Eva ein leckeres Abendessen auf der Terrasse servierte. Das erste kalte "Kozel" kam nach diesem herrlichen Sommertag gar nicht an, es verdampfte in der Kehle...
Grüße in die Runde