Hallo zusammen,
diese beiden Zitate beinhalten einen interessanten Diskurs:
Zitat von alex218 im Beitrag neues Design für den ICE - Spiegel online Bericht vom 18.05.2022Zitat von Pikologe im Beitrag neues Design für den ICE - Spiegel online Bericht vom 18.05.2022
...und keine Abteile mehr. Das macht es alles keinen Spaß mehr!
... naja, in S-, U-, und Straßenbahnen gibt´s ja auch keine Abteile. Und viel was anders sind ICE und die anderen Triebzüge auf deutschen Gleisen für mich auch nicht mehr.
Da hier im FAM die Masse der Mitglieder bestimmt schon mehrmals mit dem Vorbild unterwegs war und den Einrichtungswandel der schienengebundenen Verkehrsträger mitbekommen hat, lade ich jeden dazu ein, seine Präferenzen bei der Innenausstattung vorzutragen. Auch können hier Historienberichte über den Wandel aufgeführt werden. Für den einen oder anderen ist dieses Thema vielleicht auch bei der Modellauswahl interessant.
In diesem Thread soll somit ruhig breit gefächert diskutiert werden.
Beim Vorbild begann ich als "Abteilwagenkind". Meine ersten (für mich realisierbaren) Reisen fanden im klassischen D-Zug der Deutschen Bundesbahn statt (Ende der 1970er Jahre/ Anfang der 1980er Jahre). Mit meinen Großeltern ging es öfters mit dem D 803 (Dortmund - Saarbrücken) von Köln oder Bonn nach Trier. Dieser Zug wurde von meinem Großvater bevorzugt, da es eine durchgehende Verbindung war (an Rhein und Mosel entlang vielleicht die einzige). Natürlich war der Zug komplett mit Abteilwagen bestückt (Bm-Wagen).
Zeitlich überschneidet es sich ein wenig, da wir etwas später auch mit Zügen zwischen Siegburg und Köln unterwegs waren, in denen man den Komfort von Silberlingen und vierachsigen Umbauwagen genoss.
Auf meiner ersten Bahnauslandsreise saß ich im FD "Donaukurier" auch in einem deutschen Abteilwagen. Auf der Rückfahrt (über München) wurde der D-Zug "Mozart" genommen. In einem ÖBB-Eurofima-Abteilwagen bekam ich mit, dass Abteilwagen nicht gleich Abteilwagen ist. Die Ausstattung des ÖBB-Wagens war ganz klar höherwertiger. Der Mozart hatte im Zugverband auch noch Corailwagen der SNCF. Diese wirkten ebenfalls sehr elegant auf mich.
Meine erste Reise in einem deutschen Großraumwagen war 1985 im Intercity "Gambrinus" von Nürnberg nach Bonn statt (150 Jahre Eisenbahnen in Deutschland). Die Hinfahrt erfolgte zwar auch im Intercity, war aber noch eine klassische Abteilwagenfahrt. Auf dieser Rückfahrt hatte mein Vater wohl Geschmack an den gelbgrün eingerichteten und klimatisierten Großraumwagen entdeckt. Im Intercity wurde von nun an im Großraumwagen Platz genommen.
Im Jahre 1991 fuhren wir zu viert mit dem Trampermonatsticket durch die frisch wiedervereinigte Republik. Um so wenig wie möglich für Übernachtungen auszugeben, wurden Nachtzüge bevorzugt. Da kamen die Vorzüge des Abteils auch wieder zum Vorschein. Die Waggons der Deutschen Reichsbahn besaßen ebenfalls Abteile. Ich meine, dass diese aber eine komplett durchgezogene Sitzbank hatten. Ich meine mich zu erinnern, dass es da etwas mehr Probleme beim Schlafen gab. Dafür konnte man aber mit sehr viel mehr Leuten im Abteil sitzen. Bei den Sechser-Abteilen der DB gab es bei noch mehr Leuten immer störende Teile der Zwischenlehnen. Auf solchen Reisen lernte man halt Leute kennen und ruckzuck hatte man Gäste im Abteil.
Ich bevorzuge heute den Großraumwagen. Für mich gibt die Aussicht den Ausschlag. Man sieht einfach mehr (gerade auf der vom Sitz abgewandten Waggonseite). Wenn man früher auf der Rheinstrecke die Abteile bergseitig hatte, bekam man vom Rhein und seinen Bauwerken gar nichts mit. Der Großraumwagen ermöglicht dennoch eine Sicht auch zur anderen Seite. Dennoch ist das Abteil für mich der Inbegriff der klassischen Zugreise. Ich möchte die Erinnerungen an dieses Flair nicht missen.
Gruß Martin