Hallo zusammen,
nach meinen ersten Versuchen mit einer Fleischmann Uhrwerkseisenbahn (Spur 0) habe ich meine Modelleisenbahn ein Jahr später auf elektrischen Betrieb (Trix Express) umgestellt.
Jetzt mal etwas ernsthafter:
Die erste elektrisch Lokomotive wurde als Modell am 4. Oktober 1835 in Troy, New York von seinem Erfinder Thomas Davenport (1804-1894) vorgestellt. (Die erste deutsche Eisenbahn nahm ihren Betrieb zwei Monate später auf.) Die erste von Davenport gebaute elektrische Lokomotive wurde 1842 auf der Strecke Edinburgh-Glasgow getestet. Sie erreichte eine Geschwindigkeit von vier Meilen pro Stunde.
In einem späteren Bericht wurde damals errechnet, daß ein elektrischer Betrieb mit den damals üblichen Zink-Batterien vierzig mal teurer käme als eine mit Kohle betriebene Lokomotive. Spätere Experimente in den Vereinigten Staaten bestätigten diese Zahlen. Man war der Meinung,daß batteriebetriebene Lokomotiven nicht wirtschaftlich sein würden.
Carles Grafton Page (1812 - 1868) baute eine elektrische Lokomotive, mit der er 1851 eine Probefahrt unternahm. Da damals das elektodynamische Prinzip noch nicht entdeckt worden war (1867 Werner Siemens) und der Elektromotor mit Trommelanker, wie wir ihn heute kennen, noch nicht erfunden war, baute die Lokomotive von Page auf Davenports Lokomotive auf. Page baute eine Lokomotive, deren Antriebsachse mittels eines Kurbeltriebs und Magneten angetrieben wurde.
Die Lokomotive wurde von zwei 15 kW starken Elektromotoren angetrieben, die einem elektrischen Modellbahn-Weichenantrieb ähneln: Jeweils zwei Spulen mit einem darin eingelassenen Stabanker, der sich durch wechselweises Einschalten der Spulen wie in einer Kolbendampfmaschine hin und her bewegte, wirkten auf einen Kubeltrieb. Gespeist wurden die Motoren aus einer gewaltigen, 50 Elemente umfassenden Batterie, die den Wagen auf ein Gewicht von 12 Tonnen brachte. Bei der Probefahrt am 29. April 1851 erreichte diese Lokomotive kurzzeitig eine Geschwindigkeit von 31 km/h, doch durchbrennende Isolierungen und unter den Erschütterungen brechende Batterieelemente führten dazu, dass die Fahrt nach 40 Minuten weit vor dem Ziel abgebrochen werden musste.
Frank Julian Sprague (1857-1934) baute 1888 die erste Straßenbahn mit Oberleitung. Darus entwickelte sich die elektrische Vollbahn.
Die ganze Entwicklung folgte den technischen Möglichkeiten.Die Politik hat sich dabei nicht eingemischt. Nun versucht man mit Subventioen und Steuervergünstigungen die Entwicklung in eine bestimmte Richtung zu bringen, in die sie ohne politischem Wunschdenken gar nicht gehen würde.
Rüstet man einen PKW von Benzin- auf LPG (Flüssiggas)-Betrieb um, halbieren sich die Energiekosten pro km. Entgegen steht die Umrüstung des Motors und der Einbau eines Tanks, für den man mindestens 2000 Euro veranschlagen sollte.
Wegen ähnlicher Vergünstigungen bei LNG (Erdgas) werden seit 2020 ganze LKW-Flotten von Diesel auf LNG umgestellt.
Im Mai 2020 beschloß der der Bundestag, daß LKWs mit Gasantrieb bis 2023 mautfrei bleiben. Zudem wurde die Besteuerung von LNG geändert. Das tiefgekühlte Gas wird nicht mehr als Flüssigkeit eingestuft, wodurch die Mineralölsteuer entfällt. Das sind starke Anreize, zumal sich der Gaspreis ebenfalls halbiert hat. Umweltverbände kritisieren, dass mit dem Erdgas nichts für das Klima gewonnen wird, und fordern daß die Subventionierung von umweltschädlichen LNG-Lkws in Form der zur Zeit extrem niedrigen Besteuerung von fossilem Erdgas im Verkehr beendet werden solle. Außerdem sparen LKWs mit LNG nur zwischen drei und 14 Prozent CO₂ ein. Dieser Vorteil geht in der Gesamtbetrachtung (von der Förderung bis zum Verbrauch) flöten.
Ohne eine (Tank-)Infrastruktur für tiefkalten Wasserstoff hat aber die Brennstoffzelle auch keine große Zukunft. Dieser Flüssigkraftstoff müsste großindustriell aus nachhaltig erzeugtem Strom produziert werden.
Jede Antriebsalternative kämpft mit Nachteilen wie hohen Anschaffungskosten, geringer Reichweite und einer fehlenden Versorgungsinfrastruktur.
Im Moment sieht es so aus, daß der LNG-Gasantrieb für LKWs sich aus diesem Dilemma nun befreit. Während andere auf neue Technologien warten, die möglicherweise erst in einigen Jahren realisiert werden können, ist die LNG-Technologie ist ausgereift, verfügbar und konkurrenzfähig. Biomethan aus dem Erdgasnetz wird auf minus 162 Grad Celsius gekühlt . Das so verflüssigte Gas hat etwa die Energiedichte von Diesel und kann als klare, farblose und ungiftige Flüssigkeit per Tankwagen an die Tankstellen gebracht werden.
https://www.sueddeutsche.de/auto/lkw-lng...ative-1.4911989
40 000 Euro extra für einen schweren LNG-LKW sind fast nichts im Vergleich zu den Mehrkosten für eine Elektrovariante, die auf 200 000 Euro zu taxieren sind. Bei einem Brennstoffzellen-LKW beträgt der Aufpreis laut etwa 400 000 Euro. Bei 120 000 bis 150 000 Kilometer pro Jahr spart ein LNG-LKW allein durch die Mautersparnis mehr als 20 000 Euro.
Eine Steuererhöhung auf Diesel - wie einige Politiker fordern - bringt nichts. Die ausländischen Lkw, die in Deutschland inzwischen mehr als 40 Prozent Marktanteil haben, umgehen die CO2-Steuer, in dem sie mit großen Tanks und billigem Sprit aus ihrer Heimat kreuz und quer durch Europa fahren. Man hat mir sogar zugetragen, daß den ausländischen LKWs mit Mercedes Sprintern der Ersatzfahrer und in IBC-Behältern der Billig-Diesel nachgeliefert wird.
Das Ziel, die Diesellok abzuschaffen, läßt sich meiner Ansicht nach viel schneller durch Umrüstung der Dieselloks auf LNG erreichen. Ich habe den Eindruck, es geht nur um die Schlagzeile in der Presse.
Viele Grüße Georg