Hallo,
an dieses fürchterliche Unglück kann ich mich auch noch erinnern, es war tagelang in den Zeitungen.
Damals habe ich nichts davon mitbekommen, was nun wirklich die Ursache war. Vllt. wurde das dann auch einfach nicht mehr berichtet, kennen wir heute ja auch, wenn ein Flieger abstürzt, kann man mit Glück Jahre später den Unfallbericht der Fluguntersuchungsstelle abrufen, aber in die größeren Medien gelangt es dann gar nicht mehr.
Was den Fahrbetrieb und seine Vorschriften betrifft, bin ich nun einmal ein unwissender Laie. Dennoch muss doch jeder kapieren, dass bei einer eingleisigen Strecke mit gegenläufigem Verkehr immer eine Kollisionsgefahr besteht. Also muss doch immer systematisch Vorsorge getroffen werden, dass keine unerwünschten Begegnungen passieren. Was soll also das Ding mit dem Bedarfshalt, der dann routinemäßig nicht eingehalten wird, weil ja -erfahrungsgemäß- sowieso um die Uhrzeit dort nie ein Zug entgegenkommt? Tja, und dann kommt der Sonderzug ums Eck... Ist es nicht so, dass der Lokführer ähnlich wie ein Strassenverkehrsteilnehmer seine Strecke abfährt, wobei er hauptsächlich die Pünktlichkeit berücksichtigt, während der Fahrdienstleiter den Gesamtablauf kontrolliert und koordiniert?
Hier gab es im vorliegenden Fall vor Gericht wohl eine Diskussion darüber, ob dem Lokführer des Güterzuges die entsprechenden Zeichen überhaupt gegeben wurden bzw. für ihn eindeutig waren. Allein das ist doch schon Mist, denn es ist von vornherein klar, dass Menschen etwas vergessen können oder falsch machen. Also war doch hier das System an sich irgendwie von vornherein mangelhaft. Meiner Ansicht nach musste es an solch einer Strecke irgendwann passieren. Anders ist es an diesen kleinen Lokalbahnstichstrecken, auf denen eine einzelne Lok das ganze Geschäft erledigt: Da kann sich dann nur noch jemand unbefugt auf dem Gleis befinden, aber das ist eben kein Fehler der Bahn.
Mich erinnert der Fall Radevormwald fatal an den Unfall von Markdorf 1939, wo ebenfalls ein Sonderzug mit Westwallflüchtlingen als "Sonderzug" "umplanmäßig" mit ausgeschalteter Beleuchtung durch Nacht und Nebel fuhr, während der Fahrdienstleiter der vorhergehenden Schicht seinem Nachfolgekollegen dies nicht gesteckt hatte. Es war Tags zuvor in einer Kladde eingetragen worden und die hatte natürlich niemand mehr gelesen. Dazu sollte der Fahrdienstleiter auch noch eine Schranke 500m entfernt bedienen, weshalb er auf seinem Telefon nicht erreichbar war. Pikant dabei auch, dass der Fahrdienstleiter, als der planmäßige Güterzug durchfuhr und er nun endlich wusste, was da kommt, wohl versuchte, dem zu genau solchen Zwecken auf dem letzten Wagen postierten Zugbegleiter Zeichen zu geben. Problem: Dem Mann war es kalt, er hatte sich -wen interessieren schon Vorschriften- mit Erlaubnis des Zugführers(!) in den PWG hinter der Lok gesetzt. Damit war auch die letzte Chance der Unfallverhinderung perdu.
Am selben Tage bei Genthin der nächste Crash, hier stellte sich heraus, dass man eine Lok losgeschickt hatte, bei der klugerweise der Indusi- Magnet ausgebaut war. Toll. An einem Tag zweimal Eschede...
Es ist immer dasselbe bei allen Unglücken dieser Art: Ein Fehler kommt zum nächsten, die allgegenwärtige Schlamperei erledigt den Rest.
Herzliche Grüße
Johannes