Bericht Gotha "90 Jahre Straßenbahn zum Ostbahnhof" und Fantag

#1 von Pikologe , 04.04.2018 22:14

Hallo,

nun soll Stück für Stück ein ordentlicher Bericht dieser aufregenden Tage folgen...

Seit 1928 verbindet die Gothaer Straßenbahn das Ostbahnhofviertel aus der Gründerzeit, die auf der anderen Seite der Bahnlinie Richtung Bad Langensalza befindlichen Industriebetriebe mit der Innenstadt. Zu "deutschen demokratischen Zeiten" war normalerweise ein 10 Minuten Takt zwischen Hauptbahnhof und Ostbahnhof mit 3 Zügen (Kurse 2/1 - 2/3) der Regelfahrplan, der mit Gespannen Tw + Bw Gothaer Bauart bedient wurde. Zu Berufsverkehrzeiten verstärkten die als Linie 2 E laufenden Kurse 2/4 - 2/6 oder 2/7 die Schleife Waltershäuser Straße im Westen der Stadt mit dem Ostbahnhof. Massen von Arbeitern und Angestellten wurden mit 6 - 7 Zügen, die im engen Takt auf der meist eingleisigen Strecke zur und von der Arbeit "gekarrt", denn Sitzplätze waren Mangelware. Die Streckenauslastung erhöhte sich noch mit der bis 1985 verkehrenden Linie 3 zum Hauptfriedhof. Beide Linien fuhren ein Stück bis zum Hersdorfplatz hintereinander. All das ging ohne Fahrsignalanlage. Heute alles unvorstellbar.

Erfurt hatte um die Wende herum alle Gothawagen verschrottet und merkte kurz danach, dass man bis auf den Tw 92 aus dem Jahr 1938 ohne Traditionsfahrzeuge und kaum mit Arbeitswagen dastand. Gotha half mit dem Verkauf einiger Wagen, diesen Fehler zu beseitigen. So kam auch 1992 der Gothaer Tw 37 (T2D CKD Praha) als Arbeitswagen Nr. 3 nach Erfurt, der später dann auch zu Stadtrundfahrten genutzt wurde. Schon lange spukte mir die Idee herum, man müsste mal... Doch wer ist "man", wenn man nicht selber? Immer wieder redeten wir mal über das Thema mit den Vereinsfreunden und dem Vorstand. Doch das Durchfinanzieren, eine schwarze Null sollte doch rauskommen. Nach dem Jubiläum 2014 kamen wir immer mehr mit der Firma Universaltransporte ins Gespräch, die gewisse Wagen zum VHS Bildungswerk zur Teilinstandsetzung in guter Arbeit transportierten. Irgendwann schrieb ich einfach eine Mail und bat um ein Angebot. Der Aufhäger war nun das 90. Jubiläum der Linie 2 zum Ostbahnhof. Die Antwort war sehr ermutigend. Es folgte ein kurzer Anruf bei der stellvertretenden Geschäftsführerin der TWSB. Dann schrieb ich eine wohl überlegte E-Mail an die Chefin der EVAG Erfurt, es passierte einen Monat gar nichts. Ich hakte nach, binnen von drei Stunden hatte von ihr persönlich das okay. Die Sache wurde zur Chefsache... Unser Geschäftsführer der TWSB war längst im Boot. Dann nahm die Sache ihren normalen Weg, Vertrag aufsetzen, Änderung hier und da - bis jeder zufrieden, Versicherungsangebot einholen, Antrag vom Betriebsleiter bei der Technischen Aufsichtsbehörde, Papierchen hier und da, Vorstandsbeschluss usw. Ausschreibungen an die Fans machen. Binnen weniger Tage waren soviele Anmeldungen eingegangen, dass wir die schwarze Null hatten. Das war doch eine Sache. Nun konnte die Detailplanung losgehen. Wir wählten ja einen Termin, bevor die Bauarbeiten in der Friedrichstraße losgehen sollten. Alles war abgesprochen und datiert, wurde der Baubeginn vorgezogen - Mist. Jetzt nochmal alles umkrempeln? Nein - also machen was geht. Dann fahren wir eben nicht vom Hbf, sondern zwischen Waltershäuser Str bzw. Wenden über das Dreieck am Huttenplatz. Fahrplan gebastelt, ich musste mir ganz schön Zeit und Ruhe nehmen. Aber auch der Verkehrsmeister fand keinen Fehler - hihi...
Dann kam der Transporttermin. Die Bilder hatte ich ja schon eingestellt. Am Freitag, den 23.03.18 hatten wir Mitgliederversammlung. Schon Stunden vorher war ich in die Waschhalle gekommen, wo der Wagen stand. Dort arbeiteten wir mit zwei Erfurter Freunden an der Beschilderung. Dann verschwanden alle. Ich machte ganz in Ruhe Bilder vom Wagen, der jetzt wieder "37" hieß. Irgendwann kam noch ein Kumpel rein. Wir setzen uns in den Wagen und quasselten bei Keksen. Wir wurden aufgeschreckt, als der ehemalige langjährige Geschäftsführer kurz vorbeischaute und Hallo sagte. Er ist Ehrenmitglied und wollte auch mit eigenen Augen sehen, was wieder da ist, was er mal verkauft hatte...


Zwei, die sich unglaublich viel zu erzählen hatten - waren sie langjährige Kumpane...
















Nach der Mitgliederversammlung wurde der Tw 37 vor die Halle gefahren. Es war festgelegt, dass der Wagen von Gothaer Personal gefahren wird. Die Bedienung ist wie beim G4 und das können noch viele.




Eine Fahrerin, die ihr ganzes Leben an der Kurbel stand und es immernoch macht, wenn es mal brennt oder eine Sonderfahrt anliegt. Sie ist weit jenseits der 60 und kann es einfach nicht lassen. Vor ihr kann man nur den Hut ziehen! Sie kam um ein Foto vor dem Wagen, den sie sehr oft fuhr nicht herum...


Soweit der erste Teil!

Viele Grüße in die Runde vom Pikologen


 
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RE: Bericht Gotha "90 Jahre Straßenbahn zum Ostbahnhof" und Fantag

#2 von pete , 04.04.2018 22:17

Hallo Ronny,

gerne noch viele Teile

Gruß
Peter


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RE: Bericht Gotha "90 Jahre Straßenbahn zum Ostbahnhof" und Fantag

#3 von Pikologe , 05.04.2018 08:39

Guten Morgen,
dann mache ich mal ein wenig weiter. Am nächsten Morgen bauten wir erstmal alles auf, was fahren sollte. Darüberhinaus war auch der Tw 39 für eine bestellte Sonderfahrt einsatzbereit zu machen. Es sollte auch alles stimmen, denn es hatten sich Besucher bis aus Kanada angekündigt.
Vormittag standen auf dem Programm: Fahrten zum Ostbahnhof mit Tw 37, 39 und dem Gespann 43 - 93
Nachmittags waren für den Ostbahnhof Tw 37, Gespann 43 - 93 und der Gelenkwagen 215 geplant
Am Abend sollte der Tw 39 nochmals zu Parade nach erfolgter bestellter Fahrt dazukommen.

Um den Beiwagen 93 gab es noch einen einen Halbkrimi. Eine Woche vor der Fahrt wurde ein Schaden an der Bremse festgestellt. Ein Einsatz wurde unmöglich. Ein Jubiläum ohne den Prototypzug, nur mit Tw 43? Nein das darf nicht war sein. Doch die Werkstatt schaffte es. Montag wurde der Bw in die Werkstatt geholt. Am Donnerstagmittag stand er wieder ordentlich hinter dem Tw 43 angekuppelt in der Wagenhalle. Durchschnaufen!

Kleiner Aufbau:



(Wer sich angesichts der Busse wundert: Die Firma Wollschläger nutzt gewisse Flächen auf dem Hof zur Abstellung. Mit Chefin Frau Glaser von der Firma Wollschläger ist eine sehr gute Zusammenarbeit.)

Ausrücken und bereitstellen:
Zuerst geht ein Tatra auf Linie - er wurde extra früher in die Starthaltestelle rausgefahren, damit viel Zeit für das Einsetzen der historischen Wagen bleibt.


Bei diesem Blick wähnt man sich ein wenig in der alten Zeit, waren die Anlagen aber damals nicht so auf dem aktuellsten Stand und der Wagenpark nicht so gepflegt.








Betrieb in der Schleife Waltershäuser Straße gegenüber dem Betriebshof:




Dann ging es los. Vormittag war ein geführtes Programm für die Teilnehmer zum "Streckenkenntnisfahren" und nachmittags ein Individualprogramm vorgesehen.
Erster Fotohalt war am Bertha-von-Suttner Platz:




Nelkenberg - der verbliebene eingleisige Abschnitt bietet viele Fotomotive:






Weiter im Ostviertel:




Aktion am Ostbahnhof:








Die Linie kommt - Zeit mit den Sonderwagen zu verschwinden...


Soweit mal dieser Teil!


 
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zuletzt bearbeitet 05.04.2018 | Top

RE: Bericht Gotha "90 Jahre Straßenbahn zum Ostbahnhof" und Fantag

#4 von Pikologe , 05.04.2018 12:32

Mahlzeit!

Dann ging es mit den Tw 37 und 39 zurück zum Huttenplatz zum Wenden und Abstellen.








Nachdem die Planzüge durchwaren, fuhren wir erneut zum Ostbahnhof. Das Gespann 43 - 93 war zu einem entsprechenden Punkt beordert, dass Kreuzungsbilder entstehen konnten.






Abwärts am Nelkenberg:




Einrücken am Mittag: - der Tatra hat keine Pause, er muß nach Tabarz -














Grüße in die Runde!


 
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RE: Bericht Gotha "90 Jahre Straßenbahn zum Ostbahnhof" und Fantag

#5 von Pikologe , 05.04.2018 14:50

Im Anschluss ging es wieder raus... Die Zwischenfahrt zur Wagenhalle war einerseits zum Tauschen des Tw 39, der nachmittags bestellt war, gegen den Tw 215 notwendig, andererseits war das Gleisdreieck am Huttenplatz durch das Wenden des DÜWAG GT8 belegt, die aufgrund der starken Neigung nicht zum Ostbahnhof dürfen. (Im Falle eines Stromausfalls wäre der Wagen mit Fahrgästen nicht zu halten.)

Der Fahrplan war so aufgebaut, dass viele Fahrten stattfanden und die Teilnehmer per Sonderwagen oder zu Fuß an der Strecke die besten Motive erreichen konnten. Dazu waren mehr als vier Stunden Zeit eingeplant. Jetzt sind Bilder der Reihe nach zum Zeigen, auch der Planverkehr wurde mit abgelichtet. Die Sonderwagen wurden immer am Huttenplatz "gedreht". Wie in "alten Zeiten" blieben bei verschiedenen Drehfahrten die Türen offen (wenn Personen im Wagen sind, dann weil bei G4 zwei Schaffner auf dem Wagen waren).














































































































So wurde es Abend...


 
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