Hallo und Glück Auf miteinander,
die Bank-Bildern von Uwe und Gerd erinnerten ich mich an eine, wenn auch nicht so rustikale Bank an der Brücke über die Glauchauer Flutrinne.
Gesagt, getan und auf die planmässige Regionalbahn mit einem 642 der Erzgebirgsbahn auf der Fahrt von Glauchau nach Gößnitz gewartet.
Gegenüber der Bank hat man das dortige Umspannwerk mit einem sehenswerten Grafitti verschönert. Der Mann darauf ist Georgius Agricola, geboren in Glauchau, bekannt als Vater der Mineralogie und Begründer der modernen Bergbaukunde. Daneben der Rathausturm und ein Marktweib.
Im Hintergrund das Gebäude mit der Glaskuppel war früher das Verwaltungsgebäude der Glauchauer Elektrizitätswerke, später Berufsschule der VEB Energieversorgung und jetzt befindet sich darin eine Aussenstelle des Landratsamtes Zwickau. Dahinter seht ihr die Staatliche Studienakademie Glauchau, zu der wir Einheimischen immer noch Bauschule sagen. Auf dem Dach befindet sich noch die Kuppel einer ehemaligen Schulsternwarte, in der ich während der Astronomieunterricht vor 51 Jahren einen Blick in die unendliche Welten des Universum's werfen konnte.
Schon über's Gehen begriffen hörte ich ein fernes Brummen und es näherte sich ein Güterzug der WFL, beladen mit Altschwellen.
Danach fuhr ich ein Stückchen in Richtung Zwickau, um mir von der Neugierde getrieben die ersten Vorbereitungsarbeiten für die vierspurigen Ausbau der B 175 zwischen Glauchau und der Zufahrt zum VW-Werk Mosel (Tschuldigung muss natürlich korrekt Zwickau heissen) anzusehen. Die B 175 verläuft neben der Eisenbahn und somit konnten auch einige Bahnbilder fotografiert werden. Leider ohne Güterverkehr, nur mit den Coradia Continental der MRB.
Vor der Baumgruppe verlief bis etwa Ende der 1890er Jahre die alte Bahntrasse zwischen Mosel und Schönbörnchen nach links weg und weiter hinter dem Haus mit dem gelben Giebel (Gasthof Gambrinus - sehr gutte Küche). Auf dem weiteren Verlauf ist kurz danach noch eine Bachbrücke erhalten geblieben, die sich leider nicht fotografieren lässt. An der alten Landstrasse, der späteren F 175 - jetzt B 175, stand bis vergangenes Jahr ein Bahnwärterhaus mit einem alten Wagenkasten als Schuppen. Teilweise war dort der alte Bahndamm noch zu erahnen. Leider habe ich dies nie fotografiert, auch weil dort der Streckenverlauf der DW total zugewachsen war. Die Häuser gehören zu Niederschindmaas.
Nachschuss in Richtung Mosel mit dem VW-Werk im Hintergrund. Etwa in dieser Höhe gab es Ende der 1970er Jahre in Zusammenhang mit dem Bau des Gelenkwellenwerkes durch den französischen Citroen-Konzern Planungen, einen Abzweig von der Hauptbahn in die Anschlussbahn zu errichten, um neben den Güterzügen zu den Schichtwechselzeiten Personenzüge an einem zu bauenden Bahnsteig neben dem Werk halten zu lassen. Im Bahnhof Mosel sollte das Gleis, ähnlich dem jetzigen Verlauf aus der VW-Anschlussbahn, wieder in die Hauptbahn eingebunden werden. Hintergrund waren Planungen, in Zusammenarbeit von DDR, CSSR und Ungarn unweit von Mosel ein gemeinsames Automobilwerk zu errichten. Leider hatte die allmächtige Sowjetunion unter Breschnew etwas dagegen und somit verschwand das Projekt in der Schublade der DDR- bzw. RGW-Wirtschaftsgeschichte. Seitens der Deutschen Reichsbahn gingen die Planungen soweit, dass man gegenüber dem Moseler Befehlsstellwerkes B2 mittels einer Hebebühne die Höhe eines vorgesehenen Gleisbildstellwerkes ermittelte, von dem man einen Überblick über den Bahnhof hatte.
Ein Teil der Anschlussbahn wurde bereits mit dem Bau des Gelenkwellenwerkes errichtet. Das neue VW-Werk hat also eine schon etwas ältere Vorgeschichte!
Kurz vor dem Einfahrvorsignal von Mosel hat man einen Blick auf die umfangreiche Anschlussbahn des VW-Werkes. Bis zur Umstellung auf Lichtsignale stand dort ein Formvorsignal mit einem Stellweg der Drahtzugleitung von 1200 Metern bis zum Wärterstellwerk W1. In den 1970er Jahren war das Stellwerk noch mit Frauen besetzt und ihr könnt euch gutt vorstellen, wie anstrengend es für sie war, sowohl im Sommer und besonders im Winter das Signal vollständig umzustellen. Der für die Beleuchtung des Signals verantwortliche Rangierleiter schleppte zwei volle Progangaslampen über 2,5 Kilometer bis dorthin und nahm die leeren Flaschen mit zurück, obwohl die Möglichkeit bestand, dies mit der Rangierlok zu erledigen.
Links in dem Backsteingebäude befand sich bis etwa 1980 eine Trafostation. Unmittelbar daneben verläuft die B 175, früher als F 175 war sie gepflastert hatte eine Obstbaumallee. Asphaltiert und ausgebaut wurde sie in Zusammenhang mit dem Bau des Gelenkwellenwerkes.
Noch ein Blick zurück auf Niederschindmaas. Das einzelne Haus am Hang gehört schon zu Schönbörnchen, wo sich der gleichnamige Haltepunkt befindet.